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Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

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POLITISCHE TALKSHOW<br />

Politikern. 152 Das Format entwickelte sich zu <strong>ein</strong>em Dauerbrenner unter den <strong>politische</strong>n<br />

Gesprächssendungen und wurde erst 1991 <strong>ein</strong>gestellt.<br />

Bereits in den 1970er Jahren hatten die <strong>politische</strong>n Fernsehdiskussionsrunden jedoch<br />

ihren Anspruch <strong>ein</strong>es Elitendiskurses verloren, denn neben <strong>politische</strong>n und journalistischen<br />

Kommunikatoren konnten nun auch Bürger die Rolle des Redners sowie des<br />

Fragenden übernehmen. (Vgl. Schicha/Tenscher 2002, S. 11) Sendungen dieser Art<br />

sind die seit 1971 bis heute ausgestrahlte Diskussionssendung „Jetzt red i“ (BR) sowie<br />

die mittlerweile <strong>ein</strong>gestellte ZDF-Sendung „Bürger fragen – Politiker antworten“<br />

(Erstsendung: 1976). 153<br />

<strong>Die</strong>se Sendeformen versprachen Bürgernähe statt ‚hoher‘ Politik, persönliche Betroffenheit<br />

statt <strong>politische</strong>r Selbstdarstellung, Spontaneität und <strong>ein</strong>e Öffnung des Gesprächs<br />

statt <strong>ein</strong>es <strong>ein</strong>gespielten Gesprächsverlaufs. (Vgl. Holly/Kühn/Püschel<br />

1989(b), S. 8.) Trotzdem blieb die Macht über das Gespräch bei Programmmachern<br />

und Politikern; für den potentiell aktiven Rezipienten wurden Disziplinierungsmaßnahmen<br />

entwickelt, 154 und im Laufe der Zeit bildeten sich „neue Rituale heraus, die es<br />

Politikern und Journalisten gestatten, wiederum persönliche Selbstdarstellung und<br />

Propaganda als diskursives Gespräch in Szene zu setzen“ (ebd., S. 9).<br />

Im Laufe der 1980er Jahre sank das Interesse an <strong>politische</strong>n Fernsehdiskussionen, und<br />

die Fernsehsender reagierten auf sinkende Einschaltquoten mit der Etablierung neuer<br />

Diskussionstypen: <strong>Die</strong> <strong>politische</strong> <strong>Talkshow</strong> bildete sich heraus mit weniger Politik,<br />

weniger Politikern, weniger strengen Arrangements und <strong>ein</strong>er größeren Betonung von<br />

unterhaltsamen Elementen. <strong>Die</strong> SAT1-Sendung „Talk im Turm“ war die erste und lange<br />

Zeit auch <strong>ein</strong>zige so bezeichnete <strong>politische</strong> <strong>Talkshow</strong> im deutschen (Privat-)Fern-<br />

152 Wichtiger Wiedererkennungswert der Sendung war die stets gleiche Sitzordnung – Politiker links,<br />

Journalisten rechts, der Moderator an der Spitze des Keils. So resultierte die Spannung der Sendung<br />

auch aus dem „augenfälligen Gegenüber von Herrschaft und Kritik“ (Schneider 1990, S. 443).<br />

153 Beide Sendungen können als Vorläufer <strong>politische</strong>r <strong>Talkshow</strong>s bezeichnet werden: „Schließlich<br />

waren bei beiden die formatstypischen Merkmale ‚Live-Charakter‘, ‚Studio- bzw. Saalpublikum‘ sowie<br />

die Vermischung von sachlich-themenorientierter und emotional-unterhaltsamer Aus<strong>ein</strong>andersetzung<br />

konstitutiver Teil des Sendekonzepts“ (Schicha/Tenscher 2002, S. 11).<br />

154 Zu Typen, Vorteilen und Nachteilen von Zuschauerbeteiligung in Diskussionssendungen siehe u.a.<br />

Burger 1989.<br />

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