Jahresbericht 2009 - Gesellschaft für Maritime Technik eV
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Flottenkommando Fakten und Zahlen <strong>2009</strong><br />
10.3 Rohstoffversorgung 23<br />
10.3.1 Allgemeines<br />
Rohstoffe bilden eine unverzichtbare Grundlage des Lebens in modernen Industrie- und<br />
Dienstleistungsgesellschaften. Wirtschaftlichkeit, Versorgungssicherheit, Umweltverträglichkeit<br />
und Ressourcenschonung sind die zentralen Ziele jeder Energie- und auch Rohstoffpolitik.<br />
Mit dem sich immer weiter vollziehenden Wandel von ehemals Entwicklungs- und<br />
Schwellenländern hin zu modernen Industrienationen nimmt die weltweite Bedeutung von<br />
Rohstoffen und ihre Veredelung weiter zu. Globalisierung und Liberalisierung der<br />
internationalen Märkte haben die Beschaffungs- und Absatzmöglichkeiten beträchtlich<br />
ausgeweitet. Zugleich aber haben sie auch den Wettbewerbsdruck auf die Industrienationen<br />
wegen der internationalen Nachfragekonkurrenz und der Abhängigkeit von den Entwicklungen<br />
auf den Weltmärkten erhöht.<br />
Die derzeitige Rohstoffhausse bricht alle Rekorde der vergangenen Jahrzehnte. Seit<br />
2002/2003 überschlagen sich die Nachrichten über neue Preishöchststände bei Energie- und<br />
Metallrohstoffen. Im Vergleich zu den Hochpreisphasen in den 1960er bis 1990er Jahren, die<br />
jeweils nicht langer als 34 Monate andauerten und zu einer maximalen Verdoppelung der<br />
Rohstoffpreise führten, befinden wir uns seit 2003 inmitten eines Rohstoff-Superzyklus. Die<br />
Preisausschläge dieser Rohstoffhausse von mehreren hundert Prozent galten noch vor wenigen<br />
Jahren als unvorstellbar.<br />
Selbst im Jahr 2007 hielten Marktanalysten Preisanstiege, wie wir sie seit Ende 2007/Anfang<br />
2008 <strong>für</strong> Erdöl, Platin, Gold, Chrom oder Koks erlebten, <strong>für</strong> unwahrscheinlich. Kleinste<br />
Lieferengpässe, hervorgerufen durch Produktionsausfälle bei Naturkatastrophen,<br />
Stromausfällen oder Streiks in wichtigen Lieferländern verunsichern derzeit den Weltmarkt und<br />
lassen die Rohstoffpreise haussieren. Der Rohstoff-Superzyklus hat Ausmaße erreicht, wie wir sie<br />
in der modernen Wirtschaftsgeschichte so noch nicht gesehen haben. Der Strukturwandel auf<br />
den Rohstoffmärkten hat bereits alle Ebenen unserer <strong>Gesellschaft</strong> erfasst, sei es als Unternehmer<br />
oder als Privatperson an der Tanksäule, im Juweliergeschäft oder im Baumarkt.<br />
Angetrieben wird die Preisrally durch das ungebrochen hohe Wirtschaftswachstum Chinas,<br />
zukünftig sicherlich auch durch den zu erwartenden Rohstoffhunger anderer<br />
bevölkerungsreicher Länder wie Brasilien, Russland und Indien. Das Rohstoffangebot kann<br />
derzeit die hohe Nachfrage nicht bedienen. Die dramatisch gestiegenen Rohstoffpreise bereiten<br />
der von Importen abhängigen deutschen und europäischen Wirtschaft Sorge. Nicht nur, weil sie<br />
die Gewinnmargen in der Wertschöpfungskette reduzieren –zumindest dort, wo die<br />
Rohstoffpreise nicht weitergereicht werden können– sondern vor allem, weil durch die<br />
bestehenden hohen Preisvolatilitäten <strong>für</strong> Rohstoffe und zahlreiche Lieferrisiken die<br />
Planungssicherheit eingeschränkt ist. Deutsche und andere europäische Unternehmen stehen bei<br />
der Rohstoffbeschaffung und Produktion moderner Konsumgüter mit den aufstrebenden<br />
Industrienationen zunehmend im Wettbewerb. Preis- und Liefersicherungsmechanismen im<br />
Einkauf sowie der Erhalt funktionierender Marktmechanismen im Rohstoffhandel werden daher<br />
an Bedeutung gewinnen. Die Hochphase des Rohstoff-Superzyklus scheint <strong>für</strong> mineralische<br />
Rohstoffe seit 2007/2008 erreicht zu sein. Kennzeichnend <strong>für</strong> diese Phase ist eine hohe<br />
Preisvolatilität <strong>für</strong> fast alle Metallrohstoffe. Die Krise an den Finanzmärkten, der hohe Erdölpreis<br />
und die beginnende Abflachung des Weltwirtschaftswachstums sind jedoch erste Anzeichen <strong>für</strong><br />
ein mögliches Nachgeben der Metallpreise in den kommenden Jahren. Darüber hinaus haben<br />
sich die weltweiten Explorationsausgaben <strong>für</strong> NE-Metalle seit 2003 mehr als verfünffacht.<br />
Produktionserweiterungen bestehender Bergwerke und geplante Förderkapazitäten neuer<br />
Explorationsprojekte lassen erkennen, dass in den kommenden fünf Jahren bedeutende<br />
Produktionsmengen den Markt erreichen werden, wenn auch die Situation bei einigen<br />
Rohstoffen aufgrund von Verzögerungen bei der Inbetriebnahme von neuen Bergwerken<br />
angespannt bleiben dürfte.<br />
23 vgl.: BGR – Bundesrepublik Deutschland Rohstoffsituation 2007 – Hannover, Oktober 2008<br />
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