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Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

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POLITISCHE BILDUNG<br />

Andererseits sind die Medien ihrer Zielsetzung entsprechend primär auf das wirklich<br />

Neue, das Ungewöhnliche, das Sensationelle ausgerichtet, (vgl. Bericht der Bundesregierung,<br />

zitiert nach: Kuhn/Massing/Skuhr 1993, S. 403) liefern Hintergrundinformationen<br />

eher in geringerem Ausmaß. Durch die Expansion des Mediensektors sind darüber<br />

hinaus <strong>politische</strong> Medienangebote, d.h. Informationen, die die Bürger für ihre<br />

<strong>politische</strong> M<strong>ein</strong>ungsbildung heranziehen können, unübersichtlicher geworden. Es ist<br />

zu <strong>ein</strong>er kaum noch zu bewältigenden Informationsflut, <strong>ein</strong>er geringeren Eindeutigkeit<br />

der <strong>politische</strong>n Medienangebote und damit auch geringeren Orientierungshilfe für die<br />

Rezipienten gekommen. Politische Medienangebote können aufgrund der Vielfältigkeit,<br />

Widersprüchlichkeit und Komplexität der in ihr vorgetragenen Probleme, Argumente<br />

und Positionen Unsicherheit und Orientierungslosigkeit produzieren, was aber<br />

nicht automatisch zu geringerer <strong>politische</strong>r Beteiligungsbereitschaft führen muss. (Vgl.<br />

Marcinkowski 1998, S. 180)<br />

Geht man von <strong>ein</strong>er pessimistischen Bewertung des Bürgers als passiven Medienrezipienten<br />

von hochgradig inszenierten, medialen Informationen aus, der den Einflüssen<br />

und Suggestionen der Medien mehr oder weniger hilflos ausgeliefert ist, (vgl. Besand<br />

2005(a), S. 420) muss man die gestiegene Bedeutung der Medien zwangsläufig als<br />

<strong>ein</strong>en Nachteil für <strong>politische</strong> <strong>Bildung</strong>, Politik oder Demokratie deuten.<br />

Geht man dagegen von <strong>ein</strong>er optimistischen Bewertung des Bürgers als aktiv und ‚medienkompetent’<br />

aus, kann man Massenmedien durchaus Chancen für die <strong>politische</strong><br />

<strong>Bildung</strong> zusprechen. Der ‚durchschnittliche’ Bürger kann zwar kaum alle, ihm medial<br />

angebotenen Informationen und Perspektiven verfolgen, doch der medienkompetente<br />

Rezipient kann <strong>ein</strong>zelne Angebote möglicherweise effektiv zur Informations- und <strong>Bildung</strong>serweiterung<br />

nutzen. Dabei ist jedoch zu beachten, dass über die zwar intentionale,<br />

aber informelle <strong>politische</strong> Selbstbildung der Individuen, die ohne <strong>ein</strong>en direkten<br />

Bezug zum <strong>Bildung</strong>ssystem stattfindet – also z. B. in Form der gezielten Nutzung von<br />

Medien für die <strong>politische</strong> Information und Reflexion –, wissenschaftlich noch relativ<br />

wenig bekannt ist, obwohl sie für die institutionalisierte <strong>politische</strong> <strong>Bildung</strong> von erheblicher<br />

Bedeutung ist, da schulische und außerschulische Lernangebote nur Vorberei-<br />

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