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Jahresbericht 2009 - Gesellschaft für Maritime Technik eV

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Flottenkommando Fakten und Zahlen <strong>2009</strong><br />

12.4 Politische und Militärische Reaktionen auf Piraterie<br />

In den frühen 80er Jahren wurde unter dem Dach des International Chamber of Commerce<br />

(ICC), neben anderen Abteilungen zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens, das<br />

International <strong>Maritime</strong> Bureau (IMB) mit Sitz in London zur Bekämpfung der Piraterie<br />

eingerichtet. Am 1. Oktober 1992 folgte die Gründung des Piracy Reporting Center in Kuala<br />

Lumpur in Malaysia. Die IMO entschied, dass ab dem 31. Juli 1995 das RPC einen monatlichen<br />

Bericht zu Piraten- und anderen bewaffneten Überfällen auf Handelsschiffe herausgeben sollte.<br />

Das RPC fungiert im Wesentlichen als Informations- und Warndienst <strong>für</strong> die internationale<br />

Handelsschifffahrt, erfasst rund um die Uhr alle gemeldeten Piraten- und bewaffneten Überfälle<br />

und fasst sie in einem monatlichen Bericht an die IMO zusammen. Es wird als<br />

Selbsthilfeeinrichtung von Reedereien und Schiffsversicherern weltweit finanziert. Die täglich<br />

aktuellen Lage- und Warnmeldungen zur Piraterie werden im Internet bereitgestellt.<br />

Die IMO befasst sich mit dem Thema der Bekämpfung von Piraterie auf höchster Ebene, z.B.<br />

in der Vollversammlung der UNO. Der UN-Generalsekretär geht in seinen jährlichen Berichten<br />

zum Seerecht hierauf wie auch auf andere Formen der Kriminalität auf See ein. Eine<br />

Bekämpfung von Piraten auf Hoher See findet kaum statt, weil sich die überwiegende Anzahl<br />

der Piratenüberfälle in Hoheitsgewässern bzw. in küstennahen Meerengen der Dritten Welt<br />

ereignet, wo die Fähigkeiten zur Kontrolle der eigenen Küstengewässer kaum über den<br />

eigentlichen Hafenbereich hinaus reicht.<br />

Im südostasiatischen Bereich versuchen Singapur, Malaysia und Japan, die Piraterie<br />

einzudämmen, weil die internationalen Seetransportwege zu ihren Häfen oftmals durch Piraten<br />

verseuchte Gewässer führen. In Konferenzen mit Anrainerstaaten der südostasiatischen Region<br />

und mit bilateralen Vereinbarungen wird versucht, eine multinationale Piratenbekämpfung<br />

aufzubauen.<br />

Als einen ersten Schritt hat Malaysia angesichts der zunehmenden Piratenüberfälle und<br />

Bedrohungen der Schifffahrt durch Terrorismus eine eigenständige Dienststelle zur<br />

Piratenbekämpfung eingerichtet, die Malaysian <strong>Maritime</strong> Enforcement Agency (MMEA),<br />

deren Auftrag die Überwachung der Malakkastraße ist. Alljährlich passieren diese Wasserstraße,<br />

eine Meerenge von 800 km Länge, über 50.000 Schiffe. Mit derzeit 73 Patrouillenbooten und<br />

drei Hubschraubern der malaysischen Marine werden die Malakkastraße und die angrenzenden<br />

nationalen Gewässer kontrolliert. Hinzu kommen 53 Speedboote mit 1,5 t Verdrängung, die eine<br />

Höchstgeschwindigkeit von 45kn erreichen. Diese wurden in den letzten Jahren in zwei Losen<br />

neu beschafft. Bis Ende <strong>2009</strong> sollen noch zwei kleinere Überwachungsflugzeuge folgen. Ein<br />

Großteil der Ausrüstung wurde in den Jahren 2005 bis Ende 2007, zum Teil aus Beständen der<br />

Malaysischen Marine übernommen.<br />

Im westafrikanischen Bereich bemüht sich Nigeria mit einem Anteil von 80% des<br />

Handelsschiffsverkehrs in dieser Region um eine flächendeckende Überwachung seiner<br />

Hoheitsgewässer durch die Marine. Mehrmals täglich werden die Küstengewässer mit<br />

Hubschrauber- und Bootspatrouillen abdeckt. Als Besonderheit hat Nigeria mit seinen<br />

Nachbarländern vereinbart, dass <strong>für</strong> die Piratenverfolgung ihre Einheiten bis zu 15 sm in die<br />

Territorialgewässer des jeweiligen Nachbarn eindringen dürfen.<br />

Seit Anfang <strong>2009</strong> findet die Operation ATALANTA im Seegebiet Golf von Aden und<br />

Ostküste Somalias unter der Führung der EU statt. Sie dient sowohl der Bekämpfung von<br />

Piraterie als auch der Absicherung der durch das Seegebiet fahrenden Handelsschiffe des World<br />

Food Program (WFP). Durch Gruppenbildung entlang eines festgelegten Korridors und der<br />

unmittelbaren Abwehr von Angriffen auf einzelne Schiffe sollen die Fahrzeuge vor Übergriffen<br />

von Piraten geschützt werden. Werden im Zuge dieser Operationen Piraten festgenommen,<br />

werden sie den Justizbehörden bestimmter Anrainerstaaten (bisher am häufigsten Kenia)<br />

übergeben.<br />

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