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Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

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„STRUKTURWANDEL DER ÖFFENTLICHKEIT“<br />

- <strong>Die</strong> allgem<strong>ein</strong> zugängliche Diskussion hat auf Grundlage <strong>ein</strong>es gleichberechtigten,<br />

rationalen M<strong>ein</strong>ungs- und Informationsaustausches stattzufinden. 10<br />

Daraus folgt, dass Habermas’ Idealtypus der Öffentlichkeit nicht institutionalisiert s<strong>ein</strong><br />

kann, denn sie ist nicht fest definierbar hinsichtlich der Anzahl und Zusammensetzung<br />

ihrer Teilnehmer oder hinsichtlich der Themen, die sie diskutiert; außerdem beruhen<br />

Öffentlichkeit und der in ihr stattfindende Diskurs nicht nur auf <strong>ein</strong>er gewissen Zufälligkeit,<br />

sondern – aufgrund der Bedeutungslosigkeit von sozialen Hierarchien in<br />

ihnen – auch auf Zwanglosigkeit. (Vgl. Jäger/Baltes-Schmitt 2003, S. 82-83)<br />

In „Theorie des kommunikativen Handelns“ (1981) entwickelt Habermas s<strong>ein</strong> normatives<br />

Diskursmodell weiter, indem er den so genannten ‚herrschaftsfreien Diskurs’<br />

konzipiert, den er als zentrales normatives Element moderner demokratischer Gesellschaften<br />

sieht. 11 Da sich die vorliegende Arbeit dem zugrunde liegenden Problem jedoch,<br />

wie bereits betont, nicht aus <strong>ein</strong>er diskurstheoretischen, sondern aus <strong>ein</strong>er demokratie-<br />

und kommunikationstheoretischen Perspektive nähern will, wird Habermas<br />

Diskursmodell hier nicht näher analysiert.<br />

2.2.1.1 <strong>Die</strong> Presse als Institution der bürgerlichen Öffentlichkeit<br />

Anfänglich verfügte das Publikum der bürgerlichen Öffentlichkeit für s<strong>ein</strong> öffentliches<br />

Räsonnement über Institutionen, die bereits durch die literarische Öffentlichkeit ent-<br />

10 Peters (1994) beschreibt in diesem Zusammenhang drei Merkmalsgruppen <strong>ein</strong>es normativen Modells<br />

von Öffentlichkeit: „Gleichheit und Reziprozität der kommunikativen Beziehungen – <strong>ein</strong>e prinzipielle<br />

Offenheit für Themen und Beiträge und <strong>ein</strong>e adäquate Kapazität zu ihrer Verarbeitung –,<br />

schließlich die diskursive Struktur von Kommunikationen“ (ebd., S. 46). Neidhardt (1994) unterscheidet<br />

drei Gruppen normativer Funktionen <strong>politische</strong>r Öffentlichkeit: Transparenzfunktionen (Öffentlichkeit<br />

soll offen s<strong>ein</strong> für alle gesellschaftlichen Gruppen, Themen und M<strong>ein</strong>ungen), Validierungsfunktionen<br />

(Öffentlichkeitsakteure sollen mit Themen und M<strong>ein</strong>ungen anderer diskursiv umgehen und<br />

ihre eigenen M<strong>ein</strong>ungen unter dem Druck anderer möglicherweise revidieren) und Orientierungsfunktionen<br />

(Öffentliche Kommunikation, die diskursiv betrieben wird, erzeugt öffentliche M<strong>ein</strong>ungen, die<br />

das Publikum als überzeugend wahrnehmen, akzeptieren und für s<strong>ein</strong>e Orientierung nutzen kann).<br />

(Vgl. ebd., S. 8-9) Für <strong>ein</strong>en Vergleich der Öffentlichkeitsfunktionen von Neidhardt mit denen von<br />

Habermas, siehe Scheyli 2000, S. 79-81.<br />

11 Der herrschaftsfreie Diskurs ist geprägt durch die gleichberechtigte Teilnahme der Bürger, das vorbehaltlose<br />

Austauschen von Argumenten und die Einsicht der Teilnehmer in die besseren Argumente.<br />

Voraussetzung für diese Einsicht ist jedoch, dass die Argumente so vorgetragen werden, „dass alle<br />

Gesellschaftsmitglieder diese Argumente verfolgen, hinterfragen und verstehen können, dass sie weitere<br />

Argumente, konforme, ergänzende und oppositionelle, anschließen können“ (Jäger/Baltes-Schmitt<br />

2003, S. 82).<br />

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