23.11.2013 Aufrufe

Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

POLITISCHE TALKSHOW 1<br />

werden, bedeutet dies, dass man von diesen Sendungsformaten k<strong>ein</strong>e <strong>politische</strong>n <strong>Bildung</strong>seffekte<br />

erwarten kann. (Vgl. Merten 1990, S. 36-37) Es sei denn, der Rezipient<br />

nutzt <strong>ein</strong>e <strong>politische</strong> <strong>Talkshow</strong> bewusst als <strong>Medium</strong> <strong>politische</strong>r <strong>Bildung</strong>, setzt sich daher<br />

intensiv mit ihren Inhalten aus<strong>ein</strong>ander und ist nach der Rezeption bereit, sich<br />

– ausgehend von s<strong>ein</strong>em bisherigen Kenntnisstand – anderweitig detaillierter zu informieren.<br />

Somit ist auch das aktive oder passive Verhalten des Rezipienten von Bedeutung<br />

für die Informationsverarbeitung und -aufnahme.<br />

Es ist anzunehmen, dass bei <strong>ein</strong>em aktiven Rezipienten größere Lerneffekte zu erreichen<br />

sind als bei <strong>ein</strong>em passiven Konsumenten, denn die Fülle und Diversität der vermittelten<br />

Informationen erfordert „die Strukturierungs- und Interpretationsleistung des<br />

<strong>ein</strong>zelnen, um fragmentarische Information in <strong>ein</strong> übergreifendes Verständnis von Politik<br />

zu integrieren und Ereignissen und Fakten sinnhafte Bedeutung zu verleihen.“<br />

(Voltmer 1992, S. 248)<br />

Um das Fragmentarisierte des tagesaktuellen, medialen Informationsangebots in <strong>ein</strong>en<br />

Sinnzusammenhang zu bringen, ist auf Seiten der Rezipienten <strong>ein</strong>e erhebliche Medienkompetenz<br />

gefragt. (Vgl. Saxer 1989, S. 124) Vor allem das <strong>Medium</strong> Fernsehen<br />

– und damit auch die <strong>politische</strong> <strong>Talkshow</strong> – ist, obwohl es dem Zuschauer <strong>ein</strong>fach zu<br />

rezipieren sch<strong>ein</strong>t, wegen s<strong>ein</strong>er verschiedenen Symbolsysteme (bewegtes Bild,<br />

Sprechtext, Ton, Schrift etc.) <strong>ein</strong> anspruchsvolles <strong>Medium</strong>, das zum vollen Verstehen<br />

s<strong>ein</strong>er Inhalte zahlreiche, aktive Selektions- und Einordnungsleistungen s<strong>ein</strong>er Rezipienten<br />

verlangt.<br />

Geht man davon aus, dass Zuschauer die notwendige Medienkompetenz besitzen und<br />

sich gerade auch der speziellen Kommunikationsstruktur <strong>politische</strong>r <strong>Talkshow</strong>s bewusst<br />

sind, ist zu vermuten, dass sie Aussagen und Handlungen der jeweiligen Sprecher<br />

angemessen gewichten können. (Vgl. Schultz 2006, S. 111) So haben Untersuchungen<br />

gezeigt, dass sich Zuschauer der Doppelbödigkeit der Medienauftritte von<br />

Politikern durchaus bewusst sind, daher Sympathiewerte und Kompetenzwerte von<br />

Politikern nicht grundsätzlich über<strong>ein</strong>stimmen. (Vgl. ebd., S. 311) Für medienkompetente<br />

Rezipienten, die <strong>ein</strong>e intakte Gesprächsbasis zwischen den Diskutanten <strong>ein</strong>er<br />

Fernsehdiskussion anzweifeln, Unwahrheiten, Unrichtigkeiten und rhetorische Tricks<br />

172

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!