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Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

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„STRUKTURWANDEL DER ÖFFENTLICHKEIT“ 1<br />

Wichtigstes Prinzip der bürgerlichen Öffentlichkeit ist für Habermas der un<strong>ein</strong>geschränkte<br />

Zugang, denn <strong>ein</strong>e Öffentlichkeit, von der <strong>ein</strong>e bestimmte Bevölkerungsgruppe<br />

ausgeschlossen ist,<br />

16<br />

„ist nicht etwa nur unvollständig, sie ist vielmehr gar k<strong>ein</strong>e Öffentlichkeit. Jenes Publikum,<br />

das als Subjekt des bürgerlichen Rechtsstaates gelten darf, versteht denn auch<br />

s<strong>ein</strong>e Sphäre als <strong>ein</strong>e öffentliche in diesem strengen Sinne; es antizipiert in s<strong>ein</strong>en Erwägungen<br />

die Zugehörigkeit prinzipiell aller Menschen.“ (ebd., S. 156)<br />

Zu kritisieren an Habermas’ Idealtyp der bürgerlichen Öffentlichkeit ist, dass diese<br />

selbst bestimmte Bevölkerungsgruppen ausschloss, denn ihre Zulassungskriterien, Besitz<br />

und <strong>Bildung</strong>, betrafen – empirisch gesehen – den gleichen Personenkreis, während<br />

sie <strong>ein</strong>en Großteil der Bevölkerung ausgrenzten. Für Habermas kann dieses Argument<br />

jedoch – normativ betrachtet – nicht als Einschränkung der Öffentlichkeit gelten, solange<br />

„die ökonomischen und sozialen Bedingungen jedermann gleiche Chancen <strong>ein</strong>räumen,<br />

die Zulassungskriterien zu erfüllen“ (ebd., S. 157). Vorausgesetzt jeder hat die<br />

Möglichkeit, <strong>ein</strong> Bürger zu werden, sollten auch nur diese zur politisch fungierenden<br />

Öffentlichkeit Zutritt haben, denn nur von ihnen ist laut Habermas <strong>ein</strong>e wirksame Vertretung<br />

des Allgem<strong>ein</strong>interesses zu erwarten, da nur sie private Interessen haben, „die<br />

automatisch in dem gem<strong>ein</strong>samen Interesse der Wahrung <strong>ein</strong>er bürgerlichen Gesellschaft<br />

[...] konvergieren.“ (ebd., S. 159)<br />

2.1.2 Zur Bedeutung <strong>politische</strong>r <strong>Bildung</strong><br />

Öffentlichkeit und öffentliche Diskussionen entstehen nach Habermas’ normativem<br />

Verständnis aufgrund von Kommunikations-, Interaktions- und <strong>politische</strong>n Partizipationsbedürfnissen<br />

und -chancen der Bürger. Eine kommunikative und interaktive Partizipation<br />

am <strong>politische</strong>n Prozess setzt jedoch diverse Kompetenzen – d.h. <strong>politische</strong><br />

<strong>Bildung</strong> – auf Seiten der Bürger voraus.<br />

Habermas setzt sich in „Strukturwandel der Öffentlichkeit“ nicht explizit mit der <strong>politische</strong>n<br />

<strong>Bildung</strong> oder ihren Institutionen aus<strong>ein</strong>ander, spricht lediglich von <strong>Bildung</strong> als<br />

<strong>ein</strong>em Zulassungskriterium für Bürger zur Öffentlichkeit. Doch er erarbeitet <strong>ein</strong> normatives<br />

Modell demokratischer Politik, nach dem der Bürger aufgrund s<strong>ein</strong>er durch<br />

das öffentliche Räsonnement erfolgten <strong>politische</strong>n Willensbildung an <strong>politische</strong>n Entscheidungen<br />

partizipiert. Für <strong>ein</strong>e politisch fungierende Öffentlichkeit bedarf es in Ha-

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