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Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

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FERNSEHEN UND POLITISCHE BILDUNG<br />

zwischen der Nutzung <strong>politische</strong>r Berichterstattung und <strong>politische</strong>r Informiertheit, <strong>politische</strong>n<br />

Einstellungen und Verhalten nach heutigem Stand der Wissenschaft nicht<br />

hergestellt werden. 130 Es sch<strong>ein</strong>t viel eher <strong>ein</strong> sehr komplexes Verhältnis zwischen<br />

Rundfunknutzung und <strong>politische</strong>m Verhalten zu bestehen, (vgl. Marcinkowski 1998,<br />

S. 182) welches auch bestimmt wird durch <strong>ein</strong>e Reihe medienexterner Faktoren, durch<br />

sozialstrukturelle Merkmale wie Alter und <strong>Bildung</strong>sniveau, 131 aber auch vom <strong>politische</strong>n<br />

Interesse selbst. So sch<strong>ein</strong>t es für Effekte auf das <strong>politische</strong> Wissen und Verhalten<br />

darauf anzukommen, wer welche Art von Programmen wie häufig nutzt. Kapitel<br />

5.6 wird sich mit dem Publikum <strong>politische</strong>r <strong>Talkshow</strong>s und s<strong>ein</strong>en Charakteristika näher<br />

beschäftigen, um später analysieren zu können, für welche Rezipienten <strong>politische</strong><br />

<strong>Talkshow</strong>s <strong>Bildung</strong>saufgaben übernehmen können.<br />

Während zu Zeiten des öffentlich-rechtlichen Monopols die Sender noch bis zu <strong>ein</strong>em<br />

gewissen Grade bestimmen konnten, was gesehen wurde, sind die Zuschauer durch die<br />

enorme Programmausweitung in die Lage versetzt worden, ihre ‚wahren’ Bedürfnisse<br />

relativ ungehindert auszuleben, (vgl. ebd., S. 182) und diese entsprechen nicht zwingend<br />

denen <strong>ein</strong>es mündigen, <strong>politische</strong> Informationen suchenden und nutzenden Bürgers<br />

in der Idealvorstellung.<br />

Politische <strong>Talkshow</strong>s haben sich mit der Programmexpansion zu <strong>ein</strong>em beim Publikum<br />

– gemessen an Einschaltquoten – erfolgreichen Format entwickelt. Im vorliegenden<br />

Forschungszusammenhang ergibt sich aus diesem Erfolg die Frage, welchen (<strong>politische</strong>n)<br />

Rezipientenbedürfnissen und -interessen <strong>politische</strong> <strong>Talkshow</strong>s entsprechen<br />

bzw., da es sich hier nicht um <strong>ein</strong>e Rezipientenstudie handelt, sondern das Programmangebot<br />

im Zentrum des Forschungsinteresses steht, welche Auswirkungen Rezipien-<br />

130 Aus Wissenschaftsperspektive kann die Rezeption noch als ‚black box’ gesehen werden, in der<br />

„die interaktiven Wirkungsmechanismen zwischen der medialen Präsentation und den kommunikativen<br />

Strategien zur Informationsselektion und -organisation der Zuschauer […] verborgen bleiben“<br />

(Hamm/Koller 1992, S. 224).<br />

131 Eine höhere Schulbildung ist jedoch nicht zwingende Voraussetzung für die Informationssuche von<br />

Rezipienten und <strong>ein</strong>en überdurchschnittlichen Informationsgewinn: „Vielmehr sch<strong>ein</strong>en die Motivationen<br />

der Zuschauer bei der Informationssuche und ihre kognitiven Strategien der Informationsverarbeitung<br />

dabei <strong>ein</strong>e entscheidende Rolle zu spielen.“ (ebd., S. 234) Außerdem kann das Interesse <strong>Bildung</strong>sunterschiede<br />

ausgleichen, jedoch nur „sofern die formal weniger gebildeten Zuschauer <strong>ein</strong> stärkeres<br />

Interesse an <strong>ein</strong>em Thema entwickeln als die gebildeten Publikumssegmente.“ (ebd., S. 237)<br />

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