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Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

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POLITISCHE BILDUNG UND POLITISCHE TALKSHOW 1<br />

vielmehr direkt über zum nächsten Einspielfilm. 248 (Siehe Anhang, S. 326, D 150)<br />

Eine andere Möglichkeit, um den Fernsehzuschauern zumindest das Gefühl der Partizipation<br />

zu vermitteln, ist die direkte Ansprache. Auf diese Weise können dem Zuschauer<br />

jedoch lediglich s<strong>ein</strong>e Chancen der Partizipation an der Sendung sowie das<br />

Gefühl der Integration s<strong>ein</strong>er Interessen in dieser vermittelt werden; zu <strong>ein</strong>er konkreten<br />

(Befähigung zur) <strong>politische</strong>n Partizipation führt dies nicht.<br />

Bei „hartaberfair“ und in der „Maybrit Illner“-Sendung wird das Fernsehpublikum<br />

mehrmals direkt angesprochen und von den Moderatoren auch direkt angesehen: zumeist<br />

vor der Präsentation der Einspielfilme. Außerdem rufen Inserts während der<br />

Sendung zur Beteiligung der Zuschauer via Internet, Telefon etc. auf.<br />

Ein weiterer direkter Aufruf an die Zuschauer, aktiv zu werden, ist in Plasbergs Abmoderation der<br />

Sendung zu finden, in der er die Zuschauer auffordert, sich am nächsten Tag im Internet (‚Faktencheck’),<br />

über die Richtigkeit der formulierten Thesen und Argumente zu informieren. Weitere direkte<br />

Ansprachen konnten nicht festgestellt werden. 249 Es ist jedoch davon auszugehen, dass sich die Zuschauer<br />

vor allem von den Einspielern ‚Selbstversuch I‘ und ‚II‘ sowie ‚Experiment‘ besonders angesprochen<br />

fühlen. In diesen Einspielern übernehmen Redakteure die Rolle Betroffener bei dem Versuch,<br />

<strong>ein</strong>en Termin bei <strong>ein</strong>em Spezialisten (Mediziner) zu bekommen – <strong>ein</strong>e Situation, die möglicherweise<br />

viele Zuschauer nachempfinden können.<br />

<strong>Die</strong> Berücksichtigung von Interessen der Bevölkerung kann in <strong>politische</strong>n <strong>Talkshow</strong>s<br />

außerdem suggeriert werden, indem Moderatoren, aber auch Diskutanten als Sprachrohr<br />

der Bevölkerung, ihrer Interessen, Fragen und M<strong>ein</strong>ungen, auftreten bzw. als bürgernah<br />

präsentiert werden. Anhand der Fallbeispiele lässt sich diese These hinsichtlich<br />

der Moderatoren jedoch nicht <strong>ein</strong>deutig belegen, da diese in ihren Beiträgen kaum direkte<br />

Bezüge zu Bürgern und ihren Interessen herstellen, es sei denn, sie sprechen mit<br />

den <strong>ein</strong>geladenen, betroffenen Bürgern. Andererseits ist davon auszugehen, dass die<br />

248<br />

Auch in dem Einspieler ‚Experiment‘ werden Leute auf der Straße nach ihrer M<strong>ein</strong>ung befragt,<br />

jedoch ohne dass die Statements in der folgenden Diskussion im Studio länger besprochen werden.<br />

Lediglich Lauterbach geht in s<strong>ein</strong>em folgenden Wortbeitrag kurz auf den Einspieler <strong>ein</strong> (siehe Anhang,<br />

S. 338, D 213). In den anderen „hartaberfair“-Sendungen des Untersuchungssamples konnte<br />

ebenfalls k<strong>ein</strong>e nennenswerte Integration der Zuschauerstatements in die Diskussionen beobachtet<br />

werden.<br />

249 Mit der Präsentation Siggelkows („hartaberfair“) und s<strong>ein</strong>er Erzählungen sollen die Zuschauer<br />

möglicherweise angestoßen werden, in Form von Spenden selbst aktiv zu werden („Was erwarten Sie<br />

denn von den Sonnenseitenbewohnern der Gesellschaft, ich sag mal, außer Spenden für Sie?“ (D<br />

194)).<br />

224

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