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Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

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POLITISCHE TALKSHOW 1<br />

Politische <strong>Talkshow</strong>s werden von mehr Bürgern verfolgt als Bundestagssitzungen. In<br />

<strong>politische</strong>n <strong>Talkshow</strong>s können Politiker ihre Position <strong>ein</strong>e bis fünf Millionen Zuschauern<br />

auf <strong>ein</strong>mal vermitteln. <strong>Die</strong>ses große Forum verlangt von den teilnehmenden Politikern<br />

jedoch, ihre <strong>politische</strong>n Positionen verständlich, d.h. rezipientenfreundlich, zu<br />

vermitteln: 165<br />

„Der Talk ist, gerade im Wahlkampf, Gegenstand <strong>ein</strong>es strategischen Kalküls, er ist<br />

Instrument der Parteien, die mit noch mehr Aufwand für <strong>ein</strong>e rezipientenfreundliche<br />

Präsentation ihrer Politik sorgen, die <strong>ein</strong> lebensweltliches Szenario schaffen, damit ihre<br />

Botschaft auch im Alltagscode der potentiellen Wähler ihren Platz hat.“ (Plake<br />

1999, S. 154)<br />

Politische Akteure nutzen die Diskussionen in <strong>politische</strong>n <strong>Talkshow</strong>s nicht, um zu<br />

neuen Erkenntnissen oder gar zu <strong>ein</strong>em Konsens in <strong>ein</strong>er <strong>politische</strong>n Streitfrage zu<br />

gelangen, sondern um positive Reaktionen bei den Rezipienten zu erreichen. Daher<br />

bemühen sie sich in <strong>politische</strong>n Gesprächssendungen, so das Ergebnis empirischer<br />

Studien, auch weniger um sachliche und rationale Argumentation, sondern bevorzugen<br />

oft <strong>ein</strong>en polarisierenden Diskurs, um die konkurrierenden Gesprächsteilnehmer zu<br />

diskreditieren (vgl. Schicha 2002, S. 226).<br />

Während das Publikum eher indirekt und subtil angesprochen wird, bilden die teilnehmenden<br />

Politiker in <strong>Talkshow</strong>s „<strong>ein</strong> personalisiertes Zentrum der Diskussion als<br />

zentrale Adressaten der Kritik und Zustimmung der anderen Teilnehmer“ (Schultz<br />

2006, S. 270). Da teilnehmende Politiker zumeist <strong>ein</strong>e ganze Partei repräsentieren,<br />

werden sie häufig für Aussagen/Fehler von Parteikollegen kritisiert und aufgefordert,<br />

dafür in der Sendung Rechenschaft abzulegen oder Erklärungen abzugeben.<br />

<strong>Die</strong>ser direkten Konfrontation mit gegensätzlichen M<strong>ein</strong>ungen und Kritik sowie den<br />

daraus resultierenden Rechtfertigungszwängen können Politiker nur schwer entkommen.<br />

In der Regel versuchen sie jedoch, <strong>ein</strong>er argumentativen Aus<strong>ein</strong>andersetzung<br />

auszuweichen, vor allem bei Themen, die ihnen unangenehm sind. 166 Sie kommen<br />

gung des Ansehens und der Glaubwürdigkeit von Politikern. (Siehe hierzu u.a. Barzel/Schmidt 2005<br />

und http://www.zeit.de/news/artikel/ 2007/05/23/103708.xml; Stand: 24.05.2007,)<br />

165 Zu normativen Anforderungen an <strong>ein</strong> rezipientenorientiertes Streitgespräch siehe Kl<strong>ein</strong> 1990.<br />

166<br />

Diskussionen mit Politikern bestehen weniger aus den argumentativen Mustern ‚These‘ und ‚Begründung‘,<br />

‚Widerlegungsversuch‘ und ‚Begründung‘, sondern eher aus rhetorischen Mustern wie<br />

‚Forderungen‘, ‚Selbstdarstellungen‘, ‚Eigenlob‘, ‚Angriffen‘ und ‚Beschwichtigungen‘. (Vgl. Holly/Kühn/Püschel<br />

1989(b), S. 3) Bei solch <strong>ein</strong>em Diskussionsverhalten ist es Aufgabe der Moderatoren,<br />

142

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