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Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

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POLITISCHE BILDUNG UND POLITISCHE TALKSHOW 1<br />

M<strong>ein</strong>ungen und deren Diskussion sind von großer Bedeutung für <strong>politische</strong> <strong>Talkshow</strong>s,<br />

so auch das Ergebnis der Fallanalyse. Anhand der Moderatorenfragen in den<br />

Fallbeispielen ist zu konstatieren, dass M<strong>ein</strong>ungsfragen <strong>ein</strong>e besonders große Bedeutung<br />

haben. (Siehe Tab. 12 und 13, S. 194) Analog zu Schultz’ Ergebnissen konnte<br />

darüber hinaus in den Fallbeispielen – entsprechend den Fragerichtungen der Moderatoren<br />

– <strong>ein</strong>e besondere Bedeutung des Propagierens und Attackierens in den Antworten<br />

der Gäste festgestellt werden: (siehe Tab. 14 und 15, S. 195) <strong>ein</strong>e Redeform, mit<br />

der hauptsächlich M<strong>ein</strong>ungen kommuniziert werden.<br />

Rechtfertigungsfragen haben in den analysierten Sendungen ebenfalls <strong>ein</strong>e größere<br />

Bedeutung als Fragen, die auf Information zielen; sie zeigen, dass es nicht nur zur<br />

Darstellung <strong>ein</strong>er <strong>politische</strong>n Position, sondern auch zu ihrem kritischen Hinterfragen<br />

durch den Moderator oder andere Gesprächsteilnehmer kommt. 237<br />

Zur Förderung der Reflexions- und Urteilsfähigkeit der Bürger ist es nötig, ihnen zu<br />

verdeutlichen, wo M<strong>ein</strong>ungs- und Entscheidungsalternativen bei <strong>politische</strong>n Problemen<br />

liegen. Dass in <strong>politische</strong>n <strong>Talkshow</strong>s Konflikte thematisiert werden, zu deren<br />

Lösungen es unterschiedliche Auffassungen gibt, machen nicht nur das Moderatorenverhalten<br />

und die Moderatorenbeiträge deutlich (durch das abwechselnde Befragen der<br />

gegensätzlichen Positionen und Hinweise auf die gegensätzlichen Positionen), sondern<br />

auch das Teilnehmerverhalten und die Teilnehmerbeiträge (durch direkte Ansprache<br />

sowie Diskussion der Kontrahenten unter<strong>ein</strong>ander).<br />

Für die analysierte „Maybrit Illner“-Sendung ist festzustellen, dass Illner bereits in der Einführungsrunde<br />

die potentiell gegensätzlichen Positionen im Wechsel abfragt: So fragt sie zunächst Clement,<br />

dann Bsirske, daraufhin Oettinger, dann Neumann und zum Schluss den Experten Gerke. Auch die<br />

weitere Reihenfolge der Gesprächspartner Illners ist durch <strong>ein</strong>en Wechsel der Positionen, d.h. durch<br />

abwechselnde Befragungen von Clement/Oettinger und Bsirske/Neumann geprägt. Plasberg beteiligt<br />

die gegensätzlichen Positionen ebenfalls im Wechsel am Gespräch, indem er nach Wortbeiträgen von<br />

Lauterbach und Seehofer, Höhler oder Pieper fragt und umgekehrt. Den Betroffenen Walz ruft er dazwischen<br />

als Vermittler auf.<br />

Um die existierenden gegensätzlichen Positionen <strong>ein</strong>erseits zu verdeutlichen und andererseits<br />

den inhaltlichen Zusammenhang in der Diskussion zu stärken, ist es Aufgabe<br />

237 In beiden Sendungen richten sich die Rechtfertigungsfragen überwiegend an die vertretenen Politiker,<br />

bei Illner jedoch auch an Bsirske (siehe Anhang, S. 266, D 31, S. 275, D 65). <strong>Die</strong> Bedeutung der<br />

Rechtfertigungsfragen kann als <strong>ein</strong> Beleg für das Rollenverständnis Illners und Plasbergs als kritische<br />

Journalisten verstanden werden.<br />

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