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Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

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14 0 U . Troitzsch<br />

nen Straßen waren schon bald nicht mehr in der Lage, <strong>die</strong> rasch wachsende Zahl<br />

von Personenkraftwagen <strong>und</strong> Lastwagen aufzunehmen, zudem wurden <strong>die</strong> Fahrzeuge<br />

immer schneller, was sich nicht zuletzt in den zahlreichen, sich großer<br />

Beliebtheit erfreuenden Autorennen dokumentierte . Ähnlich wie beim Schienenverkehr<br />

erwies sich alsbald <strong>die</strong> herkömmliche Fahrbahn, <strong>die</strong> immer noch von<br />

Radfahrern, Pferdefuhrwerken, Fußgängern <strong>und</strong> Kraftfahrzeugen gemeinsam<br />

benutzt wurde, was zu häufigen Unfällen führte, als nicht mehr geeignet . Der<br />

Ruf nach breiteren Straßen <strong>und</strong> schließlich auch nach der ausschließlich <strong>für</strong><br />

Kraftfahrzeuge zugelassenen Fahrbahn wurde immer lauter . Und so entwickelten<br />

sich in den Vereinigten Staaten <strong>die</strong> »Highways« <strong>und</strong> in Europa, besonders in<br />

Deutschland, <strong>die</strong> Autobahnen mit <strong>ihre</strong>n auf ein Minimum beschränkten Kurvenführungen<br />

. Sie stellten einen seit dem Eisenbahnboom im 19 . Jahrh<strong>und</strong>ert nicht<br />

mehr dagewesenen Eingriff in <strong>die</strong> Landschaft dar . Aber auch das übrige Straßennetz,<br />

noch weitgehend den traditionellen Verkehrsführungen aus der vorindustriellen<br />

<strong>und</strong> frühindustriellen Zeit folgend, unterlag unter dem Druck permanent<br />

konstruktiv verbesserter Kraftfahrzeuge (Erhöhung der Geschwindigkeit<br />

bei PKWS <strong>und</strong> Steigerung der Zugkraft bei Lastkraftwagen) einschneidenden<br />

Veränderungen . Die Entwicklung in der B<strong>und</strong>esrepublik mag hier als Beispiel<br />

<strong>die</strong>nen . Seit den 50er Jahren verbreiterte <strong>und</strong> begradigte man <strong>die</strong> bestehenden<br />

Fernverkehrsstraßen, schuf Ortsumgehungen <strong>und</strong> »entschärfte« auf Druck der<br />

einflußreichen Automobil-Clubs <strong>die</strong> Chausseen durch rigoroses Abholzen der <strong>die</strong><br />

Fahrbahn begrenzenden Bäume . Man forderte <strong>und</strong> realisierte kreuzungsfreie,<br />

vielspurige B<strong>und</strong>esstraßen <strong>und</strong> Autobahnzubringer <strong>und</strong> - seit neuestem verstärkt,<br />

wenn auch mit anderer Argumentation - parallel zu den Landstraßen verlaufende<br />

Radwege . Natürlich standen vielfache Sicherheitsgesichtspunkte hinter <strong>die</strong>sen<br />

Maßnahmen (erinnert sei an <strong>die</strong> hohe Zahl von Verkehrsopfern), aber letztlich<br />

war es doch auch <strong>die</strong> Absicht, <strong>die</strong> im Automotor schlummernden Geschwindigkeits-<br />

<strong>und</strong> Kraftreserven auf möglichst geraden, breiten Fahrstrecken zu mobilisieren<br />

. Ein deutlicher Beleg <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Tendenz waren <strong>die</strong> Versuche in den 60er<br />

<strong>und</strong> 70er Jahren, <strong>die</strong> »autogerechte« Stadt zu schaffen . Mittlerweile hat hier zwar<br />

ein Umdenken eingesetzt, aber irreversible Schäden in der <strong>Kulturlandschaft</strong> sind<br />

geblieben .<br />

Auch <strong>die</strong> landwirtschaftlichen Nutzflächen wurden in zunehmendem Maße<br />

von der Motorisierung betroffen . Immer größere <strong>und</strong> stärkere Traktoren -<br />

Transportmittel <strong>und</strong> Kraftquelle gleichermaßen - machten <strong>die</strong> Asphaltierung <strong>und</strong><br />

Betonierung der Feldwege <strong>und</strong> Hofzufahrten notwendig . Im Verein mit Entwässerungsmaßnahmen<br />

(Begradigung fließender Gewässer, Drainage, Kanalisation)<br />

führten sie zu der heute heftig beklagten »Versiegelung« des Bodens . Die Veränderung<br />

der <strong>Kulturlandschaft</strong>, aber auch der Verlust von Resten noch weitgehend<br />

unberührter Biotope sowie unerwartete Überschwemmungen durch Hochwasser<br />

sind <strong>die</strong> häufige Folge .<br />

Anders als bei der Eisenbahn, <strong>die</strong> bei aller Ausdehnung dennoch nur über<br />

einen begrenzten Lokomotiv- <strong>und</strong> Wagenpark verfügt, erfordern <strong>die</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> immer<br />

noch wachsende Anzahl an Automobilen notwendigen Versorgungssysteme<br />

einen erheblichen Bedarf an Kulturfläche . Genannt seien als Beispiele <strong>die</strong> Automobilfabriken<br />

mit <strong>ihre</strong>n vielen Tausenden von Zuliefererbetrieben, <strong>die</strong> Raffinerien,<br />

Tankstellen, Raststätten, Werkstätten usw .

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