Jahresbericht 2009 - Gesellschaft für Maritime Technik eV
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Flottenkommando Fakten und Zahlen <strong>2009</strong><br />
5.5.3 <strong>Maritime</strong> Umwelttechnik<br />
Die zunehmende Nutzung der Meere als Transportweg, Rohstofflieferant und<br />
Nahrungsquelle erfordert neuartige technische Lösungen zum Schutz der Umwelt bei<br />
wirtschaftlich vertretbaren Kosten. Die messtechnische Erfassung von Daten über den<br />
physikalischen und chemischen Zustand der Weltmeere zur Erkundung natürlicher<br />
Veränderungen, der Auswirkung von Schadstoffeinträgen und der Erfolge bei der<br />
Ursachenbekämpfung sind Ansatzpunkte <strong>für</strong> Forschung und Entwicklung bedarfsorientierter<br />
Produkte und Methoden.<br />
Marine Umwelttechnik beschränkt sich heute im Wesentlichen auf die Bekämpfung von<br />
Schadstoffverunreinigungen im Wasser, insbesondere durch Öl. Für die Verhütung von Öl- oder<br />
Chemikalienunfällen, Überwachung auf See und auf Binnengewässern,<br />
Öl-/Chemikalienunfallbekämpfung und <strong>für</strong> die Entsorgung von schadstoffbelasteten<br />
Komponenten ausgedienter maritimer Anlagen werden mechanische, chemische und biologische<br />
Verfahren entwickelt, die je nach Wassertiefe, Seegang, Strömung sowie Ölart und -menge in<br />
der Lage sind, Schadstoffunfälle zu bekämpfen.<br />
Die Nachfrage nach Geräten zur Ölunfallbekämpfung ist beachtlich und wird auch in Zukunft<br />
weiter steigen, weil insbesondere durch die verstärkte Ölgewinnung im Offshore-Bereich in den<br />
Schwellenländern und in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion solche Geräte benötigt<br />
werden.<br />
5.5.4 Hydrographie<br />
Für den Nautiker ist Hydrographie die Beschreibung von Gewässern und Meeresboden <strong>für</strong> die<br />
Schifffahrt und damit eine der ältesten Wissenschaften. Schon im Mittelalter notierten Seefahrer<br />
ihre Beobachtungen zu Küsten, Wassertiefen, Riffs, gefährlichen Strömungen etc. Daraus<br />
entstanden später die ersten Seekarten, die buchstäblich in Gold aufgewogen wurden, da sie <strong>für</strong><br />
das Überleben oder den Untergang ganzer Flotten entscheidend sein konnten. Dennoch blieb<br />
die Seeschifffahrt aufgrund der Ungenauigkeit der Karten lange Zeit ein lebensgefährliches<br />
Abenteuer. Zuverlässige Seekarten mit genauen Positions- und Tiefenbestimmungen gab es erst<br />
ab 1759 mit der Erfindung der Präzisionsuhr durch den Engländer John Harrison. Mit den<br />
zuverlässigen hydrographischen Karten des 19 Jahrhunderts wurde quasi die erste<br />
Globalisierungswelle mit Blick auf den seinerzeit einsetzenden weltwirtschaftlichen Handel<br />
ausgelöst.<br />
Heute ist die Einrichtung hydrographischer Dienste <strong>für</strong> Küstenstaaten völkerrechtlich<br />
vorgeschrieben. In Deutschland nimmt das BSH diese Aufgaben an seinem Rostocker Dienstsitz –<br />
dem Zentrum <strong>für</strong> Hydrographie – wahr. Die Aufgaben der Hydrographie haben sich aber<br />
inzwischen grundlegend verändert. Neue <strong>Technik</strong>en wie GPS, Satellitentechnik und moderne,<br />
hochauflösende Sonare bringen „Licht“ in das Dunkel der Weltmeere; elektronische<br />
Seekartensysteme ermöglichen eine Navigation mit nie gekannter Genauigkeit. Hydrographie<br />
erfasst und beschreibt die Hydrosphäre, d.h. Gewässer und Meere. Diese sind Wirtschaftsraum<br />
und Umwelt zugleich, und gelten als bedeutende Verkehrsträger. Der Meeresboden liefert<br />
darüber hinaus wichtige Bodenschätze wie Erdöl und Erdgas, über ihn laufen Pipelines, Stromund<br />
Telefonleitungen. Das Meer versorgt den Menschen mit Nahrung und bestimmt wesentlich<br />
unser Klima. Hydrographie leistet dazu einen entscheidenden Beitrag, denn eine gute Kenntnis<br />
der Gewässer ist zwingende Voraussetzung <strong>für</strong> eine schonende Nutzung und sichere Schifffahrt.<br />
Die Vereinten Nationen haben 2006 der Hydrographie deshalb erstmals einen „eigenen Tag“<br />
gewidmet, um einmal im Jahr auf die besondere Bedeutung der Hydrographie <strong>für</strong> eine sichere<br />
Seeschifffahrt, <strong>für</strong> die Meeresforschung und den Umweltschutz hinzuweisen. Die Erfassung aller<br />
charakteristischen Meeresdaten durch die Hydrographie ist <strong>für</strong> eine nachhaltige Nutzung der<br />
Meere unverzichtbar, da verlässliche hydrographische Geodaten die Grundvoraussetzung <strong>für</strong> die<br />
Sicherheit der Seeschifffahrt, <strong>für</strong> die Offshore-Industrie sowie <strong>für</strong> den Meeres- und Küstenschutz<br />
sind.<br />
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