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Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

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POLITISCHE BILDUNG UND POLITISCHE TALKSHOW 1<br />

Illner und Clement die meisten Einwürfe bei anderen Diskussionsbeiträgen. (Siehe<br />

Tab. 21, S. 214)<br />

Trotz ihrer aktiven und regen Beteiligung am Diskussionsgeschehen ist Neumanns<br />

Position jedoch nicht als voll in die Diskussionsrunde integriert zu bezeichnen; aus<br />

Sicht der anderen Teilnehmer und der Moderatorin sch<strong>ein</strong>t sie eher <strong>ein</strong>e Sonder-/<br />

Außenseiterrolle <strong>ein</strong>zunehmen. Als betroffene Normalbürgerin hat Neumann <strong>ein</strong>en<br />

anderen Sprachstil als die anderen Teilnehmer; ihre persönlichen Erfahrungen stoßen<br />

zwar auf Verständnis bei den anderen Diskutanten, ihre Argumente und Diskussionsweise<br />

sch<strong>ein</strong>en aber nicht wirklich ernst genommen zu werden.<br />

So fordern Oettinger und Clement sie auf, konkrete Belege für ihre Aussagen zu geben („Wo m<strong>ein</strong>en<br />

Sie konkret?“ (D 57)), obwohl davon auszugehen ist, dass Neumann in ihrer Rolle als betroffene Bürgerin<br />

kaum die gleichen Hintergrundinformationen, konkreten Daten und Fakten präsentieren kann<br />

wie Politiker oder andere Funktionsträger. Gerke kommentiert Neumanns emotionale Verteidigung<br />

ihrer persönlichen Situation (siehe Anhang, S. 281, D 82): „Bevor wir uns hier so aufregen, müssen<br />

wir doch über die Alternative nachdenken.“ (D 83)<br />

Auch Zeitarbeiter Hädrich ist nicht in die Diskussionsrunde integriert, was bereits<br />

durch s<strong>ein</strong>e visuelle Präsentation deutlich wird. Aber nicht nur durch s<strong>ein</strong>e Positionierung<br />

im Studiopublikum, sondern auch durch das Verhalten der Moderatorin wird<br />

Hädrich von der aktiven Diskussion ausgeschlossen.<br />

In <strong>ein</strong>em kurzen, sieben Fragen und Antworten umfassenden Interview wird er von Illner zu s<strong>ein</strong>er<br />

persönlichen Situation als Zeitarbeiter befragt. Hädrich greift während dieses Interviews in zwei Antworten<br />

Äußerungen von Clement auf:<br />

−<br />

„Ich bin nicht geringer qualifiziert. Ich habe auch m<strong>ein</strong>en Facharbeiter, und da<br />

muss ich Hr. Clement gleich mal widersprechen, wir sind alles eigentlich hoch<br />

qualifizierte Leute, auch Zeitarbeiter.“ (D 91)<br />

− „Man muss aber auch dazu sagen, BMW ist nun mal der größte Arbeitgeber in unserer<br />

Region, und die Zeitarbeiter, die ich kenne und die dort arbeiten, sind auch<br />

froh, dass sie Arbeit haben. Das ist auch normal. Wie Hr. Clement sagt, das ist<br />

schon richtig. Aber man soll das doch gerecht vergüten.“ (D 97)<br />

Obwohl Hädrich versucht, aktiv in die bis dahin geführte Diskussion der Sendung <strong>ein</strong>zugreifen, lässt<br />

es die Moderatorin nicht zu <strong>ein</strong>em direkten Dialog zwischen Hädrich und Clement kommen. Sie abstrahiert<br />

vielmehr Hädrichs Äußerungen zu <strong>ein</strong>er Redeaufforderung an Clement:<br />

„Da sind qualifizierte Arbeitnehmer (zeigt auf Hädrich), die mit großen Firmen, und<br />

nicht irgendwelchen kl<strong>ein</strong>en Firmen, die sich am Markt bewerben müssen, sondern<br />

großen Firmen solche Erfahrungen machen. <strong>Die</strong> qualifiziert sind, die besonders motiviert<br />

sind, wie man sieht, die dieses Unternehmen auch nicht verlassen möchten. Und<br />

die seit 11 Jahren k<strong>ein</strong>en ordentlichen Arbeitsvertrag angeboten bekommen.“ (D 100)<br />

Clement geht zwar kurz auf Hädrich <strong>ein</strong><br />

(„ Also wir reden jetzt über BMW. (Illner: Ich rede über dieses <strong>ein</strong>e Beispiel) Also<br />

zunächst: ich habe nie gesagt, dass Zeitarbeitnehmer generell gering qualifiziert sind,<br />

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