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Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

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FERNSEHEN UND POLITISCHE BILDUNG<br />

Aufgrund des Mediennutzungsverhaltens, der hohen Einschaltquoten von Sendungen<br />

mit Infotainmentcharakter, entsprachen und entsprechen die Sender – zur Steigerung<br />

der Einschaltquoten – den sch<strong>ein</strong>baren Bedürfnissen ihrer Rezipienten, indem sie immer<br />

mehr dieser Sendungen anbieten. 110 Der Effekt dieser Sendungen auf die Rezipienten<br />

ist jedoch schwer zu ermitteln, da die Frage, ob <strong>ein</strong> Informationseffekt, <strong>ein</strong> Unterhaltungs-<br />

oder <strong>ein</strong> <strong>Bildung</strong>seffekt entsteht, zwar nicht vollständig unabhängig vom<br />

Programmangebot zu sehen ist, jedoch zu <strong>ein</strong>em wesentlichen Teil durch die individuellen<br />

Nutzungsmotive der Zuschauer, ihre Interessen und Bedürfnisse entschieden<br />

wird. 111 <strong>Die</strong> mit dem Massenkommunikationsprozess verbundenen Rezipientenbedürfnisse<br />

112 waren Ende der 1960er/Anfang der 1970er Jahre verstärkt ins Blickfeld der<br />

Massenkommunikationsforscher gerückt.<br />

4.3 Der Uses-and-Gratifications-Approach<br />

Während man in der <strong>politische</strong>n <strong>Bildung</strong> früher der Überzeugung war, dass das Lernen<br />

der Schüler durch die Lehrer plan- und steuerbar ist, überwiegt inzwischen die<br />

Vorstellung, dass „gleiche Informationen höchst unterschiedlich wahrgenommen,<br />

gedeutet und verarbeitet werden.“ (Sander 2002, S. 42) <strong>Die</strong>se Vorstellung von der<br />

unterschiedlichen Aufnahme und Verarbeitung <strong>politische</strong>r <strong>Bildung</strong>sinhalte entspricht<br />

der durch den Uses-and-Gratifications-Approach 113 in die Medienwirkungsforschung<br />

<strong>ein</strong>gebrachten Vision vom aktiven Rezipienten und s<strong>ein</strong>em Einfluss auf den<br />

Massenkommunikationsprozess.<br />

110 Siehe hierzu u.a. Blödorn/Gerhards/Klinger 2000, Gerhards/Klingler 2006, Krüger 2004.<br />

111 So sprechen Hasebrink et al. auch von inzidentiellen <strong>Bildung</strong>sangeboten, d.h. primär informierende<br />

oder unterhaltend gem<strong>ein</strong>te Sendungen, die durchaus <strong>Bildung</strong>seffekte haben können. Denn während<br />

auf Seite der Produzenten – hinsichtlich Gestaltung und Intention – klare Unterschiede zwischen <strong>Bildung</strong>ssendungen<br />

und anderen Angeboten gemacht werden, (vgl. Hasebrink et al. 1993, S. 223) kann<br />

auf Rezipientenseite nicht von <strong>ein</strong>er klaren Differenzierung in <strong>ein</strong>deutige, lineare Effekte ausgegangen<br />

werden, d.h. auch unterhaltend gem<strong>ein</strong>te Sendungen können bildende Effekte auf bestimmte Rezipienten<br />

haben.<br />

112<br />

„Bedürfnisse verweisen immer auf <strong>ein</strong>en Mangel und sind mit dem Bestreben zur Beseitigung des<br />

Mangels, der Befriedigung verknüpft. […] Bedürfnisse motivieren also zu Handlungen, die zur Bedürfnisbefriedigung<br />

führen. (Vgl. Mikos 1994, S. 49)<br />

113 Im Folgenden werden die Begriffe ‚Uses-and-Gratifications-Approach’, ‚Nutzen- und Belohungsansatz’<br />

sowie ‚Nutzenansatz’ als Synonyme verwendet.<br />

101

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