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Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

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POLITISCHE BILDUNG<br />

kann die Diskussion verlaufen. Nicht das Thema Umwelt ist für <strong>Talkshow</strong>s geeignet,<br />

sondern <strong>ein</strong> aktuelles kontroverses Teilthema [...]. Dem entspricht das fachdidaktische<br />

Prinzip des exemplarischen, problemorientierten Lernens.“ (ebd., S. 124) Als Methode<br />

zur <strong>politische</strong>n <strong>Bildung</strong> zielt die <strong>politische</strong> <strong>Talkshow</strong> darüber hinaus darauf, Konflikte<br />

präzise herauszuarbeiten: „Damit arbeitet sie der Tendenz entgegen, eher harmoniesüchtig<br />

den Konsens dort zu suchen, wo er nicht besteht. Sie zielt damit auf Konfliktfähigkeit,<br />

auf die Fähigkeit, Streit auszuhalten (Ambiguitätstoleranz).“ (Kuhn 2000,<br />

S. 187)<br />

Kuhn hebt jedoch auch hervor, dass die Gesprächssituation in <strong>Talkshow</strong>s zur Emotionalisierung<br />

von Konflikten neigt, was didaktisch gewollt, aber auch problematisch s<strong>ein</strong><br />

kann. (Vgl. ebd., S. 187) Ein Nachteil bei der Methode <strong>Talkshow</strong> besteht außerdem<br />

darin, so Kuhn, dass das Schwergewicht auf der Selbstdarstellung liegt,<br />

„deren Grundlage <strong>ein</strong>e beliebige M<strong>ein</strong>ungsdeklaration <strong>ein</strong>es jeden Teilnehmers bildet;<br />

beliebig m<strong>ein</strong>t dabei, dass zwar die Grundposition <strong>ein</strong>es <strong>politische</strong>n Akteurs dargestellt<br />

wird, dass aber k<strong>ein</strong>erlei Zwang besteht, sich ernsthaft argumentativ mit dem anderen<br />

aus<strong>ein</strong>anderzusetzen, vielmehr besteht gerade der Zwang, den die Situation ausübt,<br />

darin, sich ‚gut zu verkaufen’, ohne Zugeständnisse oder die Suche nach konsensfähigen<br />

Lösungen.“ (ebd., S. 187)<br />

Alles in allem muss die Entscheidung für die Unterrichtsmethode <strong>Talkshow</strong> ambivalent<br />

betrachtet werden, „denn damit wird <strong>ein</strong>e eigene (Medien-)Wirklichkeit erzeugt,<br />

die <strong>politische</strong>s Lernen überlagern kann“ (ebd., S. 187). Eine besondere Bedeutung<br />

kommt daher der anschließenden Auswertung im Unterricht zu, die Verzerrungen und<br />

Konstruktionen, die durch die verwendete Unterrichtsmethode entstanden sind, deutlich<br />

machen muss. Kuhn ist darüber hinaus der Überzeugung, dass solange der rhetorische<br />

Schlagabtausch in <strong>ein</strong>er <strong>politische</strong>n Unterrichts-<strong>Talkshow</strong> die inhaltliche Aus<strong>ein</strong>andersetzung<br />

nicht völlig überlagert, sondern beides in der Schwebe gehalten wird,<br />

<strong>politische</strong> Lernprozesse durchaus zu erwarten sind. (Vgl. Kuhn 2004, S. 125)<br />

Kuhn stellt zusammenfassend fest,<br />

„dass die Methode <strong>Talkshow</strong> sich dazu eignet, <strong>politische</strong> Streitthemen in <strong>ein</strong>er Gesprächssituation<br />

darzustellen, indem unterschiedliche Akteure festgelegt und in ihren<br />

Grundpositionen erkennbar werden. <strong>Die</strong>se Methode emotionalisiert und motiviert<br />

Schülerinnen und Schüler, sich auch mit ‚fernen’ <strong>politische</strong>n Problemen aus<strong>ein</strong>anderzusetzen.<br />

Der Preis dafür liegt darin, dass <strong>ein</strong>e mediale Inszenierung simuliert wird,<br />

die in der Dominanz der Rhetorik <strong>politische</strong> Lernprozesse blockieren kann. <strong>Die</strong> Konsequenz<br />

dieser Ambivalenz liegt darin, die Implikationen der Methodenentscheidung<br />

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