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Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

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POLITISCHE BILDUNG UND POLITISCHE TALKSHOW 1<br />

6.3.2 <strong>Die</strong> Ausgewogenheit der Informationen<br />

Für <strong>ein</strong>e möglichst umfassende und ausgewogene Information ist es wichtig, Informationen<br />

aus verschiedenen Quellen zu erhalten. Um Aussagen darüber machen zu können,<br />

ob dies in <strong>politische</strong>n <strong>Talkshow</strong>s umgesetzt wird, wurde untersucht, welche Diskutanten<br />

wie häufig und wie lange zu Wort kommen.<br />

Bei der analysierten „hartaberfair“-Sendung konnte <strong>ein</strong>e ungefähre Gleichverteilung<br />

der Beiträge von Lauterbach, Seehofer und Höhler sowie der Beiträge von Walz und<br />

Pieper hinsichtlich ihrer Gesamtlänge festgestellt werden. <strong>Die</strong> analysierte Sendung von<br />

Maybrit Illner wurde dagegen von Wolfgang Clement dominiert. 227 (Siehe Tab. 16,<br />

S. 197) <strong>Die</strong> Gesamtlänge von Clements Diskussionsbeiträgen übersteigt sogar die der<br />

Moderatorin, und Clement hat nach der Moderatorin auch die meisten Diskussionsbeiträge.<br />

Demgegenüber hat s<strong>ein</strong> Kontrahent Bsirske zwar die längsten Diskussionsbeiträge,<br />

doch zusammen mit den Diskussionsbeiträgen von Neumann, die s<strong>ein</strong>e Aussagen<br />

unterstützen, erreichen die Beiträge von Bsirske nur <strong>ein</strong>e Gesamtlänge von 17’11<br />

min., während die Beiträge von Clement und Oettinger, deren Argumentationen aufgrund<br />

der aktuellen Regierungskoalition zahlreiche Gem<strong>ein</strong>samkeiten aufweisen, <strong>ein</strong>e<br />

Gesamtlänge von 21’33 min. ergeben. 228<br />

<strong>Die</strong>se r<strong>ein</strong> quantitative Analyse muss um <strong>ein</strong>e qualitative ergänzt werden, um Gründe<br />

dieser Dominanz Clements und s<strong>ein</strong>er Positionen aufzuzeigen sowie mögliche Folgen<br />

für <strong>ein</strong>e ausgewogene Information der Zuschauer zu analysieren. Aufgrund der formateigenen<br />

Logik liegt es nahe, dass Politiker wie Clement in <strong>politische</strong>n <strong>Talkshow</strong>s<br />

<strong>ein</strong>e besonders aktive Rolle wahrnehmen und <strong>ein</strong> „personalisiertes Zentrum der Diskussion<br />

als zentrale Adressaten von Kritik und Zustimmung der anderen Teilnehmer“<br />

(Schultz 2006, S. 270) bieten.<br />

227 Schultz‘ Analyse ergab, dass es in den meisten der von ihm analysierten Sendungen <strong>ein</strong>e ungefähre<br />

Gleichverteilung in den Redeanteilen gab, und der Autor resümierte: „Es wirken offenbar hemmende<br />

Faktoren, die verhindern, dass <strong>ein</strong>zelne Sprecher wesentlich mehr Zeit als andere beanspruchen. Sowohl<br />

die Moderatoren als auch die anderen Teilnehmer wehren sich gegen die Dominanz <strong>ein</strong>es bestimmten<br />

Sprechers“ (Schultz 2006, S. 211).<br />

228 Laut der Analyse von Schultz bilden sich in den Diskussionsrunden <strong>politische</strong>r <strong>Talkshow</strong>s häufig<br />

zwei oder drei Lager, „in denen mehrere Teilnehmer sich und ihre Positionen überwiegend unterstützen<br />

und ergänzen“ (ebd., S. 273) <strong>Die</strong> zu erwartende ‚Lagerbildung’ wird dem Zuschauer häufig schon<br />

durch die Sitzordnung verdeutlicht.<br />

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