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Die politische Talkshow - ein Medium politischer Bildung?

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POLITISCHE BILDUNG 1<br />

Vor allem die Vermischung von Unterhaltung und Information im Rahmen <strong>politische</strong>r<br />

<strong>Talkshow</strong>s wird kritisch beurteilt, wenn es um ihren Einsatz als Methode im Politikunterricht<br />

geht: „Im Medienbereich hat sich die Erkenntnis weitgehend durchgesetzt,<br />

dass Unterhalten und Informieren sich nicht grundsätzlich ausschließen. Ob diese Erkenntnis<br />

bruchlos auf <strong>Bildung</strong>s- und Lernprozesse bezogen werden kann, ersch<strong>ein</strong>t<br />

zumindest kontrovers.“ (Kuhn 2004, S. 124)<br />

Unter bestimmten Voraussetzungen sieht Politik-Didaktiker Kuhn, der sich intensiv<br />

mit der <strong>politische</strong>n <strong>Talkshow</strong> als Unterrichtsmethode aus<strong>ein</strong>andergesetzt hat, jedoch<br />

durchaus Vorzüge in dieser Methode, die vor allem auf ihre Attraktivität zurückzuführen<br />

sind und auf die Tatsache, dass die <strong>Talkshow</strong> als stets präsentes, beliebtes Fernsehformat<br />

auch jüngeren Schülern vertraut ist: „Ihre Struktur und ihr Verlauf können<br />

leicht durchschaut werden.“ (Kuhn 2000, S. 187) Als positiv an der Unterrichtsmethode<br />

„<strong>Talkshow</strong>“ bewertet Kuhn auch, dass sie in der Regel Spaß macht und deshalb<br />

motivierend wirkt. 57 (Vgl. ebd., S. 187)<br />

Kuhn stellt die Frage, ob die <strong>politische</strong> <strong>Talkshow</strong>, gerade weil in ihr nur geredet wird,<br />

nicht <strong>ein</strong>e besonders geeignete Methode für <strong>politische</strong> <strong>Bildung</strong> im Unterricht ist, da<br />

hier konzentriertes Zuhören möglich ist, während in der TV-<strong>Talkshow</strong> das Zuhören<br />

durch inhaltskonträre Kamerapositionen und hektische Schnitte gestört wird. (Vgl.<br />

Kuhn 2004, S. 124) Nach Kuhns Differenzierung wären also <strong>politische</strong> <strong>Talkshow</strong>s als<br />

Unterrichtsmethode positiv zu bewerten, <strong>politische</strong> <strong>Talkshow</strong>s im Fernsehen jedoch<br />

nicht. Kuhn betont, dass die Schule den <strong>politische</strong>n <strong>Talkshow</strong>s mehr Möglichkeiten<br />

bietet als das Fernsehen, denn zu echter Kommunikation gehören neben Emotionen<br />

auch die Zeit zu reden, und legt „man dieses Kriterium zugrunde, so brauchen <strong>Talkshow</strong>s<br />

im Unterricht den Vergleich nicht zu scheuen; vielmehr bieten sie in diesem<br />

Feld wesentlich mehr Möglichkeiten als professionelle Sendungen“ (ebd., S. 124).<br />

Kuhn arbeitet heraus, dass die <strong>politische</strong> <strong>Talkshow</strong> <strong>ein</strong>igen didaktischen Leitprinzipien<br />

der <strong>politische</strong>n <strong>Bildung</strong> entspricht. Bei der TV-<strong>Talkshow</strong> wie im Unterricht gilt die<br />

Faustregel: „Je stärker das Thema <strong>ein</strong>gegrenzt ist, desto intensiver und substanzieller<br />

57 Schon Ronneberger forderte 1964, das <strong>politische</strong> Interesse auf unterhaltsame Weise zu erregen, es<br />

dann aber aufzufangen, zu pflegen und zu vertiefen. (Vgl. Ronneberger 1964, S. 298)<br />

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