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Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

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„STRUKTURWANDEL DER ÖFFENTLICHKEIT“ 1<br />

Beratungen, wie sie in Gerichten oder parlamentarischen Ausschüssen stattfinden“<br />

(Habermas 2007) erlauben. Doch dies<br />

„ist auch nicht nötig, weil die <strong>politische</strong> Öffentlichkeit nur <strong>ein</strong> Verbindungsglied darstellt.<br />

Sie vermittelt zwischen den institutionalisierten Diskursen und Verhandlungen<br />

in staatlichen Arenen auf der <strong>ein</strong>en Seite, den episodischen und informellen Alltagsgesprächen<br />

potentieller Wähler auf der anderen Seite.<br />

<strong>Die</strong> Öffentlichkeit leistet zur demokratischen Legitimation des staatlichen Handelns<br />

ihren Beitrag, indem sie politisch entscheidungsrelevante Gegenstände auswählt, zu<br />

Problemstellungen verarbeitet und zusammen mit mehr oder weniger informierten und<br />

begründeten Stellungnahmen zu konkurrierenden öffentlichen M<strong>ein</strong>ungen bündelt.<br />

Auf diese Weise entfaltet die öffentliche Kommunikation für die M<strong>ein</strong>ungs- und Willensbildung<br />

der Bürger <strong>ein</strong>e stimulierende und zugleich orientierende Kraft, während<br />

sie das <strong>politische</strong> System gleichzeitig zu Transparenz und Anpassung nötigt. Ohne die<br />

Impulse <strong>ein</strong>er m<strong>ein</strong>ungsbildenden Presse, die zuverlässig informiert und sorgfältig<br />

kommentiert, kann die Öffentlichkeit diese Energie nicht mehr aufbringen.“ (ebd.)<br />

Habermas’ Anforderungen an die Medien in diesem Zusammenhang sind hoch, spiegeln<br />

jedoch die normativen <strong>politische</strong>n Funktionen, die in der Mediengesetzgebung<br />

– vor allem für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk – festgeschrieben sind. (Siehe<br />

Kapitel 4.2.1)<br />

2.4 Öffentlichkeit im 21. Jahrhundert<br />

Für <strong>ein</strong>e Aus<strong>ein</strong>andersetzung mit Kommunikation und ihrer Bedeutung für die <strong>politische</strong><br />

Öffentlichkeit in <strong>ein</strong>er Demokratie stellt Habermas’ „Strukturwandel der Öffentlichkeit“<br />

<strong>ein</strong>en wichtigen klassischen Bezugspunkt dar. <strong>Die</strong> heutige Medienöffentlichkeit<br />

ist <strong>ein</strong> ganz anderer Typ Öffentlichkeit als Habermas’ Idealtyp „Bürgerliche Öffentlichkeit“;<br />

aufgrund der Reflexion von Habermas’ Öffentlichkeitsverständnis lassen<br />

sich jedoch essentielle Ansatzpunkte für die Analyse <strong>politische</strong>r TV-<strong>Talkshow</strong>s als<br />

<strong>ein</strong>em in der aktuellen Gesellschaft wichtigen Format (medien-)öffentlicher Kommunikation<br />

resümieren.<br />

(1) Während das Idealmodell „Bürgerliche Öffentlichkeit“ nicht künstlich hergestellt<br />

und organisiert werden musste, ist es heute Aufgabe der Medien, Öffentlichkeit<br />

überhaupt erst herzustellen – zum Zweck der M<strong>ein</strong>ungs- und Willensbildung sowie<br />

der Kritik und Kontrolle der öffentlichen Gewalt. Somit sind die grundlegenden<br />

<strong>politische</strong>n Funktionen der bürgerlichen Öffentlichkeit und ihres Räsonnements die<br />

Ideale, an denen sich die (<strong>politische</strong>n) Funktionen der Medien orientieren.<br />

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