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Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

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„STRUKTURWANDEL DER ÖFFENTLICHKEIT“ 1<br />

blizistischen Einrichtungen wurden die Kommunikationswege stärker kanalisiert und<br />

die Zugangschancen zur öffentlichen Kommunikation immer stärkerem Selektionsdruck<br />

ausgesetzt. Damit entstand <strong>ein</strong>e neue Kategorie von Einfluss, nämlich <strong>ein</strong>e Medienmacht,<br />

die, manipulativ <strong>ein</strong>gesetzt, dem Prinzip der Publizität s<strong>ein</strong>e Unschuld<br />

raubte. <strong>Die</strong> durch Massenmedien zugleich vorstrukturierte und beherrschte Öffentlichkeit<br />

wuchs sich zu <strong>ein</strong>er vermachteten Armee aus, in der mit Themen und Beiträgen<br />

nicht nur um Einfluss, sondern um <strong>ein</strong>e in ihren strategischen Intentionen möglichst<br />

verborgene Steuerung verhaltenswirksamer Kommunikationsflüsse gerungen<br />

wird“ (ebd., S. 27-28).<br />

2.2.2.1 Akklamation statt Räsonnement – Werbung als Funktion der Öffentlichkeit<br />

Öffentlichkeit wird heute durch Öffentlichkeitsarbeit (Public Relations) von gesellschaftlichen,<br />

<strong>politische</strong>n und wirtschaftliche Organisationen hergestellt, die damit entscheidend<br />

in den Prozess der öffentlichen M<strong>ein</strong>ungsbildung <strong>ein</strong>greifen. Doch diese<br />

Öffentlichkeitsarbeit stellt k<strong>ein</strong>e Diskussionsöffentlichkeit her; sie hat die Funktion,<br />

die Repräsentanz und das Image von Organisationen, Verbänden etc. und ihren Funktionären<br />

in der Öffentlichkeit zu erhöhen. Durch sie wird Öffentlichkeit zum Hof, „vor<br />

dessen Publikum sich Prestige entfalten lässt – statt in ihm Kritik“ (ebd., S. 299). Für<br />

Habermas nimmt Öffentlichkeit durch Public Relations wieder feudale Züge an: Angebotsträger<br />

entfalten repräsentativen Aufwand vor folgebereiten Kunden und das rationale,<br />

öffentliche Räsonnement wird von <strong>ein</strong>er stimmungsabhängigen Konformität<br />

mit öffentlich präsentierten Personen abgelöst. (Vgl. ebd., S. 292)<br />

Publizität hat ihre kritische Funktion zugunsten der demonstrativen verloren: Öffentlichkeit<br />

wird nicht mehr als kritische Publizität zu Diskussionszwecken von ‚unten’<br />

gebildet, sondern zu Akklamationszwecken von ‚oben’ hergestellt und demonstrativ<br />

inszeniert. Öffentliche M<strong>ein</strong>ungsbildung wird demnach nicht mehr vom öffentlichen<br />

Räsonnement, sondern von Werbung bestimmt.<br />

In der neuen – von Habermas ‚refeudalisiert’ genannten – Öffentlichkeit sind Massenunterhaltung<br />

und Werbung an<strong>ein</strong>andergekoppelt, nehmen in Form der Public Relations<br />

nicht nur <strong>politische</strong>n Charakter an, sondern zwingen ihre Regeln auch dem Staat selber<br />

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