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Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

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POLITISCHE TALKSHOW 1<br />

sehen; sie wurde 1990 bis 1998 mit Erich Böhme als Moderator und von 1998 bis<br />

1999 unter der Moderation von Stefan Aust ausgestrahlt. 155<br />

Nachdem die privaten Fernsehsender mit ihren Daily-Talks das Privatleben normaler<br />

Bürger bis zum Exzess auf den Bildschirm gebracht hatten, erlangten <strong>Talkshow</strong>s, die<br />

sich stattdessen mit ernsten <strong>politische</strong>n Themen befassten, bei Parteien und Politikern<br />

Akzeptanz: „Mitten im Privatfernsehen, das ansonsten durch Confrontainment und<br />

<strong>Talkshow</strong>s, die mit Tabu-Themen aus dem Intimen und Privaten Quoten machte, entstand<br />

hier <strong>ein</strong>e monothematische Gesprächssendung von <strong>politische</strong>r Relevanz“ (Knott-<br />

Wolf 2004, S. 12-13). „Talk im Turm“ zeichnete sich als<br />

„zeitgerechte, an <strong>ein</strong>em breiteren Publikumsgeschmack orientierte Modifikation der<br />

‚klassischen‘ <strong>politische</strong>n Fernsehgespräche […] vor allem durch die Vermischung<br />

sachlich-rationaler und emotional-unterhaltsamer Aus<strong>ein</strong>andersetzungen über aktuelle<br />

<strong>politische</strong> und gesellschaftliche Themen sowie durch <strong>ein</strong>e heterogene Teilnehmerstruktur<br />

(Politiker, ‚Experten‘, ‚Normalbürger‘) aus“ (Schicha/Tenscher 2002, S. 14).<br />

In die Sendung wurden meist mehrere Vertreter verschiedener Parteien, Verbände und<br />

Interessengruppen <strong>ein</strong>geladen, um divergierende <strong>politische</strong> Standpunkte auszutauschen.<br />

Neben Politikern traten Experten und Wissenschaftler auf, um die Gesprächsrunde<br />

mit potentiell zusätzlicher Kompetenz, Neutralität und Objektivität auszustatten.<br />

Bei der Auswahl der Gäste achtete man besonders auf Medientauglichkeit, <strong>Talkshow</strong>erfahrung<br />

und Unterhaltungswert. (Vgl. Meyer/Ontrup/Schicha 2000, S. 190)<br />

5.3.2 Vermittlung oder Inszenierung von Politik? – Zum Showcharakter <strong>politische</strong>r<br />

<strong>Talkshow</strong>s<br />

<strong>Die</strong> Tatsache, dass Politik in <strong>politische</strong>n <strong>Talkshow</strong>s inszeniert wird, ist für viele Kritiker<br />

<strong>ein</strong> Hauptmakel dieses Programmformats. Dabei gehört Inszenierung seit der Antike<br />

zur Politik, auch wenn Politikdefinitionen den inszenatorischen Charakter von<br />

Politik meist verschweigen. 156 Der Inszenierungsaspekt trägt der <strong>politische</strong>n Grundregel<br />

Rechnung, dass demokratische Politik zustimmungsabhängig und somit auch in<br />

der (medial hergestellten) Öffentlichkeit darstellungs- und begründungspflichtig ist.<br />

155 Nach dem Ausstieg des Moderators Erich Böhme 1998 lief der SAT1-Sendung das ARD-Format<br />

„Sabine Christiansen“ auf demselben Sendeplatz schnell den Rang ab.<br />

156 Siehe hierzu u.a. Falter 2002, Sarcinelli 2004(b).<br />

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