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Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

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POLITISCHE TALKSHOW<br />

<strong>Talkshow</strong>s <strong>ein</strong>e zu enge Verbindung von Unterhaltung und Politik – zum Schaden der<br />

Politik – vorzuwerfen.<br />

In vielen wissenschaftsbasierten wie journalistischen Kritiken zu <strong>politische</strong>n <strong>Talkshow</strong>s<br />

werden darüber hinaus die Funktionen Unterhaltung und Information als Gegensätze<br />

behandelt: 159 Unterhaltung wird als etwas Negatives bewertet, Information als<br />

etwas Positives. Unterhaltung wird häufig pauschal verurteilt: „Information ist Bürgerpflicht.<br />

Unterhaltung, insbesondere Massenunterhaltung, […] suspekt“ (Klaus<br />

1996, S. 403). Allgem<strong>ein</strong> wird dem Fernsehen oft der Vorwurf gemacht, als Unterhaltungsmedium<br />

<strong>ein</strong>en oberflächlichen, flüchtigen und häufig falschen Eindruck der Dinge<br />

zu vermitteln: „Weil es die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf attraktive, aber wenig<br />

aussagekräftige Nebensächlichkeiten lenke und weil es s<strong>ein</strong> Publikum zum ‚Vielsehen’<br />

und zur Leseabstinenz verleite, mache das Fernsehen im Zweifelsfall ‚dumm’.“<br />

(Hamm/Koller 1992, S. 223-224)<br />

Auch die dem Format „<strong>politische</strong> <strong>Talkshow</strong>“ zugrunde liegende Mischung der beiden<br />

Funktionen Information und Unterhaltung gibt immer wieder Anlass für Rückschlüsse<br />

auf ihre Effekte beim Publikum. Da <strong>politische</strong> <strong>Talkshow</strong>s unterhaltend sind, können<br />

sie, so <strong>ein</strong> häufig geäußertes Vorurteil, k<strong>ein</strong>e ernsthaften Informationen liefern. Dabei<br />

stützt sich diese Kritik auf das Stimulus-Response-Modell, in dem sie davon ausgeht,<br />

dass unterhaltende Inhalte Unterhaltung bewirken und informierende Inhalte Information.<br />

Das Stimulus-Response-Modell und s<strong>ein</strong>e Thesen haben sich jedoch als nicht<br />

haltbar erwiesen (siehe Kap. 4.1) und können daher auch in diesem Zusammenhang<br />

nicht als Beleg dienen.<br />

Formate, von Programmmachern als Unterhaltungssendung konzipiert, müssen nicht<br />

159 Siehe hierzu u.a. Schicha 2002, Plake 1999. Der Dualismus von Information und Unterhaltung<br />

prägt die gesamte Medienwelt. Er bestimmt „das Agieren der Medienschaffenden, be<strong>ein</strong>flusst die Vorstellungen<br />

über das Publikum und über Rezeptionsprozesse und fundiert zahlreiche kommunikationswissenschaftliche<br />

Studien. […] Er spiegelt sich in der Gegenüberstellung von informationsorientierten<br />

versus unterhaltungsorientierten Journalismuskonzepten, in der Trennung von Unterhaltungs- und<br />

Informationsprogrammen, schließlich auch in der Scheidung in <strong>ein</strong> informations- und unterhaltungssuchendes<br />

Publikum“ (Klaus 1996, S. 402). Dabei sch<strong>ein</strong>t – zumindest aus Rezipientenperspektive –<br />

der Gegensatz von Unterhaltung nicht Information, sondern Langeweile und der Gegensatz von Information<br />

nicht Unterhaltung, sondern Desinformation zu s<strong>ein</strong>. (Siehe hierzu u.a. Klaus 1996, Meyen<br />

2001)<br />

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