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Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

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FERNSEHEN UND POLITISCHE BILDUNG<br />

stimmte äußere Reize ausgelöst werden, und (2) alle Menschen auf <strong>ein</strong>en Stimulus mit<br />

dem gleichen Instinkt reagieren. <strong>Die</strong> Theorie der Massengesellschaft wurde in der Soziologie<br />

entwickelt. 79 Individuen <strong>ein</strong>er Massengesellschaft können demnach als ideale<br />

Opfer für Verführungen der Massenmedien angesehen werden, da sie isoliert und ihrer<br />

traditionellen Werte und Bindungen beraubt, den Medien und ihren Botschaften willkürlich<br />

ausgeliefert, und somit leichte, da wehrlose Opfer sind.<br />

<strong>Die</strong> medien- bzw. kommunikatorzentrierte Sichtweise des Stimulus-Response-Modells<br />

stellt die Frage „Was machen die Medien mit den Menschen?“ in den Mittelpunkt. Das<br />

Modell ist monokausal und geht vom massenmedialen Kommunikationsprozess als<br />

<strong>ein</strong>em <strong>ein</strong>seitigen, linearen Vorgang aus. Demnach geht die Wirkung – der Response –<br />

direkt vom Medieninhalt – dem Stimulus – aus und führt zu M<strong>ein</strong>ungs-, Einstellungsoder<br />

Verhaltensänderungen bei den Rezipienten.<br />

Während die Kommunikatoren mit <strong>ein</strong>er bestimmten Absicht, <strong>ein</strong>er genauen Zielvorstellung<br />

handeln, begnügt sich die Masse der Rezipienten damit, „ziel-, absichts- und<br />

interessenlos auf die Botschaften der Medien zu warten, um dann reagieren zu können“<br />

(vgl. Renckstorf 1977, S. 170). Von den Rezipienten gehen k<strong>ein</strong>e eigenen Aktivitäten<br />

aus, sie fungieren als r<strong>ein</strong>e ‘Reaktions-Potentiale’, ihre eigenen Interpretationsund<br />

Verwendungszusammenhänge hinsichtlich der Medieninhalte gelten als irrelevant.<br />

(Vgl. Renckstorf 1973, S. 196) Es finden k<strong>ein</strong>e Interaktionen zwischen dem aktiven<br />

Kommunikator und dem Rezipienten oder innerhalb der Gruppe der Rezipienten statt.<br />

Kritiker des Stimulus-Response-Modells der Medienwirkungen bemängelten früh diese<br />

Vorstellung vom linearen, monokausalen Kommunikationsprozess und vom isolierten,<br />

passiven Rezipienten. 80<br />

79 <strong>Die</strong> Massengesellschaft „ist gekennzeichnet durch 1. arbeitsteilige Produktionsprozesse, in denen<br />

trotz verstärkter organisatorischer Interdependenzen die Entfremdung der Individuen von<strong>ein</strong>ander<br />

wächst, bedingt auch durch die zunehmende räumliche und soziale Mobilität. 2. <strong>Die</strong> traditionellen<br />

Primärgruppenbeziehungen (Familie und lokale Gem<strong>ein</strong>schaft) gehen verloren. 3. Traditionelle und<br />

religiöse Glaubensformen und -vorstellungen verfallen.“ (Schenk 1987, S. 24) Daher verliert das Individuum<br />

s<strong>ein</strong>e Selbstorientierung und s<strong>ein</strong>e Ängste nehmen zu.<br />

80 Dem Stimulus-Response-Modell nachfolgende Ansätze der Medienwirkung beschäftigten sich<br />

– auch empirisch – mit diesen Problemen. So haben nach dem Modell des two-step-flow-ofcommunication<br />

(1940) so genannte ‚opinion leader’ im Rahmen der interpersonalen Kommunikation<br />

<strong>ein</strong>en erheblich größeren Einfluss auf die Aktivierung der <strong>politische</strong>n Prädispositionen und die Wahl-<br />

83

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