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Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

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POLITISCHE TALKSHOW 1<br />

tivität der argumentativen Leistungen im Einzelnen strittig s<strong>ein</strong>“ (ebd., S. 288).<br />

Schultz gewann hinsichtlich der Entfaltung der Themen in <strong>politische</strong>n <strong>Talkshow</strong>s den<br />

Eindruck <strong>ein</strong>er gewissen Willkür:<br />

„Zwar gibt es in allen Sendungen immer wieder erkennbare Ordnungsbemühungen der<br />

Moderatoren, die verschiedenen Themenaspekte zu verschiedenen Zeiten des Gesprächs<br />

<strong>ein</strong>zuführen. <strong>Die</strong> Sendungen arbeiten jedoch nicht mit klar formulierten Untersuchungsaufgaben<br />

oder mit Themen, zu denen Argumente möglichst systematisch<br />

und geordnet zusammengetragen werden können. Sie bieten eher <strong>ein</strong> offenes Forum,<br />

in dem Positionen im Umkreis des Themas artikuliert und mit<strong>ein</strong>ander konfrontiert<br />

werden können.“ (ebd., S. 208)<br />

Schultz betont, dass die Gespräche auf <strong>ein</strong>em eher assoziativ anmutenden, von vielfachen<br />

Themensprüngen gekennzeichneten Strukturierungsniveau verbleiben, „das trotz<br />

s<strong>ein</strong>er Moderation in vielen Fällen den Charakter <strong>ein</strong>es ziellosen M<strong>ein</strong>ungsaustausches<br />

hat“ (ebd., S. 208).<br />

Vor allem aufgrund der durchschnittlichen Redezeiten in <strong>politische</strong>n <strong>Talkshow</strong>s sind<br />

argumentative Äußerungen der Diskussionsteilnehmer wenig komplex, so Schultz’<br />

Ergebnis; es bleibt kaum Raum für die Vermittlung vieler Informationen oder <strong>ein</strong>e<br />

ausholende Analyse und Argumentation: „<strong>Die</strong> kurzen Redezeiten zwingen die Sprecher<br />

dazu, ihre Beiträge stark zu verdichten und argumentationslogisch so weit abzukürzen,<br />

dass vor allem die zentrale Schlussfolgerung herausgestrichen und rhetorisch<br />

verstärkt wird.“ (ebd., S. 210)<br />

Schultz’ Inhaltsanalyse ergab, dass vor allem in Gesprächsrunden, die von Politikern<br />

dominiert werden, die argumentativen Anstrengungen, welche die Teilnehmer auf sich<br />

nehmen, vergleichsweise gering sind (vgl. ebd., S. 285) und selten das Niveau <strong>ein</strong>es<br />

abwägenden, komplexen und differenzierten Diskurses erreichen (vgl. ebd., S. 261).<br />

Insgesamt stellte Schultz fest, dass die Teilnehmer an <strong>politische</strong>n <strong>Talkshow</strong>s eher selten<br />

abwägend argumentieren, d.h. verschiedene, divergierende oder sich ausschließende<br />

Positionen und Argumentationsrichtungen erörtern, in Beziehung setzen und prüfen.<br />

Diskussionsbeiträge in den von Politikern dominierten <strong>Talkshow</strong>s „Sabine Christiansen“<br />

und „Berlin Mitte“ haben, laut Schultz’ Analyse, überwiegend <strong>ein</strong>en propagierenden,<br />

attackierenden Charakter, in ihnen wird eher wenig informiert, gedeutet, er-<br />

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