30.10.2013 Aufrufe

Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Walter Kuhn (1903-1983) 18 7<br />

Manuskripte zum Druck . 1944 geriet Kuhn in amerikanische Kriegsgefangenschaft<br />

. Als er 1947 entlassen wurde, hatte er nicht nur den Verlust seiner Heimat,<br />

seines Berufes <strong>und</strong> Besitzes zu beklagen, sondern auch <strong>die</strong> Zerstörung des als<br />

Lebensaufgabe geplanten Forschungsgebietes . Nach den Umwälzungen <strong>und</strong> Verwüstungen<br />

des Krieges war Sprachinselforschung in dem von ihm konzipierten<br />

Sinne nicht mehr möglich . In seinen Erinnerungen beschreibt er den angesichts<br />

<strong>die</strong>ser Umstände gefaßten Entschluß, Siedlungshistoriker zu werden : »Meine<br />

persönliche Antwort darauf, daß <strong>die</strong> Sprachinseln ein Stück Geschichte geworden<br />

waren, war, <strong>die</strong>sem Wege zu folgen <strong>und</strong> mich der Geschichte des Ostdeutschtums<br />

zuzuwenden, <strong>und</strong> zwar dem entscheidenden Beginn <strong>die</strong>ser Geschichte .«'<br />

Wurde <strong>die</strong>sem neuen Forschungsgegenstand, der nunmehr im Mittelpunkt seiner<br />

Arbeit stand, ein 1947 erteilter Lehrauftrag <strong>für</strong> Deutsche Volksk<strong>und</strong>e an der<br />

Universität Hamburg noch nicht ganz gerecht, so entsprach <strong>die</strong> 1955 erteilte<br />

Professur <strong>für</strong> Siedlungsgeschichte <strong>und</strong> Volkstumsforschung namentlich Ostdeutschlands<br />

voll <strong>und</strong> ganz dem selbst gewählten Arbeitsgebiet . In <strong>die</strong>sem zweiten<br />

Abschnitt seines Forscherlebens gab Walter Kuhn der ostdeutschen Siedlungsgeschichtsforschung<br />

nicht nur entscheidend neue Impulse auf dem Gebiet der<br />

Forschungskonzeption <strong>und</strong> der Methodik, sondern förderte nicht zuletzt auch<br />

auf dem Gebiet der Detailforschung zahlreiche Erkenntnisse zutage .<br />

Der zweite, nach dem Krieg beginnende Abschnitt des wissenschaftlichen Lebensweges<br />

Walter Kuhns bedeutete keinen völligen Neuanfang . Hatte sich auch<br />

der Gegenstand der Forschung geändert, so wurden doch in der Erforschung der<br />

Sprachinseln, vor allem in dem Gr<strong>und</strong>lagenbuch »Deutsche Sprachinselforschung«<br />

entwickelte methodische Ansätze in der Siedlungsgeschichtsforschung<br />

nutzbar . Dies betrifft in erster Linie <strong>die</strong> Methoden der Statistik <strong>und</strong> der<br />

Namenforschung . Vor allem <strong>die</strong> Namenforschung <strong>die</strong>nte schon in der Sprachinselforschung<br />

historiographischen Zwecken, nämlich der Ermittlung der historischen<br />

Sprachgrenze <strong>und</strong> der Herkunft der Siedler . Dabei wurden Orts- <strong>und</strong><br />

Flurnamen ebenso wie Personennamen ausgewertet. Die Sprachgrenzforschung<br />

zielte auf den Nachweis deutscher Siedler in den einzelnen Orten ab, <strong>die</strong> Herkunftsforschung<br />

auf <strong>die</strong> Erkenntnis der Heimatorte <strong>und</strong> -länder ; in der Siedlungsgeschichtsforschung<br />

ist beides <strong>für</strong> <strong>die</strong> Rekonstruktion der Siedlungsbewegung<br />

<strong>und</strong> damit <strong>für</strong> den geschichtlichen Verlauf der Ostsiedlung von großer<br />

<strong>Bedeutung</strong> . Durch <strong>die</strong> ausführliche Erörterung der Möglichkeiten <strong>und</strong> Probleme<br />

der Namenforschung, vor allem bei der Anwendung auf <strong>die</strong> genannten Bereiche,<br />

entwickelte Walter Kuhn <strong>die</strong> methodischen Gr<strong>und</strong>lagen, <strong>die</strong> seine späteren siedlungsgeschichtlichen<br />

Arbeiten wesentlich bestimmen .<br />

In der Zwischenkriegszeit, in jener Epoche, in der <strong>für</strong> Kuhn <strong>die</strong> Sprachinselforschung<br />

das eigentliche Arbeitsgebiet war, ging in der Siedlungsgeschichtsforschung<br />

eine vor allem von Hermann Aubin angeregte <strong>und</strong> mit<br />

Nachdruck geforderte Neuorientierung vor sich . In einem programmatischen<br />

Aufsatz erklärte Aubin es <strong>für</strong> »gänzlich unmöglich«', <strong>die</strong> Hochphase der Ost-<br />

'W . Kuhn : Erinnerungen (vgl . Anm .2), S . 276 .<br />

Vgl . W . Kuhn : Deutsche Sprachinselforschung (vgl . Anm . 4), S . 202-230 .<br />

9 H . Aubin : Zur Erforschung der deutschen Ostbewegung . Leipzig 1939 . (Deutsche Schriften zur<br />

Landes- <strong>und</strong> Volksforschung 2), S . 14 .

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!