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Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

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POLITISCHE TALKSHOW<br />

dann – wie empirische Untersuchungen belegen – lieber auf aus ihrer Sicht wichtigere<br />

Themen zu sprechen, um sich selber zu profilieren, den Kontrahenten zu schwächen<br />

und damit auf subtile Weise Werbung für die eigene Person und Partei betreiben zu<br />

können. 167<br />

Politiker, aber auch Journalisten und andere Experten können in <strong>politische</strong>n <strong>Talkshow</strong>s<br />

ihre rhetorischen Fähigkeiten, ihre Verbalisierungs- und Polemisierungskompetenzen<br />

vorführen. (Vgl. Plake 1999, S. 43) Bereits seit der Antike weiß man, dass <strong>ein</strong>e gute<br />

Rede sowohl den Verstand als auch die Gefühle der Zuschauer ansprechen muss. <strong>Die</strong><br />

emotionalen Redefunktionen (delectare, movere) sind vor allem durch die Wortwahl<br />

gekennzeichnet:<br />

„Während Fakten in der Regel abstrakt und häufig schwer zu verstehen sind, geht es<br />

bei der Emotionalisierung von Reden darum, den Zuhörern die Bedeutung der Red<strong>ein</strong>halte<br />

für ihr alltägliches Leben deutlich zu machen. Sie sollen erkennen, dass sie<br />

selbst betroffen sind, weil dies ihre Aufmerksamkeit erhöht und es dem Redner erleichtert,<br />

sie zu überzeugen“ (Maurer/R<strong>ein</strong>emann 2003, S. 124).<br />

Für <strong>politische</strong> Fernsehdebatten sind emotionale Faktoren von besonderer Bedeutung.<br />

So hat <strong>ein</strong>e Studie von Maurer/R<strong>ein</strong>emann (2003) ergeben, dass Teilnehmer von <strong>politische</strong>n<br />

TV-Duellen besser bei Rezipienten ankommen, wenn sie ihre Positionen so<br />

vortragen, dass nicht der Verstand, sondern die Gefühle der Zuschauer angesprochen<br />

werden. <strong>Die</strong>ser Befund dürfte auch für <strong>politische</strong> <strong>Talkshow</strong>s gelten.<br />

Ein Grund, warum die Teilnehmer an TV-Duellen – seien es nun so genannte Kanzlerduelle<br />

vor Wahlen oder <strong>politische</strong> <strong>Talkshow</strong>s – die Zuschauer mit rationalen Fakten<br />

kaum überzeugen können, liegt in der Natur <strong>ein</strong>er Fernsehdebatte: <strong>Die</strong> meisten Zuschauer<br />

haben sich bereits vor der Debatte <strong>ein</strong>e M<strong>ein</strong>ung über die Teilnehmer und die<br />

diskutierten Themen gebildet. <strong>Die</strong> Teilnehmer stehen daher vor dem Problem, dass<br />

ihnen <strong>ein</strong> Teil der Zuschauer von Beginn der Debatte bereits negativ gegenübersteht:<br />

„Wenn sie Fakten anführen, die für sie selbst und gegen ihren Kontrahenten sprechen,<br />

be<strong>ein</strong>druckt dies die Anhänger der Gegenseite nicht – im Gegenteil: Sie beurteilen den<br />

durch hartnäckiges Nachfragen trotzdem <strong>ein</strong>en informativen und rationalen Diskussionsverlauf zu<br />

ermöglichen. In diesem Zusammenhang wird häufig teilnehmenden Wissenschaftlern und Journalisten<br />

die Rolle zugewiesen, <strong>ein</strong> Gegengewicht oder <strong>ein</strong>e dem Diskurs dienliche Ergänzung zu Berufspolitikern<br />

und Lobbyisten darzustellen. (Vgl. Schultz 2006, S. 185)<br />

167 Siehe hierzu u.a. Holly/Kühn/Püschel 1986.<br />

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