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Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

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„STRUKTURWANDEL DER ÖFFENTLICHKEIT“<br />

(2) Habermas’ idealtypisches Öffentlichkeitskonzept fußt auf der öffentlichen Diskussion<br />

von die Allgem<strong>ein</strong>heit betreffende Themen unter gebildeten Bürgern, <strong>ein</strong><br />

Konzept, das den Programmphilosophien <strong>politische</strong>r <strong>Talkshow</strong>s (siehe Kapitel 5.5)<br />

entspricht.<br />

(3) Neben der allgem<strong>ein</strong>en Natur der zu diskutierenden Fragen trifft noch <strong>ein</strong> weiteres<br />

institutionelles Kriterium der bürgerlichen Öffentlichkeit auf <strong>politische</strong> <strong>Talkshow</strong>s<br />

zu: die prinzipielle Unabgeschlossenheit ihres Publikums.<br />

(4) Voraussetzungen und Ablauf der Kommunikation in der bürgerlichen Öffentlichkeit<br />

unterscheiden sich grundlegend von der heutigen Medienöffentlichkeit, denn<br />

Habermas’ bürgerliche Öffentlichkeit beruht auf <strong>ein</strong>er Präsenzöffentlichkeit und<br />

damit interpersonaler (face-to-face) Kommunikation, während die in der heutigen<br />

Zeit dominierende Medienöffentlichkeit auf Massenkommunikation basiert.<br />

<strong>Die</strong> Kommunikation innerhalb <strong>ein</strong>er medial hergestellten Öffentlichkeit – wie der<br />

<strong>politische</strong>n <strong>Talkshow</strong>s – ist jedoch ebenfalls durch Präsenzöffentlichkeit und interpersonale<br />

Kommunikation geprägt. In der bürgerlichen Öffentlichkeit war das <strong>Medium</strong><br />

der <strong>politische</strong>n Aus<strong>ein</strong>andersetzung das öffentliche Räsonnement innerhalb<br />

des Publikums, jetzt findet dieses öffentliche Räsonnement in den Medien – u.a. in<br />

der <strong>politische</strong>n <strong>Talkshow</strong> – statt unter <strong>ein</strong>er begrenzten Zahl von Teilnehmern und<br />

vor <strong>ein</strong>em großen, nahezu unbegrenzten, aber auch passiven Publikum.<br />

Im Gegensatz zum öffentlichen, <strong>politische</strong>n Räsonnement in der bürgerlichen Öffentlichkeit<br />

sind <strong>politische</strong> <strong>Talkshow</strong>s als Teil der Medienöffentlichkeit Teil <strong>ein</strong>er<br />

organisierten M<strong>ein</strong>ungs- und Willensbildung. Während es in der bürgerlichen Öffentlichkeit<br />

für die öffentliche Kommunikation in Form des Räsonnements k<strong>ein</strong><br />

System festgelegter Rollen von Kommunikatoren und Rezipienten gab, jeder Teilnehmer<br />

zugleich Kommunikator und Rezipient s<strong>ein</strong> und sich an der M<strong>ein</strong>ungs- und<br />

Willensbildung aktiv beteiligen konnte, zeichnet sich die Medien- und <strong>Talkshow</strong>öffentlichkeit<br />

durch <strong>ein</strong>e weitgehende Rollendifferenzierung aus, besteht aus klar<br />

definierten Rollen von <strong>ein</strong>igen wenigen aktiven Kommunikatoren und <strong>ein</strong>er Masse<br />

an Rezipienten, die nur noch die vor ihren Augen und Ohren stattfindenden Dis-<br />

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