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Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

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Brabanter Torfkanäle 107<br />

Darauf lud man den Torf in Fluß- oder Seeschiffe <strong>für</strong> den weiteren Transport<br />

um . Der Hauptkanal verband den Exporthafen mit dem Moor . Im Moor mündeten<br />

zahlreiche Neben- oder Zubringerkanäle in den Hauptkanal . Entlang der<br />

Nebenkanäle lagen <strong>die</strong> Torffelder, jedes mit seinem eigenen Kai . Die Torfkanäle<br />

waren an sich nur schmal <strong>und</strong> gerade breit genug, um einen Torfkahn durchzulassen<br />

. Zwei Meter über der tiefsten Stelle hatten sie eine Breite von 4 bis 6 m . Die<br />

Ufer hatten eine stark wechselnde Neigung, wie <strong>die</strong>s (in Abb . 3) <strong>die</strong> Grenze<br />

zwischen den nicht gestörten Bodenschichten <strong>und</strong> den jüngeren Auffüllungsschichten<br />

zeigt . In <strong>die</strong>sen Querschnitten sind sowohl der vertikale als auch der<br />

horizontale Maßstab gleich .<br />

Wo der Kanal im Moor gegraben wurde, traten, nachdem das Moor abgetorft<br />

war, Schwierigkeiten auf . Der Kanal verlief dann durch eine Niederung zwischen<br />

zwei Streifen Restmoor . Auch aus <strong>die</strong>sen Reststreifen wurde das Moor<br />

noch abgegraben, aber dann wurden <strong>die</strong> Löcher mit Sand <strong>und</strong> Heideschollen<br />

ausgefüllt . Dadurch entstanden an beiden Seiten des Kanals zwei Dämme .<br />

Der Wasserstand der Kanäle konnte mit Schleusen (spuien) geregelt werden .<br />

Die Schleusen hatten nur ein Tor <strong>und</strong> können somit nicht als Kammerschleusen<br />

betrachtet werden (siehe dazu den Beitrag von Troitzsch in <strong>die</strong>sem Band) . Die<br />

durchschnittliche Stauhöhe betrug etwa 1,5 m . Wenn <strong>die</strong> Schleusentore geöffnet<br />

wurden, strömte viel Wasser aus der oberen Kanalhaltung in <strong>die</strong> darauffolgende<br />

niedrigere Haltung. So verbrauchte man <strong>für</strong> <strong>die</strong> vollgeladenen Torfkähne viel<br />

Wasser, um genügend Tiefgang zu bekommen . Bei der Rückfahrt der leeren Kähne<br />

war jedoch noch mehr Wasser nötig . Um den Wasserverbrauch zu beschränken,<br />

fuhren <strong>die</strong> Kähne in Konvois, <strong>die</strong> 25 bis 75 Torfkähne umfaßten . Um in<br />

kurzer Zeit über viel Wasser verfügen zu können, wandelte man <strong>die</strong> abgetorften<br />

Moorgebiete in Regen- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>wasserbehälter um .<br />

Der Torftransport durch <strong>die</strong> Torfkanäle geschah mit Torfkähnen . Das waren<br />

im 16 . Jahrh<strong>und</strong>ert 14 m lange, schmale Schiffe mit flachem Boden, deren Länge<br />

um 1700 bis auf 19 m zugenommen hatte . Diese Torfkähne konnten etwa 43 bis<br />

68 Kubikmeter Torf transportieren . Um 1700 kostete ein Kahn durchschnittlich<br />

525 Gulden . Ein Konvoi von 75 Torfkähnen hatte eine Länge von etwa 1500 m .<br />

Da <strong>die</strong> Schleusen meistens 800 m voneinander entfernt waren, benutzte ein Konvoi<br />

dauernd drei, manchmal auch mehr Kanalhaltungen . In guten Jahren wurden<br />

durch ein Torfkanalsystem 1300 Schiffsladungen oder 70 000 Kubikmeter Torf<br />

befördert. Das sind 26 Konvois von jeweils 50 Kähnen, so daß während der<br />

Sommersaison jede Woche ein Konvoi hin- <strong>und</strong> zurückfuhr . Als Rückfracht beförderten<br />

<strong>die</strong> Torfkähne »Straßendünger« aus den Städten in <strong>die</strong> Moore . Dieser<br />

Düngerimport führte jedoch nur zu relativ kleinen Urbarmachungen, <strong>die</strong> meistens<br />

an den alten Torfkanälen stattfanden . Auf den Kanalufern, den sogenannten<br />

»vaartkanten«, hatte man Wege <strong>für</strong> das Ziehen der Torfkähne gebaut . Diese<br />

Treidelpfade waren auch <strong>für</strong> den Landverkehr in den Mooren von <strong>Bedeutung</strong> .<br />

Dort pflanzten <strong>die</strong> Torfunternehmer Bäume, deren Holz zur Instandhaltung der<br />

Schleusen, Düker, Aquädukte, Brücken <strong>und</strong> Torfkähne <strong>die</strong>nte (Abb . 4) . An einzelnen<br />

Stellen ließen sich Torfarbeiter <strong>und</strong> auch Bauern auf den »vaartkanten«<br />

nieder . So entstanden auf <strong>die</strong> Dauer kleine Siedlungen mit Namen wie »Vaartkant«<br />

oder »Zandspui« . Der letzte Name deutet auf eine nah gelegene Schleuse

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