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Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

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„STRUKTURWANDEL DER ÖFFENTLICHKEIT“<br />

2.2.2 <strong>Die</strong> von Massenmedien beherrschte Öffentlichkeit und ihre Folgen<br />

<strong>Die</strong> Idealvorstellung von der Presse als Institution des politisch räsonierenden Publikums<br />

wurde im Laufe der Zeit aufgrund gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und <strong>politische</strong>r<br />

Entwicklungen, mit denen sich auch die Öffentlichkeit entscheidend veränderte,<br />

relativiert. Je mehr die Öffentlichkeit unter den Einfluss von Parteien und Wirtschaftsunternehmen<br />

geriet, umso un<strong>politische</strong>r wurde sie (vgl. ebd., S. 267); außerdem<br />

durchdrang sie zwar immer weitere Sphären der Gesellschaft, zerfiel dadurch aber zusehends.<br />

Für Habermas lässt sich dieser Zerfall der Öffentlichkeit am besten am Wandel „ihrer<br />

vorzüglichsten Institution, der Presse“ (ebd., S. 275) verdeutlichen. Denn mit ihrer<br />

wachsenden – auch ökonomischen – Bedeutung wurde die Presse zunehmend von Politik<br />

und Wirtschaft instrumentalisiert. Nach dem Strukturwandel sieht Habermas Öffentlichkeit<br />

als <strong>ein</strong>e von den Massenmedien beherrschte – mit negativen Auswirkungen.<br />

Hintergrund für Habermas’ Medien-Einschätzung ist die Kritische Medientheorie<br />

s<strong>ein</strong>er Lehrer Max Horkheimer und Theodor W. Adorno. 12 Habermas greift deren Positionen<br />

in „Strukturwandel der Öffentlichkeit“ auf, stellt aber die Frage nach Veränderungen<br />

von Öffentlichkeit durch die Massenmedien in den Mittelpunkt.<br />

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts verloren die traditionellen Institutionen der bürgerlichen<br />

Öffentlichkeit, die den Zusammenhang des räsonierenden Publikums sicherten, immer<br />

mehr an Bedeutung. Öffentlichkeit war bald nicht mehr grundsätzlich gegeben, sondern<br />

musste künstlich hergestellt werden: <strong>Die</strong> Bedeutung der Presse wuchs und sie<br />

entwickelte sich zu <strong>ein</strong>em Massenmedium.<br />

Im Zuge ihrer Kommerzialisierung und Entfaltung zu <strong>ein</strong>em Massenmedium gerät die<br />

Presse zunehmend unter den Einfluss von Privatinteressen. <strong>Die</strong> Interessen von <strong>politische</strong>n<br />

wie wirtschaftlichen Organisationen sind nicht mehr repräsentativ für die Inter-<br />

12<br />

<strong>Die</strong> Kritische Medientheorie wurde 1944 von Horkheimer und Adorno mit ihrem Aufsatz „Kulturindustrie.<br />

Aufklärung als Massenbetrug“ begründet. Sie geht davon aus, dass die Ökonomisierung zur<br />

Konformität, Standardisierung und Trivialisierung der medienvermittelten Massenkultur führt, die<br />

Kunst <strong>ein</strong> urteilsfähiges Publikum verliert, die Kultur zur unterhaltenden Zerstreuung degradiert wird,<br />

Kulturprodukte Warencharakter erhalten und die warenproduzierende Kulturindustrie für <strong>ein</strong> falsches<br />

Bewussts<strong>ein</strong> sowie für die Regression des Politischen sorgt. (Vgl. Imhof 2003, S. 199) Zur Kritischen<br />

Medientheorie siehe auch Schicha 2003(b).<br />

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