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Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

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74 S . Gissel<br />

fiel auch der Weg wüst ; es lohnt sich, der Untersuchung von Gregersen noch ein<br />

wenig zu folgen : 1638 schrieb der Pfarrer von Skrydstrup, Peder Mikkelsen, <strong>die</strong><br />

Kirche Nybol, <strong>die</strong> jetzt im Kirchspiel Skydstrup liege, sei durch Krieg <strong>und</strong> Fehde<br />

wüstgef allen, womit er vermutlich <strong>die</strong> Fehden des Unionskönigs Eriks von Pommern<br />

mit den Schaumburgischen Grafen von Holstein in der ersten Hälfte des<br />

15 . Jahrh<strong>und</strong>erts meinte . 1763 äußerte sich ein Pfarrer aus derselben Gegend,<br />

J.A . Dyssel von Nustrup, ähnlich, indem er das Wüstfallen der betreffenden Dörfer<br />

den auswärtigen Feinden oder allgemein der Pest zuschrieb . Neben <strong>die</strong>sen<br />

öfters genannten kurzfristigen Faktoren wird als langfristig wirksame Ursache<br />

der Wüstungserscheinungen südlich von Vojens <strong>und</strong> westlich von Haderslev der<br />

arme Sandboden hervorgehoben . H.V . Gregersen, der u .a . <strong>die</strong> von ca . 1640<br />

stammenden Karten von Johannes Mejer einer gründlichen Auswertung unterzog,<br />

hat mehrmals betont, daß der Heerweg wohl dicht an den Dörfern vorbei,<br />

aber nicht durch <strong>die</strong> Dörfer selbst gehen konnte . Andererseits findet man auf den<br />

Karten zu beiden Seiten des Ochsenwegs Heerweg-Äcker, <strong>die</strong> man sinnvoll als<br />

Rast- <strong>und</strong> Weideplätze <strong>für</strong> das Vieh deuten kann . 1623 waren 280 Rinder aus<br />

Königsbesitz, <strong>die</strong> ausnahmsweise von Süden kamen, zwischen Rendsburg <strong>und</strong><br />

Haderslev elf Tage unterwegs ; davon waren wenigstens vier Tage <strong>für</strong> Ruhe <strong>und</strong><br />

Weide bestimmt . Die Landschaft am Heerweg war also nicht nur den Plünderungen<br />

der kämpfenden <strong>und</strong> durchziehenden Truppen, sondern auch, <strong>und</strong> zwar<br />

permanent, der Weidetätigkeit der Rinder ausgesetzt . Die Belastung wurde durch<br />

den vermehrten Düngeranfall nur zum Teil ausgeglichen . Man muß ferner bedenken,<br />

daß nun, ca. zwei Jahrh<strong>und</strong>erte nach der Verlegung des Heerwegs, mehr<br />

Fettvieh- als Magerviehhandel getrieben wurde .<br />

Welche Auswirkungen kann <strong>die</strong> Verlegung des Heeres- oder Ochsenweges gehabt<br />

haben? Poul Enemark hat 1985 <strong>die</strong> Bedingungen der Viehtrift im Detail<br />

dargestellt <strong>und</strong> klar gemacht, daß das Futter in den drei Wochen, <strong>die</strong> das Vieh von<br />

der Gegend beim Limfjord bis zum Markt Wedel an der Elbe unterwegs war, sehr<br />

knapp werden konnte . Zufuhr war nur von den Küstenstädten wie Flensburg<br />

oder Haderslev aus möglich ; von daher ergab sich ein gewichtiges Argument <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Verlegung . Ein weiteres bot der Anschluß des küstennahen Weges an den<br />

übrigen Verkehr mit den dänischen Inseln, zumindest an <strong>die</strong> Ochsenwege durch<br />

Fünen . Die Situation läßt sich insgesamt wie folgt beschreiben : Man hatte eine<br />

Route an der jütischen Ostküste entlang, an <strong>die</strong> man gegebenenfalls Futter auf<br />

dem Seeweg heranführen konnte ; es gab eine zweite Route in der Nähe der<br />

Westküste mit guten natürlichen Weideplätzen ; <strong>und</strong> schließlich bestand noch <strong>die</strong><br />

mitteljütische Route mit sehr geringen Möglichkeiten der Versorgung des Viehs .<br />

Das Auftreten so zahlreicher Wüstungen an <strong>die</strong>sem Weg, ob mit oder ohne Verlegung<br />

der Route, läßt den Schluß zu, daß <strong>die</strong> Verlegung des Heerwegs zum<br />

Wüstwerden der Dörfer nicht notwendigerweise beigetragen haben muß . Die<br />

Möglichkeiten dauerhafter Siedlung waren wegen der armen Böden <strong>und</strong> der unzureichenden<br />

Zufuhr von vornherein eingeschränkt . Es ist anzunehmen, daß <strong>die</strong><br />

Böden in der Zeit vor der Verlegung bereits ausgemergelt wurden ; denn <strong>die</strong> Verlegung<br />

betraf eine Strecke, auf der <strong>die</strong> Tiere immer sehr erschöpft <strong>und</strong> hungrig<br />

waren . Gemessen an den von Enemark hervorgehobenen, besonders günstigen<br />

Weidebedingungen an der westlichen Strecke nach Ribe <strong>und</strong> der im 16 . Jahrhun-

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