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Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

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POLITISCHE BILDUNG UND POLITISCHE TALKSHOW<br />

<strong>Die</strong> Aussagen des wissenschaftlichen Experten Gerke in Illners <strong>Talkshow</strong> teilen sich<br />

auf in den Kommunikationstyp „propagieren/attackieren“ und „informieren/deuten/erklären/analysieren“.<br />

(Siehe Tab. 14 und 15, S. 195) Gerke setzt in s<strong>ein</strong>en Beiträgen die<br />

Position der Unternehmen mit denen der Gewerkschaft und der Beschäftigten in Beziehung.<br />

Zunächst versucht er, die verschiedenen Perspektiven auf neutraler Ebene zu<br />

analysieren; im Laufe der Diskussion wird in s<strong>ein</strong>en Beiträgen jedoch <strong>ein</strong>e kritische<br />

Haltung gegenüber den Gewerkschaften, die sich auch in s<strong>ein</strong>en Aus<strong>ein</strong>andersetzungen<br />

mit Bsirske zeigt, immer deutlicher.<br />

In der analysierten „hartaberfair“-Sendung sch<strong>ein</strong>t Höhler die Rolle als Expertin zugeteilt<br />

worden zu s<strong>ein</strong>. Es ist jedoch zu resümieren, dass sie die idealtypischen Anforderungen,<br />

die an diese Rolle gestellt werden, in k<strong>ein</strong>er Weise erfüllt. So favorisiert sie<br />

den expressiven, narrativen Kommunikationstyp oder propagiert/attackiert mit ihren<br />

Diskussionsbeiträgen. K<strong>ein</strong>er ihrer Beiträge konnte als informierend/deutend/erklärend/analysierend<br />

gewertet werden. Ihre Äußerungen sind viel eher geprägt von leidenschaftlichen<br />

Appellen, Diagnosen der Gegenwartsgesellschaft und Beurteilungen<br />

der anderen Diskussionsteilnehmer in <strong>ein</strong>em überwiegend lockeren und emotionalen<br />

Redestil:<br />

−<br />

−<br />

−<br />

„Also bei Lauterbach, ich bin ganz sicher, so wie der Bursche so gemacht ist, der<br />

hätte schon was anderes rausgeholt aus dem Leben.“ (D 94)<br />

„Und wenn er nicht so <strong>ein</strong> harter Brocken wäre, dem das nicht wichtig ist, ob die<br />

Funktionäre ihn verstehen, dann würde er sich die ganze Zeit ganz anders verhalten<br />

haben.“ (über Seehofer, D 215)<br />

„Wir haben immer mehr Verlierer, die so abgestempelt sind, dass sie auch, wenn<br />

sie <strong>ein</strong>e Bewegung in Richtung Arbeit machen (amüsiert), nur Nachteile kriegen.<br />

D.h. diese Loosertruppe, die wächst und wächst und wächst. Und wenn ich dann<br />

irgendwann, wenn das Thema Unterschicht aufkommt, plötzlich höre, dass Hr.<br />

Beck sagt, Unterschicht gab es immer, dann finde ich das zynisch. Was eigentlich<br />

soll Politik wollen, wenn sie das nicht mehr will, dass die Menschen alle <strong>ein</strong><br />

Schritt, zwei Schritt, drei Schritt über das hinauskommen, wo sie als Kinder gesessen<br />

haben, oder wo sie heute aufgrund von, ich sag das mal, verfehlter Politik<br />

sitzen. Also das ist für mich der Kern des Übels.“ (D 94)<br />

6.4.4 Politische <strong>Talkshow</strong>s als <strong>Medium</strong> der M<strong>ein</strong>ungs- und Willensbildungsfunktion<br />

<strong>Die</strong> M<strong>ein</strong>ungs- und Willensbildungsfunktion <strong>politische</strong>r <strong>Bildung</strong> hat zum Ziel, aus<br />

politisch informierten Bürgern politisch reflektierende Zuschauer zu machen. Da es<br />

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