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Jahresbericht 2009 - Gesellschaft für Maritime Technik eV

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Flottenkommando Fakten und Zahlen <strong>2009</strong><br />

Zwar gibt es von einer Meeresregion und Flotte zur anderen deutliche Unterschiede, doch im<br />

Durchschnitt wurden die Flotten lediglich um 2 % jährlich verkleinert. Dies wird durch die technischen<br />

Fortschritte bei der Fangeffizienz mehr als ausgeglichen (ein Zuwachs um schätzungsweise<br />

2 bis 3 % pro Jahr). Das Missverhältnis zwischen Flottengröße und verfügbaren Fischbeständen<br />

wurde nicht behoben. Insgesamt führt dies zu geringeren Anlandemengen und einer<br />

stärkeren Abhängigkeit des EU-Marktes von Einfuhren.<br />

Eine weitere wichtige Folge des Teufelskreises aus Überfischung, Überkapazität und geringer<br />

wirtschaftlicher Belastbarkeit ist der starke politische Druck, die kurzfristigen Fangmöglichkeiten<br />

zulasten der künftigen Nachhaltigkeit der Industrie zu steigern. Aufgrund des anhaltenden politischen<br />

und wirtschaftlichen Drucks haben die Industrie und die Mitgliedstaaten unzählige Ausnahmen<br />

und Sondermaßnahmen gefordert. In vielen Fällen gelang es der Industrie, den kurzfristigen<br />

negativen wirtschaftlichen Folgen dieser Maßnahmen zu begegnen, wodurch noch detailliertere<br />

Maßnahmen erforderlich wurden. Durch ein solches Mikromanagement wird es immer<br />

komplexer und unüberschaubarer, im riesigen, vielfältigen europäischen Fischereisektor Aufzeichnungen<br />

zu führen, Beschlüsse zu fassen und umzusetzen sowie Aufsicht zu führen; außerdem<br />

ist dies mit steigenden Verwaltungs- und Kontrollkosten verbunden.<br />

Diese Sachlage ergab sich im Zusammenhang mit umfangreichen öffentlichen Finanzhilfen<br />

<strong>für</strong> die Fischereiwirtschaft, was unter anderem bewirkte, dass die Überkapazität künstlich aufrechterhalten<br />

wurde. Zusätzlich zu Direktbeihilfen aus dem Europäischen Fischereifonds und<br />

vergleichbaren einzelstaatlichen Beihilferegelungen kommt die Fischereiwirtschaft in den Genuss<br />

zahlreicher indirekter Subventionen, deren wichtigste die vollständige Befreiung von Kraftstoffsteuern<br />

ist. Anders als andere Wirtschaftszweige hat die Fischereiwirtschaft außerdem kostenlos<br />

Zugang zu den natürlichen Ressourcen, die sie nutzt, und braucht nicht die Kosten <strong>für</strong> die<br />

öffentliche Verwaltung mitzutragen, die mit ihrer Tätigkeit verbunden sind, wie beispielsweise<br />

die Kosten <strong>für</strong> die Aufsicht und Sicherheit auf See. Schätzungen zufolge dürften in mehreren<br />

Mitgliedstaaten der EU-27 die Kosten, die dem öffentlichen Haushalt durch die Fischerei entstehen,<br />

den Gesamtwert der Fänge übersteigen. Mit einfachen Worten heißt dies, dass die Europäer<br />

ihren Fisch praktisch zweimal bezahlen: einmal im Geschäft und dann noch einmal über ihre<br />

Steuern.<br />

Die internationalen Fischereiorganisationen (NAFO <strong>für</strong> den Nordwestatlantik/<br />

NEAFC <strong>für</strong> den Nordostatlantik 2 ) behandeln im Wesentlichen die Bewirtschaftungsmaßnahmen<br />

<strong>für</strong> die im Rahmen der Konvention regulierten Fischbestände. Sie beschäftigen sich allerdings<br />

auch mit einem weiteren Dauerthema, der illegalen Fischerei. Zur Bekämpfung dieser beschlossen<br />

die Vertragsparteien bei NAFO und NEAFC, ein Versorgungs- und Einfahrverbot <strong>für</strong> die in<br />

illegaler, nicht regulierter und nicht gemeldeten Fischerei (IUU-Fischerei) verwickelten Schiffe zu<br />

erlassen. Darüber hinaus hat die Fischereikommission <strong>für</strong> den Nordostatlantik (NEAFC) eine Hafenstaatkontrolle<br />

vereinbart, um die illegale Fischerei zu erschweren. Ausländische Fischereifahrzeuge<br />

dürfen zukünftig gefrorene Fischereierzeugnisse nur dann in Häfen von NEAFC-<br />

Mitgliedern anlanden, wenn der Flaggenstaat dem Hafenstaat hier<strong>für</strong> die Erlaubnis erteilt hat.<br />

Auch die vom Hafenstaat durchzuführenden Inspektionen im Fischereibereich werden dabei intensiv<br />

durchgeführt. Verschiedene Einzelstaaten wie z. B. Norwegen führen Schwarze Listen, auf<br />

denen Fischereifahrzeuge gelistet werden, die wiederholt durch Verstöße und illegale Fischerei<br />

aufgefallen sind. Diese Schwarzen Listen werden publiziert und helfen hierdurch, die illegalen<br />

Aktivitäten oder den Absatz illegal gefangenen Fischs zu unterbinden.<br />

Einem weiteren wichtigen Thema widmet sich die Internationale Walfangkommission<br />

(IWC), diese tagte Ende Juni <strong>2009</strong> ergebnislos auf Madeira. Seit einem Jahr versucht eine Arbeitsgruppe<br />

aus 84 Ländern, die IWC zu reformieren. Immerhin konnte sich das Gremium darauf<br />

einigen, in kleineren Gruppen mindestens ein weiteres Jahr daran zu arbeiten. Die IWC war nicht<br />

in der Lage, verbindliche Entscheidungen zu treffen. Weder Be<strong>für</strong>worter noch Gegner des Walfangs<br />

können alleine die Dreiviertelmehrheit erzielen, die <strong>für</strong> Beschlüsse erforderlich ist. Auch<br />

wenn nur drei Staaten - Japan, Island und Norwegen - noch aktiven Walfang betreiben, verfügen<br />

diese über verhältnismäßig viele Stimmen. Laut Greenpeace sicherte sich Japan durch Zahlungen<br />

die Stimme kleinerer Staaten, vor allem von Pazifik- und Karibikinseln, die selbst nur eine<br />

jährliche Fangquote von zwei bis drei Walen besitzen.<br />

2 NEAFC: EU, Dänemark (<strong>für</strong> die Färöer und Grönland), Island, Norwegen und die Russische Konföderation<br />

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