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Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

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POLITISCHE TALKSHOW 1<br />

Informations-/<strong>Bildung</strong>sprozess lähmen. Darüber hinaus können medienspezifische<br />

Mittel/Darstellungsformen (Kamera<strong>ein</strong>stellungen/-bewegungen, Inserts etc.) aufmerksamkeitsfördernd,<br />

aber auch -hemmend s<strong>ein</strong>.<br />

Abschließend ist festzuhalten: Auch wenn Kritiker, die in der Regel zu den gut informierten<br />

und formal hoch gebildeten Kreisen zählen, es häufig vern<strong>ein</strong>en, können <strong>politische</strong><br />

<strong>Talkshow</strong>s für viele Zuschauer durchaus sinnvoll s<strong>ein</strong>, denn dort sind sie gezwungen,<br />

verschiedene M<strong>ein</strong>ungen und Argumente zu hören, während sie sonst möglicherweise<br />

nur mit der eigenen M<strong>ein</strong>ung über<strong>ein</strong>stimmende M<strong>ein</strong>ungen an sich heranlassen.<br />

202 Welche Effekte dies auf die Rezipienten hat, ist jedoch umstritten.<br />

Einige Wissenschaftler argumentieren, dass politisch Andersdenkende häufig nicht<br />

offen sind für die Argumente anderer und <strong>politische</strong> <strong>Talkshow</strong>s demzufolge zwar die<br />

Mauer selektiver Wahrnehmung durchbrechen können, dieser Umstand aber durch<br />

Mechanismen selektiver Interpretation kompensiert wird, indem politisch Andersdenkenden<br />

Unwahrheit unterstellt und ihr Diskussionsverhalten als unangemessen bewertet<br />

wird. (Vgl. Burkart 1985, S. 91)<br />

Amerikanische Studien haben dagegen gezeigt, dass Zuschauer <strong>politische</strong>r Fernsehdiskussionen<br />

durch die Rezeption ihr Wissen über <strong>politische</strong> Themen durchaus erweitern,<br />

an Einsichten über <strong>politische</strong> Zusammenhänge gewinnen, 203 (vgl. Schultz 2006,<br />

S. 295) medial ausgetragene Konflikte demnach die M<strong>ein</strong>ungsbildung stimulieren und<br />

zur <strong>politische</strong>n Mobilisierung beitragen können. (Vgl. ebd., S. 76)<br />

<strong>Die</strong> vorliegende Arbeit ist k<strong>ein</strong>e Rezipientenstudie und wird den dargelegten Widersprüchen<br />

daher nicht weiter nachgehen. <strong>Die</strong> Analyse der Fallbeispiele wird zeigen, ob<br />

202 Politische <strong>Talkshow</strong>s können somit verstanden werden als Ort <strong>ein</strong>er gesellschaftlichen Konfliktaustragung<br />

unter zumindest mentaler Beteiligung aller Rezipienten. (Vgl. Burkart 1985, S. 90)<br />

203<br />

Auch Studien über TV-Duelle kommen zu dem Ergebnis, dass diese durchaus Lerneffekte erzielen,<br />

denn sie vermitteln den Wählern Kenntnisse über die <strong>politische</strong>n Positionen der Kandidaten. Dabei ist<br />

der Informationsgewinn bei politisch weniger interessierten Zuschauern deutlich größer als bei politisch<br />

interessierten. Ein weiterer Lerneffekt besteht in der Veränderung der wahrgenommenen Wichtigkeit<br />

von Themen. Eine Ursache für die relativ starken Lerneffekte liegt in der direkten Konfrontation<br />

der Kandidaten, wodurch der Wähler die Möglichkeit erhält, beide Kontrahenten und ihre Standpunkte<br />

direkt mit<strong>ein</strong>ander zu vergleichen. (Vgl. Maurer/R<strong>ein</strong>emann 2003, S. 30)<br />

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