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Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

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POLITISCHE BILDUNG UND POLITISCHE TALKSHOW 1<br />

spielen, (siehe Tab. 12 und 13, S. 194) als es Schultz noch für s<strong>ein</strong> Untersuchungssample<br />

festgestellt hat. 243<br />

So stellt Illner insgesamt 12 Fragen, wie „Sind Sie froh darüber?“, „Sind aber trotzdem unzufrieden?“,<br />

„Können Sie gegebenenfalls damit leben, …? “. <strong>Die</strong>se große Rolle der Fragen, die auf Selbstoffenbarung<br />

zielen, kann mit der Neukonzeption der Sendung „Maybrit Illner“ zusammenzuhängen.<br />

In der analysierten „hartaberfair“ Sendung spielen Fragen nach Selbstoffenbarung und Erlebnissen aus<br />

dem eigenen Leben <strong>ein</strong>e noch größere Rolle: Bei der quantitativen Analyse wurden 26 Fragen Plasbergs<br />

der Fragerichtung Expression zugeordnet (z.B. „Wie wichtig war das denn, dass Ihnen privilegierte<br />

Menschen die Hand gereicht haben?“, „Hr. Lauterbach, wie fühlt man sich denn als Feigenblatt?,<br />

„Was ist für Sie wichtiger, der <strong>politische</strong> Erfolg oder der private Friede?“).<br />

Mit den Fragen nach Selbstoffenbarung wird den Diskutanten auch die Möglichkeit<br />

gegeben, durch Erzählungen aus ihrem eigenen Leben zu vermitteln, dass sie Verständnis<br />

und Mitgefühl für die Betroffenen haben:<br />

„Ich habe das bei mir so erlebt, ich hatte, wie gesagt, die familiäre Situation zuhause:<br />

kinderreich, Vater Arbeiter, auch arbeitslos, Schwierigkeit, jeden Freitag die Lohntüte<br />

geholt (Plasberg: Wie viele Kinder waren die Seehofers?). 4 Kinder. Und die Lohntüte<br />

musste jeden Freitag noch nach Hause geholt werden, damit sie nicht in der Gaststube<br />

landet, sondern zuhause. Also das waren schon schwierige Zeiten. Und ich habe dann<br />

selbst gemerkt, das war finanziell nicht möglich zu der Zeit auf <strong>ein</strong>e höhere Schule zu<br />

gehen, aber irgendwo habe ich dann bemerkt, m<strong>ein</strong>e Mutter hat immer den Grundsatz<br />

vertreten, der soll es mal besser haben als wir, da waren der Krieg und Kriegsereignisse<br />

noch dabei, und ihre Vorstellung war öffentlicher <strong>Die</strong>nst. Sie hat mich dann zu<br />

<strong>ein</strong>em Landrat geschleppt und den Landrat bedrängt, dass er mich <strong>ein</strong>stellt.“ (Seehofer;<br />

„hartaberfair“, D 96)<br />

6.4.3 <strong>Die</strong> Expertenbeiträge<br />

Nicht nur durch die direkte Konfrontation unterschiedlicher M<strong>ein</strong>ungen sollen die Zuschauer<br />

<strong>politische</strong>r <strong>Talkshow</strong>s in die Lage versetzt werden, verschiedene Positionen<br />

und Argumente zu <strong>ein</strong>em Thema mit<strong>ein</strong>ander vergleichen zu können; durch Analysen<br />

und Argumente von (wissenschaftlichen) Experten sollen Aussagen und M<strong>ein</strong>ungen<br />

der vertretenen <strong>politische</strong>n Akteure sowie der Betroffenen um potentiell neutrale, wissenschaftlich<br />

begründete Aussagen ergänzt und/oder konterkariert werden. 244 <strong>Die</strong> Experten<br />

in den beiden Fallbeispielen können diesen Anforderungen jedoch nicht gerecht<br />

werden; ihre Diskussionsbeiträge können kaum als Unterstützung für <strong>ein</strong>e rationale<br />

Urteils- und Willensbildung auf Seiten der Rezipienten gewertet werden.<br />

243 Siehe hierzu Schultz 2006, S. 227-228.<br />

244 So kam Schultz in s<strong>ein</strong>er Studie zu dem Ergebnis, dass Wissenschaftler mehr als alle anderen Teilnehmer<br />

<strong>politische</strong>r <strong>Talkshow</strong>s dem Kommunikationstyp „informieren/deuten/erklären/analysieren“<br />

entsprechen. (Siehe Schultz 2006, S. 254)<br />

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