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Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

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POLITISCHE BILDUNG UND POLITISCHE TALKSHOW<br />

des Moderators, die Teilnehmer aufzufordern, auf die Äußerungen <strong>ein</strong>es anderen Teilnehmers<br />

<strong>ein</strong>zugehen, oder selber Bezüge zwischen den Beiträgen verschiedener Gäste<br />

herzustellen und Anschlussfragen zu stellen. (Vgl. Schultz 2006, S. 268) Auf diese<br />

Weise wird die M<strong>ein</strong>ungs- und Willensbildungsfunktion insofern gestärkt, als dass<br />

nicht nur die konträren Positionen, sondern auch die Subjektivität <strong>ein</strong>zelner Aussagen<br />

und Urteile verdeutlicht werden.<br />

Für die vorliegenden zwei Sendungen konnten nur wenige direkte, d.h. für den Zuschauer<br />

auffällige Bezüge zu Beiträgen anderer Diskutanten in den Fragen der Moderatoren<br />

festgestellt werden.<br />

So formuliert Illner <strong>ein</strong>e Frage an Bsirske, „Stichwort Zeitarbeit. Sind diese Arbeitsplätze [...] tatsächlich<br />

dazu da, die Menschen vorzubereiten und zu qualifizieren für den ersten Arbeitsmarkt, wie Hr.<br />

Clement sagt?“ (D 110) und <strong>ein</strong>e Frage an Oettinger, „Gegenargument, Hr. Oettinger? Hat sie [Neumann]<br />

Recht?“ (D 120).<br />

Andererseits weist Illner ab und zu <strong>ein</strong>drücklich auf die Existenz konträrer Positionen hin, indem sie<br />

z.B. betont:<br />

„Interessant, hier gibt es dann also doch diese kl<strong>ein</strong>e unterschiedliche Einschätzung, je<br />

nach dem um wen man sich gerade mehr kümmern soll, um den Eigner, den Vorstandsvorsitzenden<br />

oder die Aktionäre [...] oder die Kunden." (D 31)<br />

Auch Plasberg betont die bestehenden konträren Positionen, indem er z.B. Pieper auffordert, „Sie dürfen<br />

sich aussuchen, wer von der großen Koalition antworten soll. Suchen Sie <strong>ein</strong>en aus“ (D 80), oder<br />

nach <strong>ein</strong>em Diskussionsbeitrag von Höhler an Seehofer die Frage stellt: „Ist das <strong>ein</strong> Eindruck, den Sie<br />

teilen, Hr. Seehofer?“ (D 95).<br />

Einzelne Diskutanten nehmen in beiden Sendungen dagegen häufiger direkten und für<br />

den Zuschauer leicht erkennbaren Bezug auf die Äußerungen anderer, vor allem um<br />

dadurch auf die aus ihrer Sicht falsche Perspektive der anderen Diskussionsteilnehmer<br />

hinzuweisen. Bei diesen Bezügen geht es meistens darum, den Aussagen des Kontrahenten<br />

zu widersprechen und die eigenen Argumente als die richtigen und relevanten<br />

zu behaupten.<br />

In „Maybrit Illner“ ist dies vor allem Bsirske, der s<strong>ein</strong>e Kontrahenten Clement und Oettinger direkt<br />

mit Namen anspricht (siehe Anhang, S. 266-278, D 32, 38, 66, 71), ihre M<strong>ein</strong>ungen und Entscheidungen<br />

negativ kommentiert. Clement nimmt Bezug zu den Äußerungen von Bsirske und Neumann, indem<br />

er betont: „Ich würde gerne der Reihe nach antworten.“ (D 77) Darüber hinaus bezieht er sich des<br />

Öfteren auf Bsirskes Äußerungen, allerdings eher indirekt (z.B. „Hr. Bsirske kann das so nicht sehen“<br />

(D 18), „Wenn man die Aktionäre so behandeln würde, wie Frank Bsirske sagt, würde man Desaster<br />

am Aktienmarkt erleben“ (D 34), „Und weil Hr. Bsirske mich da auch noch angegriffen hat: die Zeitarbeitsreform<br />

gehörte mit zu den wichtigsten, die in m<strong>ein</strong>er Arbeitszeit gemacht worden sind“ (D 79)).<br />

Auch Gerke weist dreimal auf die falsche Herangehensweise der Gewerkschaften hin, indem er den<br />

neben ihm sitzenden Bsirske direkt anspricht (siehe Anhang, S. 269-288, D 40, 71, 113). In der analysierten<br />

„hartaberfair“-Sendung beziehen sich vor allem Lauterbach und Höhler sowie Lauterbach und<br />

Pieper mehrfach auf Aussagen des anderen und sprechen diesen auch konkret an.<br />

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