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Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

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„STRUKTURWANDEL DER ÖFFENTLICHKEIT“ 1<br />

standen waren. <strong>Die</strong> Kaffeehäuser, Salons und Tischgesellschaften unterschieden sich<br />

in vielen Punkten (z.B. in Umfang und Zusammensetzung des Publikums, im Umgangsstil,<br />

Klima des Räsonnements und in der thematischen Orientierung), gem<strong>ein</strong>sam<br />

war diesen jedoch die Organisation <strong>ein</strong>er permanenten Diskussion unter Privatleuten<br />

und die Realisierung der drei Grundvoraussetzungen für öffentliches Räsonnement<br />

(siehe oben). Im 18. Jh. entwickelte sich dann jedoch die Presse zu <strong>ein</strong>er Institution<br />

des politisch räsonierenden Publikums.<br />

Habermas beschäftigt sich intensiv mit der Entstehung der Presse und ihrer Entwicklungen,<br />

denn für ihn ist die Presse <strong>ein</strong>e bedeutende Institution der bürgerlichen Öffentlichkeit,<br />

da sie dem Publikum un<strong>ein</strong>geschränkt zugänglich ist, auch wenn sie zuerst<br />

lediglich die gebildeten Stände und nicht das gem<strong>ein</strong>e Volk erreichte (vgl. Habermas<br />

1990, S. 80). Habermas macht deutlich, dass die Presse schon früh instrumentalisiert<br />

wurde: <strong>Die</strong> Obrigkeit machte sich die Presse schon früh (Mitte des 17. Jh.) zu<br />

Zwecken der Verwaltung nutzbar, um Befehle und Verordnungen zu veröffentlichen.<br />

(Vgl. ebd., S. 79)<br />

Zu <strong>ein</strong>em Organ des <strong>politische</strong>n Räsonnements wurde die Presse als erstes in England.<br />

In den 1720er/30er Jahren entstand dort <strong>ein</strong> regierungsunabhängiger, kritischer, <strong>politische</strong>r<br />

Journalismus, durch den <strong>politische</strong> Entscheidungen vor das Forum des Publikums<br />

gebracht wurden. Als <strong>ein</strong>e Institution des Publikums mit der Aufgabe, dessen<br />

Räsonnement zu veröffentlichen und zu stärken, verstanden sich auch die Ende des 18.<br />

Jahrhunderts in großer Zahl gegründeten Zeitungen <strong>politische</strong>r Zusammenschlüsse und<br />

Ver<strong>ein</strong>igungen. <strong>Die</strong>se so genannte Gesinnungspresse kämpfte um den Freiheitsspielraum<br />

der öffentlichen M<strong>ein</strong>ung und um die Öffentlichkeit als Prinzip. Sie war als „<strong>ein</strong>e<br />

Institution des diskutierenden Publikums primär damit befasst, dessen kritische Funktion<br />

zu behaupten“ (ebd., S. 278).<br />

In Habermas’ idealtypischem Öffentlichkeitsverständnis hat die Presse also <strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>deutig<br />

<strong>politische</strong> Funktion: Sie ist als <strong>ein</strong>e Institution des politisch räsonierenden Publikums<br />

Ort s<strong>ein</strong>es öffentlich-<strong>politische</strong>n Räsonierens und als Kritik- und Kontrollorgan<br />

von großer Bedeutung für die Demokratie. In Folge ihrer Kommerzialisierung verlor<br />

sie jedoch diese <strong>politische</strong>n Funktionen.<br />

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