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Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

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POLITISCHE TALKSHOW<br />

gehend von s<strong>ein</strong>en Charakteristika – überhaupt <strong>politische</strong> <strong>Bildung</strong>sfunktionen übernehmen<br />

kann.<br />

Für Jürgen Habermas ist das öffentliche Räsonnement, die öffentliche Kommunikation,<br />

maßgeblich für <strong>ein</strong>e politisch fungierende Öffentlichkeit. In diesem Kapitel wird<br />

untersucht, wie Kommunikation in <strong>politische</strong>n <strong>Talkshow</strong>s stattfindet, inwiefern sie<br />

sich von Habermas’ Idealvorstellung unterscheidet, und welche Konsequenzen das für<br />

den <strong>politische</strong>n Diskurs hat. In diesem Zusammenhang wird die von Tanjev Schultz<br />

erstellte Studie „Geschwätz oder Diskurs? <strong>Die</strong> Rationalität <strong>politische</strong>r <strong>Talkshow</strong>s im<br />

Fernsehen“ (2006) bzw. ihre Kernthesen und empirischen Ergebnisse hinsichtlich ihrer<br />

Bedeutung für das Thema der vorliegenden Arbeit analysiert.<br />

Für die notwendige Eingrenzung des Untersuchungsmaterials, die Ermittlung von Kriterien<br />

für die Auswahl und Analyse der Fallbeispiele werden die Sendungskonzepte<br />

der drei im letzten Jahrzehnt erfolgreichsten <strong>politische</strong>n <strong>Talkshow</strong>s vorgestellt sowie<br />

ihre aktuelle Gäste- und Themenstruktur analysiert. Schließlich werden Ergebnisse<br />

empirischer Studien über die Rezipienten <strong>politische</strong>r <strong>Talkshow</strong>s zusammengefasst sowie<br />

Faktoren, welche die Rezeption bestimmen, diskutiert, bevor analytisch betrachtet<br />

wird, wie die Programmmacher ihre Angebote aufgrund der angenommenen Zuschauerinteressen<br />

und -bedürfnisse optimieren.<br />

5.1 <strong>Talkshow</strong>, Talk-Show oder Talk Show?<br />

1973 ging mit „Je später der Abend“ (West 3) die erste <strong>Talkshow</strong> im deutschen Fernsehen<br />

auf Sendung. 134 <strong>Die</strong> Programmmacher waren selber unsicher über das neue<br />

134<br />

Je nach Definition sind sich Wissenschaftler un<strong>ein</strong>s, welche Sendung als erste <strong>Talkshow</strong> im deutschen<br />

Fernsehen gilt: „Je später der Abend“ (vgl. Eimeren/Gerhard 1998, S. 601) oder der „Internationale<br />

Frühschoppen“ (ARD) mit Werner Höfer, der 1953 das erste Mal ausgestrahlt wurde (vgl. Tenscher/Nieland<br />

2002, S. 328). Im vorliegenden Zusammenhang wird „Je später der Abend“ als erste<br />

<strong>Talkshow</strong> im deutschen Fernsehen betrachtet. Der „Internationale Frühschoppen“ kann lediglich als<br />

Vorläufer gesehen werden, denn s<strong>ein</strong>e Charakteristika entsprechen nicht der zugrunde liegenden Definition<br />

des Subgenres „<strong>politische</strong> <strong>Talkshow</strong>“ (siehe Kap. 5.2). <strong>Die</strong> Sendung war jedoch <strong>ein</strong>e <strong>politische</strong><br />

Diskussionssendung, die <strong>ein</strong>e wichtige Rolle bei der Etablierung <strong>politische</strong>r Gesprächssendungen im<br />

deutschen Fernsehen gespielt hat, denn der „Internationale Frühschoppen“ war <strong>ein</strong>e Institution im<br />

deutschen Fernsehen und lief bis 1987 sonntags mittags in der ARD. Als Nachfolge-Sendung wurde<br />

der „Presseclub“ konzipiert, der unmittelbar nach Einstellung des „Internationalen Frühschoppens“<br />

zum ersten Mal ausgestrahlt wurde und bis heute gesendet wird.<br />

121

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