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Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

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POLITISCHE TALKSHOW 1<br />

Redner negativ“ (Maurer/R<strong>ein</strong>emann 2003, S. 128). Denn Informationen, die im Widerspruch<br />

zur eigenen M<strong>ein</strong>ung stehen, werden eher als unangenehm empfunden und<br />

möglichst vermieden:<br />

„Wenn es aber nicht gelingt, Informationen zu vermeiden, die der eigenen M<strong>ein</strong>ung<br />

widersprechen, wird ihre Bedeutung heruntergespielt, z.B. indem die Quelle als unglaubwürdig<br />

oder die Information als bedeutungslos betrachtet wird. Nicht mit der<br />

eigenen M<strong>ein</strong>ung über<strong>ein</strong>stimmende Fakten und statistische Informationen werden<br />

dabei noch eher abgelehnt als Argumente ohne Fakten und statistische Informationen.<br />

[...] <strong>Die</strong> Wahrsch<strong>ein</strong>lichkeit, Zuschauer <strong>ein</strong>er Fernsehdebatte mit Fakten, die für die<br />

eigene oder gegen die konkurrierende Position sprechen, zu überzeugen, ist gering.“<br />

(ebd., S. 127-128)<br />

Infolgedessen kann es für <strong>ein</strong>en Politiker in <strong>politische</strong>n <strong>Talkshow</strong>s weniger darum gehen,<br />

den Zuschauern Informationen zu vermitteln, als vielmehr darum, mit s<strong>ein</strong>en Diskussionsbeiträgen<br />

bei den Zuschauern bereits vorhandene M<strong>ein</strong>ungen in s<strong>ein</strong>em Sinne<br />

zu aktivieren. (Vgl. ebd., S. 130)<br />

Abschließend stellt sich die Frage, ob in <strong>politische</strong>n <strong>Talkshow</strong>s – aufgrund der Interessen<br />

teilnehmender Politiker und der formateigenen Logik – überhaupt <strong>ein</strong>e Form des<br />

<strong>politische</strong>n Diskurses stattfindet, die noch funktional s<strong>ein</strong> kann für <strong>politische</strong> <strong>Bildung</strong>.<br />

5.4.1.1 Zum <strong>politische</strong>n Diskurs in <strong>Talkshow</strong>s<br />

Für viele Kritiker findet in <strong>politische</strong>n <strong>Talkshow</strong>s k<strong>ein</strong>e angemessene, rationale Diskussion<br />

<strong>politische</strong>r Themen statt. Wissenschaftler haben sich immer wieder mit der<br />

Frage aus<strong>ein</strong>andergesetzt, ob <strong>politische</strong> <strong>Talkshow</strong>s zu Recht für sich in Anspruch<br />

nehmen können, „so etwas wie <strong>ein</strong>e massenmediale Agora, <strong>ein</strong> sachorientiertes Argumentations-<br />

und Streitforum zu bieten“ (Dörner 2001, S. 138), oder sie analysierten<br />

<strong>politische</strong> <strong>Talkshow</strong>s unter Anwendung der Habermaschen normativen Postulate an<br />

argumentative Diskurse. 168 Dabei stießen die Forscher jedoch häufig an Grenzen hinsichtlich<br />

der Vergleichbarkeit normativer Postulate und der Realität; normative Postulate<br />

lassen sich selten in der Realität umsetzen. Aufgrund der zugrunde liegenden Medienlogik<br />

(begrenzte Sendezeit, Komplexitätsreduktion etc.) ersch<strong>ein</strong>t die Erwartungshaltung,<br />

im Laufe <strong>ein</strong>er <strong>politische</strong>n <strong>Talkshow</strong> zur rationalen Klärung <strong>ein</strong>es Problems<br />

168<br />

Siehe hierzu u.a. Dörner 2001, Holly/Kühn/Püschel 1989(b), Schicha 2003, Schultz 2006, Tenscher<br />

1999(b).<br />

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