Jahresbericht 2009 - Gesellschaft für Maritime Technik eV
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Flottenkommando Fakten und Zahlen <strong>2009</strong><br />
7.1.2 Deutsche Binnenschifffahrt<br />
Deutschland hat in der europäischen Güterbinnenschifffahrt eine herausragende Bedeutung.<br />
Über 50% aller westeuropäischen Wasserstraßen mit Ausbaustand Klasse Va aufwärts<br />
(GMS4 110 m) liegen in Deutschland. 50% der gesamten Güterverkehrsleistungen der EU-27<br />
werden auf deutschen Binnenwasserstraßen erbracht. Auch wesentliche Teile des Verkehrs auf<br />
ausländischen Wasserstraßen haben Ziel oder Quelle in Deutschland. Damit ist der<br />
Binnenschiffsverkehr in Deutschland weitgehend ein grenzüberschreitender Güter- und<br />
Transitverkehr.<br />
Binnenhäfen liegen im Zentrum der Wirtschaft, denn 56 von 72 deutschen Wirtschaftsräumen<br />
verfügen über einen Wasserstraßenanschluss. Mit ihren ausgeprägten Stärken - leistungsfähig,<br />
flexibel und Verknüpfung mit den Verkehrsträgern Lkw und Schiene - sind Binnenhäfen<br />
zuverlässige und idealen Partner <strong>für</strong> den Transport. An den Hafenstandorten sind 2.000 Personen<br />
in den Hafenverwaltungen beschäftigt, gleichzeitig sind die Häfen Standorte <strong>für</strong> 2.800<br />
Unternehmen der Logistik und verladenden Wirtschaft, die insgesamt 235.000 Personen<br />
beschäftigen. Insgesamt kann dem System Wasserstraße ein Beschäftigungspotenzial von etwa<br />
400.000 Mitarbeitern zugerechnet werden, das sich hauptsächlich aus Zulieferern, logistischen<br />
Systempartnern und Beschäftigten der verladenden Wirtschaft rekrutiert.<br />
Die Binnenschifffahrt hat im Verbund der Verkehrssysteme neben Straße und Schiene eine<br />
wichtige Funktion als Verkehrsträger im Güterverkehr. Sie stellt national und international einen<br />
unentbehrlichen Verkehrsträger dar, der besonders gut <strong>für</strong> den Transport von Gefahrgut und<br />
Massengütern über lange Strecken geeignet ist (Schwerlasten, industrielle Massenfrachten,<br />
Bauprodukte, Abfall) und eine besondere Rolle beim Umschlag von Containern aus Seehäfen in<br />
das europäische und inländische Hinter- bzw. Binnenland übernehmen kann. Darüber hinaus ist<br />
die Binnenschifffahrt einer der sichersten, wirtschaftlichsten und umweltfreundlichsten<br />
Verkehrsträger überhaupt.<br />
Die deutsche Binnenschifffahrt beförderte im Jahr 2008 rund 246 Mio t über 64 Mrd tkm. Der<br />
innerdeutsche Verkehr ging dabei um 3,3% und der Versand ins Ausland um 4,0% zurück. Der<br />
grenzüberschreitende Empfang aus dem Ausland ist dagegen um 0,2 % angestiegen und<br />
erreichte einen Anteil von fast 44 % an allen Transporten der Binnenschifffahrt. Hier zeigt sich<br />
auch die wichtige Verteilerfunktion der Binnenschifffahrt <strong>für</strong> die Waren aus den<br />
niederländischen und belgischen Seehäfen im Hinterlandverkehr, zumal auch die<br />
Gütertransporte im Durchgangsverkehr immerhin noch eine Zunahme von 0,6 % aufwiesen.<br />
Nach Angaben der Dutch Inland Shipping Information Agency (BVB) beträgt der CO2-Ausstoß<br />
beim Lkw 320, bei der Eisenbahn und beim Binnenschiff nur 65 Gramm je Tonnenkilometer. Des<br />
Weiteren werden noch die Nox Emissionen betrachtet, LKW 2,5; Eisenbahn 1,4 und Binnenschiff<br />
1,0 Gramm je Tonnenkilometer. Anders sieht es bei den SO2 Emissionen aus, LKW 0,01; Eisenbahn<br />
0,09 und Binnenschiff 0,07 Gramm pro Tonnenkilometer. Man hat sich daher 2007 darauf<br />
geeinigt, nur noch schwefelarme Kraftstoffe einzusetzen um diesen Emissionsnachteil<br />
auszugleichen. Unter diesem Blickwinkel ist auch der Energiebedarf zu betrachten. So beträgt<br />
die Transportreichweite <strong>für</strong> eine Gütertonne bei gleichem Energieaufwand beim Binnenschiff<br />
500 km und bei der Eisenbahn 330 km jedoch beim Lkw nur noch 100 km. 5<br />
Das deutsche Netz der Bundeswasserstraßen hat eine Länge von rd. 7.476 km, darunter rd.<br />
2.700 km in den neuen Bundesländern. Hiervon entfallen 6.760 km auf Binnenschifffahrtsstraßen<br />
und rd. 754 km auf Seeschifffahrtsstraßen ohne Außenbereiche der seewärtigen Zufahrten. 35%<br />
der Netzlänge sind freie/geregelte, 41% staugeregelte Flussstrecken und 24% Kanäle. Zu den<br />
staugeregelten Bundeswasserstraßen zählen Weser, Oberrhein, Neckar, Main, Mosel, Saar und<br />
Donau. Seit 1992 verbindet der Main-Donau-Kanal die Nordsee mit dem Schwarzen Meer. 6.000<br />
km der 7.476 km Bundeswasserstraßen sind klassifizierte europäische Wasserstraßen, davon 25%<br />
mit regionaler Bedeutung (Wasserstraßenklasse I bis III) und 75% mit internationaler Bedeutung<br />
(Klasse IV bis VIc).<br />
4 GMS - Großmotorschiff<br />
5 vgl.: European Barge Union (Hrsg.) – Binnenschifffahrt: Gütertransport mit Power – Ausgabe 2008/<strong>2009</strong><br />
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