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Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

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„STRUKTURWANDEL DER ÖFFENTLICHKEIT“<br />

kums. Er weist auf die Möglichkeiten aktiver Teile der Bevölkerung hin, auf Themen<br />

und Probleme aufmerksam zu machen, die von den Massenmedien und dem <strong>politische</strong>n<br />

System vernachlässigt werden, und diese Themen auf die (Medien-)Agenda zu<br />

bringen. Im Zusammenhang mit s<strong>ein</strong>em Konzept der zweigleisigen, deliberativen Demokratie<br />

räumt Habermas den Medien sogar <strong>ein</strong>e wesentliche Rolle bei der Mobilisierung<br />

des Publikums <strong>ein</strong>, doch solange<br />

„die Massenmedien entgegen ihrem normativen Selbstverständnis ihr Material vorzugsweise<br />

von den gut organisierten und mächtigen Informationsproduzenten beziehen,<br />

solange sie überdies publizistische Strategien bevorzugen, die das diskursive Niveau<br />

des öffentlichen Kommunikationskreislaufes eher senken als steigern, nehmen<br />

die Themen in der Regel <strong>ein</strong>en vom Zentrum ausgehenden und gesteuerten, nicht<br />

<strong>ein</strong>en von der gesellschaftlichen Peripherie herkommenden, spontanen Verlauf.“ (ebd.,<br />

S. 459-460)<br />

Für Habermas ist klar, dass aufgrund der vermachteten, massenmedial beherrschten<br />

Öffentlichkeit Skepsis gegenüber den Möglichkeiten <strong>ein</strong>er Einflussnahme aktiver Bevölkerungsteile<br />

auf das <strong>politische</strong> System angebracht ist, jedoch nur bei <strong>ein</strong>er Öffentlichkeit<br />

im Ruhezustand. „In Augenblicken der Mobilisierung beginnen die Strukturen,<br />

auf die sich die Autorität <strong>ein</strong>es stellungnehmenden Publikums eigentlich stützt, zu<br />

vibrieren. Dann verändern sich die Kräfteverhältnisse zwischen Zivilgesellschaft und<br />

<strong>politische</strong>m System.“ (ebd., S. 457-458)<br />

In s<strong>ein</strong>em weiterentwickelten Öffentlichkeitskonzept spielt die massenmediale Öffentlichkeit<br />

für Habermas also <strong>ein</strong>e positive Rolle, denn nur über sie kann <strong>ein</strong> großes Publikum<br />

erreicht werden und können Themen auf die öffentliche Agenda gelangen. Habermas<br />

appelliert an die Massenmedien, sich als Mandatar <strong>ein</strong>es aufgeklärten Publikums<br />

zu verstehen,<br />

„dessen Lernbereitschaft und Kritikfähigkeit sie zugleich voraussetzen, beanspruchen<br />

und bestärken; sie sollen [...] ihre Unabhängigkeit von <strong>politische</strong>n und gesellschaftlichen<br />

Aktoren bewahren; sie sollen sich unparteilich der Anliegen und Anregungen des<br />

Publikums annehmen und den <strong>politische</strong>n Prozess im Lichte dieser Themen und Beiträge<br />

<strong>ein</strong>em Legitimationszwang und verstärkter Kritik aussetzen. So soll die Medienmacht<br />

neutralisiert – und die Umsetzung von administrativer oder sozialer Macht<br />

in politisch-publizistischen Einfluss blockiert werden.“ (ebd., S. 457)<br />

2007 betont Habermas, dass „die wilden Kommunikationsflüsse <strong>ein</strong>er von Massenmedien<br />

beherrschten Öffentlichkeit nicht die Art von geregelten Diskussionen oder gar<br />

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