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Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

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Wilhelm Müller-Wille (1906-1983) 205<br />

Für <strong>die</strong> frühmittelalterliche Rodeperiode (seit ca . 500 bis ca . 800/900) wies<br />

Müller-Wille auf zwei große Siedelbewegungen hin, <strong>die</strong> er auf wachsenden Bevölkerungsdruck<br />

zurückführte : <strong>die</strong> schon von B . Huppertz erkannte, von West<br />

nach Ost ins Schiefergebirge vorstoßende, <strong>die</strong> Müller-Wille <strong>die</strong> »altfränkische«<br />

nannte, <strong>und</strong> »<strong>die</strong> von Norden <strong>und</strong> Nordosten ausgehende altsächsische Rodebewegung«<br />

(ebenda, s . 43) . In <strong>die</strong>sem Zusammenhang betonte er erstmals den<br />

sozialverfassungsgeschichtlichen Gegensatz : <strong>die</strong> altfränkische Rodebewegung erfolgt<br />

im Rahmen des straff organisierten merowingisch-karolingischen Staatswesens,<br />

wobei große Rodeklöster eine wichtige Rolle spielen (ebenda, S . 40),<br />

während <strong>die</strong>se Lenkung bei der altsächsischen Rodebewegung fehlt, Müller-Wille<br />

spricht hier von »altsächsischen Völkerschaften«, <strong>die</strong> unter Bevölkerungsdruck<br />

<strong>und</strong> wegen der durch den fränkischen Staat gesperrten Niederrheingrenze ins<br />

Bergland siedelnd vordringen . Aus dem Kontext ist zu entnehmen, daß Müller-<br />

Wille <strong>die</strong>se Besiedlung als Fortsetzung landnahmemäßiger Niederlassungsweise<br />

auffaßte, d .h . in nicht-herrschaftlich bestimmter, sondern eher stammesmäßigsippenmäßig<br />

genossenschaftlicher Form .<br />

Doch entsprechen <strong>die</strong> Siedlungsformen im westfälischen (altsächsisch) besiedelten<br />

Sauerland nicht dem Typus der in Niederdeutschland vorherrschenden<br />

Form der Eschsiedlung, <strong>für</strong> <strong>die</strong> Müller-Wille, wenn ich recht sehe, hier erstmals<br />

den Begriff des »Drubbels« - eine niederdeutsche Bezeichnung - einführte, den<br />

er zwar formal dem Weiler gleichstellt, ihn jedoch von <strong>die</strong>sem absetzt durch <strong>die</strong><br />

gr<strong>und</strong>sätzlich andere Flurform : - <strong>die</strong> »Langstreifenflur«, den »Esch« . »Die<br />

Langstreifenflur stellt zugleich <strong>die</strong> Altflur dar, <strong>die</strong> um 1800 durchweg im Besitz<br />

der Altbauern (d .h . der Besitzer der ältesten Höfe, d . Verf.) war. Zu <strong>die</strong>ser Flur<br />

gehört als Ortsform der einfache lockere D r u b b e l mit seinen wenigen<br />

Bauernhöfen (6-10) .« (ebenda, S . 53) .<br />

Müller-Wille war durch <strong>die</strong> jüngeren siedlungsgeographischen Forschungen<br />

der Münsteraner Dörries-Schüler H . Riepenhausen (1938) im Ravensberger<br />

Land, W . Hücker (1939) über ländliche Siedlung zwischen Hellweg <strong>und</strong> Ardey<br />

sowie O . Timmermann (1939) über eine Gemarkung der Soester Börde auf <strong>die</strong><br />

Tatsache aufmerksam geworden, daß <strong>die</strong>ser Siedlungstyp bis an den Rand des<br />

Berglandes reichte, hier jedoch von Einzelhöfen <strong>und</strong> Blockflurweilern abgelöst<br />

wurde . Darauf hatte auch Hömberg mit seiner Sauerland-Arbeit (1938) aufmerksam<br />

gemacht . Müller-Wille erklärte nun <strong>die</strong>sen Unterschied der Siedellandschaften<br />

auf folgende Weise : Auch im niederdeutschen Raum gibt es alte Einzelhöfe,<br />

<strong>die</strong> in der Geestlandschaft überall dort entstanden, wo aus landschaftsökologisch<br />

bedingtem Raummangel keine Gruppensiedlungen als Drubbel<br />

Platz fanden . Ebenfalls im fränkisch besiedelten Niederrheinland bildete sich das<br />

dort vorherrschende Einzelhof-Muster in Anpassung an entsprechende landschaftsökologische<br />

Gegebenheiten heraus (II, S . 57) <strong>und</strong> wurde gewissermaßen<br />

als niederfränkisches Siedlungsmodell von Westen ins Schiefergebirge übertragen<br />

. Durch Teilungen entstanden daraus Weiler mit Blockgemengefluren . Das<br />

gleiche vollzog sich bei der sächsisch-niederdeutschen Besiedlung des nordöstlichen<br />

Rheinischen Schiefergebirges . Müller-Wille greift aber zugleich eine<br />

These von B . Huppertz auf, der <strong>die</strong> Grenze zwischen S-formigen geschwungenen<br />

Langstreifenfluren am Nordrande des Schiefergebirges (vgl . Karte 6, II, S . 54)

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