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Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

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„STRUKTURWANDEL DER ÖFFENTLICHKEIT“ 1<br />

Massenmedien taugen laut Habermas im Rahmen der hergestellten Öffentlichkeit zu<br />

Wahlkampfzeiten nicht als Instrument der Willensbildung, sondern lediglich als Werbeträger,<br />

(vgl. ebd., S. 320) über den die Parteien versuchen, Einfluss zu nehmen auf<br />

die Wahlentscheidung der weitgehend passiven Bevölkerung. Um den unentschlossenen<br />

Wähler für sich zu gewinnen, stellen die Parteien <strong>ein</strong>e demonstrative und manipulative<br />

Öffentlichkeit her. Doch aus dieser kann k<strong>ein</strong>e demokratische M<strong>ein</strong>ungs- und<br />

Willensbildung hervorgehen, denn die zu werbepsychologischen Zwecken gemachten<br />

Angebote sind nicht durch Willen und Bewussts<strong>ein</strong> der Subjekte, sondern durch deren<br />

Unterbewussts<strong>ein</strong> vermittelt. (Vgl. ebd., S. 322)<br />

Das in mehrere Teilpublika zerfallene Publikum der Staatsbürger wird mit publizistischen<br />

Mitteln derart mediatisiert, dass es zwar für die Legitimation <strong>politische</strong>r Kompromisse<br />

beansprucht werden kann, jedoch weder an effektiven Entscheidungen beteiligt<br />

wird, noch zu <strong>ein</strong>er Beteiligung überhaupt fähig ist, (vgl. ebd., S. 325) obwohl<br />

immer mehr soziale Bedingungen privater Existenz durch öffentliche Gewalt aufrechterhalten<br />

und gesichert werden und diese „deshalb auch im Kommunikationsprozess<br />

<strong>ein</strong>es politisch autonomen Staatsbürgerpublikums geklärt“ (ebd., S. 326) werden müssten.<br />

Doch aus dem real existierenden Publikum kann sich k<strong>ein</strong>e öffentliche M<strong>ein</strong>ung<br />

ergeben, solange es lediglich zur Akklamation in Form <strong>ein</strong>er abstrakten Stimmabgabe<br />

im Rahmen der temporär hergestellten Öffentlichkeit benötigt und eigens dafür demonstrativ<br />

oder manipulativ erzeugt wird. 18 (Vgl. ebd., S. 326)<br />

2.2.2.2 Der Bürger als passiver, manipulierter Konsument<br />

<strong>Die</strong> bürgerliche Öffentlichkeit ging von der Vorstellung <strong>ein</strong>es gebildeten, mündigen<br />

und aktiven Bürgers aus. Doch mit dem Strukturwandel der Öffentlichkeit hat sich<br />

auch ihr Subjekt – das Publikum – verändert. Durch den sozialen Strukturwandel hat<br />

18 Im Kontext der öffentlichen M<strong>ein</strong>ungsbildung zu Wahlkampfzeiten setzt sich Habermas auch mit<br />

den Kommunikationsflüssen innerhalb des Publikums aus<strong>ein</strong>ander und orientiert sich dabei am Kommunikationsmodell<br />

des „two-step-flow“ von Elihu Katz und Paul F. Lazarsfeld (1940): Demnach<br />

fließt der <strong>politische</strong> M<strong>ein</strong>ungsstrom vertikal, von den höheren Statusgruppen zu den jeweils niedrigeren,<br />

ohne dass es dabei zu <strong>ein</strong>em Austausch von Argument und Gegenargument im Rahmen <strong>ein</strong>es<br />

räsonierenden Publikums und damit zu <strong>ein</strong>em Beitrag für die öffentliche M<strong>ein</strong>ungsbildung kommen<br />

würde. (Vgl. Habermas 1990, S. 315-316)<br />

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