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Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

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POLITISCHE BILDUNG UND POLITISCHE TALKSHOW<br />

Oettinger hingegen versucht im Zusammenhang mit dem Themenaspekt Telekom,<br />

zwischen den zwei konträren Positionen der Gewerkschaft und der Telekom-<br />

Unternehmensführung zu vermitteln, indem er an beide Seiten appelliert, wieder zu<br />

verhandeln (siehe Anhang, S. 268-269, D 36). Da jedoch k<strong>ein</strong> Vertreter des Telekom-<br />

Managements an der Sendung teilnimmt, kann dieser Appell Oettingers nur als Imagewerbung<br />

für die eigene Person verstanden werden. Auch Clements geäußertes<br />

Verständnis für die Situation von Neumann (siehe Anhang, S. 280, D 80) sowie Oettingers<br />

geäußerte Bewunderung für deren Alltagsbewältigung (siehe Anhang, S. 289,<br />

D 121) müssen vor dem Hintergrund ihrer sonstigen Diskussionsbeiträge als Mittel zur<br />

positiven Selbstpräsentation verstanden werden. In diesem Sinne ist bei „hartaberafair“<br />

auch Höhlers geäußerte Betroffenheit nach Siggelkows Erzählungen zu bewerten:<br />

„Ja, ich muss Ihnen sagen, ich finde das so dramatisch, dass in <strong>ein</strong>er so reichen Gesellschaft<br />

eigentlich das, was Gesellschaften zusammenhält, am meisten fehlt. Und das ist<br />

Liebe. Man kann das ja auch mal so ausdrücken. Was er geschildert hat, was s<strong>ein</strong>e<br />

Kinder haben, im Unterschied zu anderen, ist ja Interesse, Zuwendung, Liebe.“<br />

(D 199)<br />

Ansonsten kommt es auch in der „hartaberfair“-Sendung kaum zu wirklicher Über<strong>ein</strong>stimmung<br />

zwischen den Diskutanten.<br />

<strong>Die</strong>se beziehen sich in ihren Äußerungen zwar häufig auf<strong>ein</strong>ander, die Kontrahenten Lauterbach/Höhler<br />

und Lauterbach/Pieper zeigen jedoch k<strong>ein</strong> Verständnis für die jeweils andere Position. Lediglich<br />

Seehofer steht zwischen den Positionen Pieper/Höhler und Lauterbach, was auch in s<strong>ein</strong>en Diskussionsbeiträgen<br />

deutlich wird: (z.B.)<br />

„Also, das Beispiel ist mit Sicherheit <strong>ein</strong>e Ausnahme, Fr. Höhler. Überwiegend ist es<br />

so, wie es im Film gezeigt worden ist. […] Das heißt, wir haben <strong>ein</strong>e Budgetierung<br />

mit <strong>ein</strong>em sinkenden Fallwert (Pieper nickt: Richtig), und jetzt sollten wir nicht so tun,<br />

als seien das k<strong>ein</strong>e Menschen. Wenn ich mehr arbeite und pro Fall weniger bekomme,<br />

darf ich mich nicht wundern, dass es dann manche Missstände gibt. Deswegen hat ja<br />

die Koalition, da müsstest du (zu Lauterbach) jetzt wieder zustimmen, ja beschlossen,<br />

dass das Honorierungssystem für Ärzte verändert werden muss.“ (D 58)<br />

Neben den wenigen deutlichen, sprachlich formulierten Zugeständnissen an andere<br />

Positionen signalisieren die Diskutanten teilweise auch Verständnis für die Äußerungen<br />

anderer Teilnehmer durch Nicken (siehe Anhang, „hartaberfair“, z. B. S. 302-344, D 47,<br />

65, 84, 129, 130, 138; „Maybrit Illner“, z. B. S. 275-290, D 66, 80, 111, 123) oder affirmative<br />

Einwürfe. <strong>Die</strong> meisten Urheber dieser non-verbalen wie verbalen Einwürfe drücken<br />

aber eher Unterstützung für die Äußerung <strong>ein</strong>es Diskutanten aus ihrem eigenen ‚Lager’<br />

aus, als Verständnis für <strong>ein</strong>e tatsächlich konträre Position. Beim Zuschauer dürf-<br />

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