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Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

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„STRUKTURWANDEL DER ÖFFENTLICHKEIT“ 1<br />

und auf Grund der für den Verkehr der Organisationen mit dem Staat und unter<strong>ein</strong>ander<br />

in Kraft gesetzten Publizität, wirksam an <strong>ein</strong>em Prozess öffentlicher Kommunikation“<br />

(ebd., S. 337) teilnimmt, kann sich das Publikum der nicht-organisierten Privatleute<br />

nicht an der öffentlichen Kommunikation beteiligen, sondern gerät durch die passive<br />

Rezeption institutionell autorisierter M<strong>ein</strong>ungen, die mithilfe der Medien vermittelt<br />

werden, in den Sog demonstrativ oder manipulativ entfalteter Publizität. (Vgl.<br />

ebd., S. 357)<br />

Habermas fordert daher <strong>ein</strong>e Öffentlichkeit, die Kommunikationsbedingungen bereitstellt,<br />

mit denen sich das Publikum wieder an der Herstellung kritischer Publizität und<br />

damit demokratischer M<strong>ein</strong>ungs- und Willensbildung beteiligen kann. Für das Publikum<br />

bedeutet Habermas’ Konzept, dass es bereit s<strong>ein</strong> muss, wieder aktiv zu werden<br />

und nicht nur zu konsumieren. Habermas sch<strong>ein</strong>t das Ideal <strong>ein</strong>es interessierten, informierten,<br />

kompetenten, handlungsbereiten und partizipierenden – also <strong>ein</strong>es mündi-<br />

gen – Bürgers weiterhin für realisierbar zu halten, solange die gesellschaftlichen und<br />

<strong>politische</strong>n Verhältnisse die Partizipation des Bürgers fördern.<br />

Inwiefern die Medien in ihrer heutigen Ausprägung für diese Aufgabe geeignet sind,<br />

wird mit Blick auf die <strong>politische</strong>n <strong>Bildung</strong>sfunktionen in den Kapiteln 3 bis 6 noch<br />

umfassend aus normativer wie empirischer Perspektive diskutiert.<br />

2.3 Habermas’ Öffentlichkeitstheorie – Kritik, Modifizierung und Weiterentwicklung<br />

Habermas idealtypische Konzeption der bürgerlichen Öffentlichkeit ist nicht ohne Kritik<br />

geblieben. So beschäftigen sich Kritiker häufig mit der Frage nach ihrem Verhältnis<br />

zur Realität bzw. ihrer Anwendbarkeit auf die Realität und modifizieren das normative<br />

Öffentlichkeitsmodell dementsprechend. 25<br />

Habermas’ Öffentlichkeitstheorie ist <strong>ein</strong>e normative Theorie, trotzdem kann man empirisch<br />

fragen, wie nah sie der Realität kommt, sie als Grundlage für die empirische<br />

Untersuchung aktueller öffentlicher Kommunikation heranziehen. Natürlich ist dabei<br />

zu beachten, dass, obwohl Themen und Thesen aus „Strukturwandel der Öffentlich-<br />

25 Siehe hierzu u.a. Gerhards 1997, Kunczik 1984, S. 103-115, Peters 1994.<br />

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