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Jahresbericht 2009 - Gesellschaft für Maritime Technik eV

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Flottenkommando Fakten und Zahlen <strong>2009</strong><br />

18<br />

10.2.5 Erdgasversorgung – Bedarf, Aufkommen und Verbrauch<br />

Erdgas hat auch im Jahr 2008 seinen überaus wichtigen Anteil an der Energieversorgung<br />

Deutschlands behauptet. Nach Angaben der AGEB deckte Erdgas insgesamt einen Anteil von<br />

22,1% des deutschen Primärenergieverbrauchs und lag damit hinter Mineralöl auf Rang 2. Die<br />

deutsche Gaswirtschaft bezieht Erdgas auf der Basis langfristiger Lieferverträge, deren<br />

Laufzeiten zum Teil über das Jahr 2025 hinausgehen.<br />

Eine sichere Erdgasversorgung der Bundesrepublik Deutschland wird unter anderem durch<br />

Untertage-Erdgasspeicher gewährleistet. Über 86% des verbrauchten Erdgases werden<br />

importiert. Die Gasspeicherung in Deutschland zeigt seit Jahren durch die Einrichtung neuer und<br />

durch die Erweiterung bestehender Speicher einen deutlichen Aufwärtstrend. Diese Entwicklung<br />

erfuhr im Berichtsjahr einen besonderen Energieschub. Vor dem Hintergrund zunehmender<br />

Erdgasimporte sowie der Perspektive, dass diese in den nächsten Jahrzehnten speziell aus dem<br />

russischen Raum zunehmen werden, übernehmen Speicher eine tragende Rolle in der<br />

Gaswirtschaft und Energiepolitik. Ihre strategische Bedeutung und Wertschätzung wird mit einer<br />

Zunahme der Importabhängigkeit wachsen.<br />

Die Medien berichteten im Berichtszeitraum regelmäßig zum Thema Erdgasversorgung und<br />

Speicherung sowie über den Bau der geplanten Ostseepipeline „Nord Stream“. Das Thema<br />

Krisenbevorratung von Erdgas stand im letzten Jahr im Rahmen der Georgienkrise und<br />

insbesondere des Erdgaslieferkonfliktes Russland-Ukraine auf der Tagesordnung von Politik und<br />

Wirtschaft. Die GAZPROM hatte Anfang Januar <strong>2009</strong> die Lieferung von Erdgas <strong>für</strong> Westeuropa<br />

durch die Ukraine gestoppt, um ihre finanziellen Forderungen gegenüber der Ukraine<br />

durchzusetzen. Der vergangene, vergleichsweise kalte Winter 2008/<strong>2009</strong> hat in Zusammenhang<br />

mit der Gaskrise die deutschen Gasspeicher auf eine Probe gestellt. Die „klassische“ Aufgabe der<br />

Untertage-Gasspeicher ist der Ausgleich tages- und jahreszeitlicher Verbrauchsspitzen.<br />

Als Speichertypen existieren Poren- und Kavernenspeicher. Porenspeicher dienen dabei<br />

grundsätzlich zur saisonalen Grundlastabdeckung. Kavernenspeicher sind in ihrer Nutzung eher<br />

mit unterirdischen Druckbehältern vergleichbar und daher besonders <strong>für</strong> tageszeitliche<br />

Spitzenlastabdeckungen geeignet. In Deutschland gibt es insgesamt 47 solcher Speicherbetriebe<br />

mit einem Arbeitsgasvolumen 20,3 Mrd. m³. Weltweit existieren 624 Betriebe mit einem<br />

Volumen von 347,1 Mrd. m³. Die meisten gibt es in den USA mit 385 Betrieben und einem<br />

Volumen von 105,6 Mrd. m³. Die größten gibt es in Russland, wo sich ein Volumen von 95,6 Mrd.<br />

m³ auf nur 22 Betriebe verteilt.<br />

In Norddeutschland hängen weitere Speicherprojekte unmittelbar mit dem Bau der<br />

Ostseepipeline vom russischen Wyborg, westlich von Sankt Petersburg, bis in die Nähe von<br />

Greifswald zusammen. Die Leitung hat eine wichtige Bedeutung <strong>für</strong> den europäischen<br />

Erdgasmarkt und neue Standorte <strong>für</strong> Gasspeicher in Deutschland. Die Seetrasse wird eine Länge<br />

von rund 1.200 km aufweisen. Das Projekt soll aus zwei parallelen Strängen bestehen, die Ende<br />

2011 bzw. 2012 fertig gestellt sein und über eine Transportkapazität von je 27,5 Mrd. m³ pro<br />

Jahr verfügen sollen. Die Gesamtinvestitionen <strong>für</strong> das Projekt werden mit über 7 Mrd. EUR<br />

angegeben. Ende 2008 wurde der Antrag gestellt und die Unterlagen <strong>für</strong> die öffentliche<br />

Beteiligung ausgelegt. Bis Mitte 2010 sollen im Greifswalder Bodden die Verlegearbeiten<br />

beginnen. Mit dem Bau der Ostseepipeline wird eine neue Ära der Versorgung Mittel- und<br />

Westeuropas mit russischem Erdgas eingeleitet.<br />

Die Situation zum Jahresbeginn <strong>2009</strong> im Erdgaskonflikt zwischen Russland und der Ukraine<br />

macht die große energiewirtschaftliche Bedeutung der „Nord Stream“ und der Gasspeicherung<br />

deutlich: Mit der Ostseeleitung kann langfristig die Lieferung großer Erdgasmengen <strong>für</strong> die<br />

Europäische Union ohne Transitstaaten wie der Ukraine, Polen oder Weißrussland gesichert<br />

werden. Deutschland würde dann selbst zu einem Erdgas-Transitland werden, da die durch die<br />

Ostseeleitung ankommenden Gasmengen auch <strong>für</strong> andere Staaten in Westeuropa von<br />

Bedeutung sein werden.<br />

18 vgl.: Landesamt <strong>für</strong> Bergbau, Energie und Geologie Niedersachsen– Erdöl und Erdgas in der<br />

Bundesrepublik Deutschland 2008 – Hannover, April <strong>2009</strong><br />

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