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Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

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FERNSEHEN UND POLITISCHE BILDUNG 1<br />

die r<strong>ein</strong>e Verfügbarkeit politisch relevanter Informationen bereits zur Informiertheit<br />

führt bzw. ob man von <strong>ein</strong>er größeren Quantität politisch relevanter Informationen<br />

direkt auf <strong>ein</strong>e höhere Qualität <strong>politische</strong>r Informiertheit schließen kann.<br />

Für Deutschland gibt es k<strong>ein</strong>e Langzeitdaten zum <strong>politische</strong>n Wissen der Bevölkerung.<br />

Daher lässt sich auch über Medien<strong>ein</strong>flüsse auf dieses Wissen nur spekulieren. Schulz<br />

geht davon aus,<br />

„dass der neuere Medienwandel […] dem Verhältnis der Bürger zur Politik nicht förderlich<br />

war. <strong>Die</strong> Medienexpansion kann zu Informationsüberlastungen und Desorientierung<br />

geführt haben, weil es immer schwieriger geworden ist, in der Fülle der Angebote<br />

das wirklich Wichtige und Nützliche zu erkennen. Zudem haben viele Informationsangebote<br />

nicht die Qualität, die zur Verbesserung der <strong>politische</strong>n Informiertheit der<br />

Bürger dienlich wäre. Der Medienwandel hat zu <strong>ein</strong>er allgem<strong>ein</strong>en Boulevardisierung<br />

der <strong>politische</strong>n Information geführt.“ (Vgl. ebd., S. 234)<br />

Schulz fasst diverse Untersuchungsergebnisse plakativ zusammen:<br />

„Viel Zeitunglesen fördert die <strong>politische</strong> Kompetenz und <strong>ein</strong>e positive Einstellung zur<br />

Politik. Aber viel Fernsehen macht kaum mündiger, sondern eher politikverdrossen.<br />

Intensive Nutzung von Informationen im Fernsehen kultiviert <strong>ein</strong> negatives Politikbild,<br />

und zwar am ehesten bei politisch kompetenten Bürgern. Auf der anderen Seite<br />

sch<strong>ein</strong>t sich intensives Zeitungslesen eher positiv auf das Politikbild auszuwirken, und<br />

zwar auch bei politisch weniger Kompetenten.“ (ebd., S. 227).<br />

<strong>Die</strong>sen Thesen entgegen steht das Nutzungsverhalten der Bürger: Während Nutzungshäufigkeit<br />

und -dauer beim Fernsehen nahezu konstant bleibt, geht beides beim Zeitunglesen<br />

deutlich zurück. (Vgl. Gerhads/Klingler 2006, S. 78) Schulz schränkt <strong>ein</strong>:<br />

„Auf der anderen Seite kann man dem Fernsehen aber auch nicht jeden Einfluss auf<br />

die <strong>politische</strong> Kompetenz der Bürger absprechen. Es kommt […] auf die Art der Nutzung<br />

des <strong>Medium</strong>s an. Wenn intensiv die Informationsangebote im Fernsehen und dabei<br />

die Vielfalt des Angebots genutzt werden, trägt Fernsehen zur <strong>politische</strong>n Kompetenz<br />

bei, wenn auch gegenüber anderen Medien nur im geringem Maß.“ (Schulz 2000,<br />

S. 238)<br />

Auch Habermas (2007) geht davon aus, dass durch die Mediennutzung <strong>politische</strong>r<br />

Programme <strong>ein</strong> Lernprozess in Gang gebracht werden kann, jedoch <strong>ein</strong> „Lernprozess<br />

mit unbestimmtem Ausgang“ (Habermas 2007).<br />

Zu konstatieren ist, dass die Quantität der Informationsangebote im Fernsehen und ihre<br />

Nutzung noch k<strong>ein</strong>e <strong>Bildung</strong>sprozesse garantieren. Zum <strong>ein</strong>en sind Massenmedien in<br />

ihrer heutigen Ausprägung nicht von vornher<strong>ein</strong> in der Lage, Wissensunterschiede in<br />

den verschiedenen sozialstrukturellen Segmenten der Gesellschaft ausgleichen, (vgl.<br />

Bonfadelli 1981, S. 376) zum anderen kann <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>facher linearer Zusammenhang<br />

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