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Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

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POLITISCHE BILDUNG UND POLITISCHE TALKSHOW<br />

den aufbauen, Kampf Spitz auf Knopf, Hungerkünstler, Wahnsinns-Aufgabe, wie <strong>ein</strong> Höllenhund,<br />

Absurdität, heuchlerisch, das ist irre („Maybrit Illner“); durchbeißen, verdammt viel Glück, Märchen<br />

von unbegrenzten Aufstiegschancen, völliger Quatsch, Glück der Tüchtigen, überspitzt, ungerecht<br />

(„hartaberfair“).<br />

In beiden analysierten Sendungen spielen darüber hinaus Appelle <strong>ein</strong>e große Rolle:<br />

(z.B.)<br />

− „Es ist <strong>ein</strong>e Situation, wo der Tisch zum Verhandeln eigentlich der <strong>ein</strong>zige Ort ist,<br />

wo man mit<strong>ein</strong>ander streiten darf.“ (Gerke, D 14)<br />

− „Und deswegen: Rasch zusammensetzen und nicht wochenlang die Barrikaden<br />

aufbauen, damit Telekom wieder arbeiten kann.“ (Oettinger, D 36)<br />

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„Der Wettbewerb wird immer stärker werden, der Außendruck wird immer stärker<br />

werden, deswegen müssen wir rechtzeitig alles tun, dass wir von den Kinderkrippen<br />

über die Kindergärten, Schulen, Hochschulen, Wissenschaft und Forschung<br />

alles da hin<strong>ein</strong> investieren. Unsere ganze Kraft da hin<strong>ein</strong> investieren.“ (Clement, D<br />

49)<br />

„Wir müssen den Leuten quasi <strong>ein</strong>en Gutsch<strong>ein</strong> geben für Arbeit, den müssen sie<br />

aber <strong>ein</strong>lösen.“ (Gerke, D 69)<br />

„<strong>Die</strong> persönliche Zuwendung, das Gespräch, das Zeitnehmen für den Patienten<br />

muss wieder besser honoriert werden als der Einsatz von Apparaten und Medikamenten.“<br />

(Seehofer, D 58)<br />

„Da haben die Versicherten freie Wahl, was die Versicherung angeht. So sollte<br />

man das auch machen bei der Gesundheitsvorsorge [...]. Das wäre besser für das<br />

System, als das, was wir jetzt haben.“ (Pieper, D 79)<br />

„Wenn es so ist, dann muss es doch jemand geben in Deutschland, der sagt, wir<br />

wollen k<strong>ein</strong>e Zwei-Klassen-Gesellschaft. Wir sind alle Brüder und Schwestern.“<br />

(Walz, D 126)<br />

„Und Deutschland hat da die Weichen noch längst nicht richtig gestellt. Da müssen<br />

wir mehr investieren“ (Pieper, D 53)<br />

<strong>Die</strong>se Appelle richten sich nicht direkt an <strong>politische</strong> Akteure, sondern sollen vor allem<br />

die Zuschauer auf emotionaler Ebene ansprechen. Neumann stellt sich in ihren Wortbeiträgen<br />

sogar als Stellvertreterin der Niedriglöhner dar, spricht von „wir“, „unsere<br />

Arbeit“ (siehe Anhang, S. 271, D 47) und adressiert damit viele Arbeitnehmer, während<br />

Clement sich von den Niedriglöhnern abgrenzt.<br />

Emotional angesprochen werden die Zuschauer auch durch die Selbstoffenbarungen<br />

der Teilnehmer. Für die zwei im vorliegenden Zusammenhang analysierten Sendungen<br />

muss festgehalten werden, dass die Fragen, die <strong>ein</strong>e Selbstoffenbarung/Expression intendierten,<br />

und damit auch auf die Offenbarung von Emotionen, <strong>ein</strong>e größere Rolle<br />

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