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Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

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FERNSEHEN UND POLITISCHE BILDUNG<br />

Variabeln berücksichtigt werden müssen: Jeder Medieninhalt kann demnach zur Befriedigung<br />

ganz verschiedener Bedürfnisse dienen, <strong>ein</strong>- und dasselbe Medienangebot<br />

zu unterschiedlichen Gratifikationen bei verschiedenen Menschen mit unterschiedlichen<br />

Bedürfnissen führen, verschiedene Medienangebote (z.B. Fernsehsendungen)<br />

aber auch gleiche Gratifikationen hervorbringen.<br />

<strong>Die</strong> Kritik am Uses-and-Gratifications-Approach, s<strong>ein</strong>en Konzepten und Ideen war<br />

heftig und vielfältig, beschäftigte sich hauptsächlich mit methodologischen Schwächen<br />

des Ansatzes, dem Konzept des aktiven, intentional handelnden, nutzenorientierten<br />

und s<strong>ein</strong>en Bedürfnissen bewussten Rezipienten 117 sowie mit der Frage, ob der Nutzenansatz<br />

<strong>ein</strong>e Theorie oder lediglich <strong>ein</strong>e Hypothese darstellt.<br />

Auf die Diskussionen um die <strong>ein</strong>zelnen Kritikpunkte sowie die Weiterentwicklungen<br />

des Ansatzes soll hier nicht näher <strong>ein</strong>gegangen werden, 118 es wird jedoch darauf verwiesen,<br />

dass dem Konzept des aktiven, sich s<strong>ein</strong>er Bedürfnisse bewussten Publikums<br />

<strong>ein</strong>e ähnlich realitätsferne Idealvorstellung des Bürgers zugrunde liegt, wie dem von<br />

der klassischen <strong>politische</strong>n <strong>Bildung</strong> vertretenen Konzept des mündigen Bürgers.<br />

<strong>Die</strong> moderne Kommunikationswissenschaft beschäftigt sich trotzdem <strong>ein</strong>gehend mit<br />

dem Konzept des aktiven Rezipienten – <strong>ein</strong>er Sichtweise, die mit den Interessen der<br />

Fernsehsender auch viel eher ver<strong>ein</strong>bar ist als die Postulierung schädlicher Medienwirkungen.<br />

Für die Rundfunkanstalten und die von ihnen in Auftrag gegebenen Forschungen<br />

standen von Anfang an die Nutzung der medialen Angebote und deren Bewertung<br />

durch die Rezipienten im Vordergrund. Neben der Ermittlung der Reichweitendaten<br />

werden regelmäßig qualitative Aspekte der Nutzung wie Bedürfnisse, Präfe-<br />

117 Studien zum Nutzenansatz ist <strong>ein</strong>e methodologische Überlegung gem<strong>ein</strong>, die mit dem Konzept des<br />

aktiven Publikums korreliert: Sie gehen davon aus, dass sich die Menschen ihrer Zielvorstellungen<br />

und Bedürfnisse bewusst und darüber hinaus in der Lage sind, diese – sowie die entsprechenden Gratifikationsinstanzen<br />

– auch zu benennen.<br />

118 Zur Diskussion um den Uses-and-Gratifications-Approach siehe u.a. Kunczik 1984, S. 18-102,<br />

Merten 1984, Meyen 2001, Mikos 1994, Palmgreen 1984, Renckstorf 1989, Ronge 1984, Schenk<br />

1987, S. 369-420, Schönbach 1984, Teichert 1975, Teichert 1972. Zu Weiterentwicklungen des Ansatzes<br />

siehe u.a. Palmgreen 1984 (integratives Gratifikationsmodell), Früh/Schönbach 2005,<br />

Früh/Schönbach 1984, Früh/Schönbach 1982 (dynamisch-transaktionales Modell, in dem Aspekte des<br />

Stimulus-Resonse-Modells mit Elementen des Nutzenansatzes verknüpft werden), Schönbach 1990.<br />

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