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Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

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POLITISCHE TALKSHOW<br />

klärt und analysiert; expressive/narrative Sprechsequenzen spielen kaum <strong>ein</strong>e Rolle. 171<br />

(Siehe Tab. 4)<br />

Tab. 4: Dominierender Charakter der Themenentfaltung in <strong>politische</strong>n <strong>Talkshow</strong>s, Anteile in %.<br />

Expressiv,<br />

narrativ<br />

Informieren, deuten,<br />

erklären, analysieren<br />

Propagieren,<br />

attackieren<br />

Nicht entscheidbar<br />

Sabine Christiansen 2,8 21,1 71,3 4,8<br />

Berlin Mitte 3,2 22,0 71,7 3,1<br />

Quelle: Schultz 2006, S. 253.<br />

<strong>Die</strong>se Art der Themenentfaltung ist auch auf die Fragen der Moderatoren zurückzuführen,<br />

denn Schultz’ Analyse der Fragerichtungen ergab, dass der überwiegende Teil der<br />

Fragen in „Sabine Christiansen“ und „Berlin Mitte“ auf M<strong>ein</strong>ungsäußerungen, d.h. auf<br />

Bewertungen und Einschätzungen, sowie auf Rechtfertigungen der Befragten und weniger<br />

auf Information zielen. 172 (Siehe Tab. 5, S. 148)<br />

Trotz s<strong>ein</strong>er negativen Ergebnisse hinsichtlich der Qualität <strong>politische</strong>r Diskurse in<br />

<strong>politische</strong>n <strong>Talkshow</strong>s, deduziert Schultz‘ aus der großen Bedeutung von M<strong>ein</strong>ungs-<br />

171 Als expressiv/narrativ codierte Schultz Sprechsequenzen, „in denen der Sprecher vorrangig erzählerisch<br />

oder/und selbstoffenbarend kommuniziert: Anekdoten zum Besten gibt, persönliche Erlebnisse<br />

und die eigene Innenwelt schildert, Vorgänge anschaulich nacherzählt, in erster Linie explizit Gefühle<br />

ausdrückt“ (Schultz 2006, S. 351). Propagierenden/attackierenden Charakter haben Sequenzen, in<br />

denen der Sprecher „vorrangig und klar erkennbar <strong>ein</strong>e bestimmte Position bezieht und offensiv vorträgt<br />

oder/und <strong>ein</strong>e von ihm nicht geteilte Position kritisiert bzw. angreift“ (ebd., S. 351). Der Sprecher<br />

nimmt dabei <strong>ein</strong>e Teilnehmerperspektive <strong>ein</strong>, d.h. <strong>ein</strong>e überwiegend selbst involvierte Position gegenüber<br />

dem thematisierten Gegenstand. In Sequenzen, in denen für Schultz informiert/erklärt/interpretiert/gedeutet<br />

wird, nimmt der Sprecher dagegen <strong>ein</strong>e Beobachterperspektive <strong>ein</strong>, gibt<br />

relativ nüchtern bloße Information, liefert Erklärungen und Analysen: „M<strong>ein</strong>ungsorientierte Einschätzungen<br />

und Bewertungen können durchaus vorkommen, prägen die Sequenz aber nicht so weit, dass<br />

der Sprecher in erster Linie <strong>ein</strong>e bestimmte Position deutlich und offensiv propagiert oder attackiert.<br />

Vielmehr nimmt der Sprecher <strong>ein</strong>e überwiegend distanzierte Position gegenüber dem thematischen<br />

Gegenstand <strong>ein</strong>“ (ebd., S. 351).<br />

172 Unter Fragen, die auf Expression/Narration gerichtet sind, versteht Schultz Erzählfragen und Aufforderungen<br />

zur Selbstoffenbarung: „Fragen nach persönlichen Erlebnissen, Erfahrungen, Eigentümlichkeiten,<br />

Ambitionen des Adressaten“ (ebd., S. 332). Fragen, die auf Information zielen, codierte<br />

Schultz als tatsachenorientierte Sachverhaltensfragen, r<strong>ein</strong>e Informationsfragen, faktizierende Fragen.<br />

Unter Fragen, die auf M<strong>ein</strong>ung, Urteile, Positionen, Deutungen etc. zielen, versteht Schultz m<strong>ein</strong>ungsorientierte<br />

Einschätzungs-, Bewertungs- oder Begründungsfragen, sowie Aufforderungen zur Stellungnahme<br />

und Kritik (<strong>politische</strong>r) Ziele, Programme und Maßnahmen. (Vgl. ebd., S. 333). „Kritische<br />

Begründungs- bzw. Rechtfertigungsfragen, Hinterfragen (gegenüber Adressat), Provokationen – zielen<br />

auf <strong>ein</strong>e Rechtfertigung des Adressaten, auf <strong>ein</strong>e Verteidigung, Einschränkung oder Zurücknahme<br />

s<strong>ein</strong>er Positionen, Behauptungen, Handlungen etc.“ (ebd., S. 333)<br />

147

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