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Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

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Archäologische Forschungsergebnisse zur Stadt des Mittelalters 23 3<br />

plätze wie Haithabu, Dorestad oder Hamwih, unter königlicher Regie <strong>und</strong> bestimmt<br />

von feudalen Großen . Da sind aber auch Burgstädte wie <strong>die</strong> Büraburg<br />

oder <strong>die</strong> slawischen Städte mit Burg <strong>und</strong> Suburbium, wesentlich gekennzeichnet<br />

durch eine regelmäßig gleichartige <strong>und</strong> relativ kleinräumige Bebauung . Da sind<br />

<strong>die</strong> Kloster-Städte wie St . Gallen einerseits oder <strong>die</strong> Menge der »monastic towns«<br />

in Irland (L . Swan, S . 77 ff .) mit innerer Befestigung von 100-200m Durchmesser,<br />

äußerem Ring von 300-500 m Durchmesser - während der innere Ring Kirche,<br />

Friedhof <strong>und</strong> Wehrturm birgt, liegen im äußeren Marktkreuz <strong>und</strong> Marktplatz<br />

- oder <strong>die</strong> mitteleuropäischen Bischofsstädte wie Köln, Paderborn (Pfalz),<br />

Münster, Osnabrück oder Halberstadt mit innerer Befestigung, aber erst viel<br />

später entstandener äußerer Befestigung . Steht hinter der Idee der »monastic<br />

town« das himmlische Jerusalem, <strong>die</strong> »celestial city« (C . Doherty, S . 47), so führt<br />

<strong>die</strong>selbe Idee noch im Hochmittelalter zum Bau des gewaltigen Mauerrings r<strong>und</strong><br />

um Köln mit den zwölf Toren .<br />

Da sind <strong>die</strong> Burgstädte der slawischen Stammesgebiete mit der Befestigung <strong>für</strong><br />

den Stadtherrn, u.U . mit einer weiteren Befestigung <strong>für</strong> sein Kriegergefolge <strong>und</strong><br />

mit befestigten Suburbien - Wall <strong>und</strong> Mauer schützen den Stadtkörper vor der<br />

eigenen Umgebung - (Santok, L . Leciejewicz, S . 345), da gibt es aber <strong>die</strong> Stadt<br />

mit Stadtrecht, in der in einer Ecke <strong>die</strong> Stadtburg des Stadtherrn hineingesetzt<br />

bzw . bei der Gründung mitgeplant wird . Aber <strong>die</strong> Stadtburg kann auch in gehörigem<br />

Sicherheitsabstand errichtet werden, wie <strong>die</strong> in den geplanten anglonormannischen<br />

Städten in Irland (J . Bradley, S . 444) . Trotz Rat <strong>und</strong> eigenem<br />

Recht sind <strong>die</strong> mittelalterlichen Städte nicht autonom ; der Stadtherr ist gegenwärtig<br />

. Und nur in Ausnahmefällen erlangt <strong>die</strong> Stadt den Zustand der »Freien<br />

Reichsstadt« <strong>und</strong> ist nur dem König unterstellt . Doch ist <strong>die</strong> Stadt inzwischen<br />

nicht mehr der Befestigung des Herrschers zugeordnet, sondern dem Markt (W .<br />

Schich, S . 536) . Rangordnungen bleiben, je nachdem ob der König oder verschieden<br />

mächtige Territorial<strong>für</strong>sten Herr der Stadt sind, wie das z.B . auch in<br />

Irland ist (B . Graham, S . 365 : seignorial-, capite baroniae-, manorial-borough) .<br />

Die Tendenzen der heutigen Stadtgeschichtsforschung liegen also nicht mehr<br />

zentral im Bereich der Frage nach Definition der Stadt oder <strong>ihre</strong>r rechtlichen<br />

Erscheinung, sondern wenden sich - nachdem den verschiedenen Arten der Stadt<br />

eine Gleichberechtigung in der Wertung zuzukommen scheint - der topographischen<br />

Organisation einerseits <strong>und</strong> der vergangenen städtischen Lebensrealität<br />

andererseits zu . Beide Bereiche können zentral nur durch <strong>die</strong> Archäologie weiter<br />

erschlossen werden . Bis heute überlieferte Stadtstrukturen <strong>und</strong> Bauwerke, bildliche<br />

Quellen oder auch schriftliche Erwähnungen beleuchten nur <strong>die</strong> spätmittelalterliche<br />

Stadt." Die frühmittelalterliche Zeit der Stadtentstehung <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

hochmittelalterliche Blütephase liegen jenseits der Überlieferungsgrenze . Da setzt<br />

zz H . Boockmann (wie Anm . 12) ; H . Kühnel (Hrsg.), Alltag im Spätmittelalter (Graz, Wien, Köln,<br />

2 . Aufl . 1985) ; vgl . alle Bände der Veröffentlichungen des Instituts <strong>für</strong> mittelalterliche Realienk<strong>und</strong>e<br />

Österreichs, zuletzt : Nr . 9 - Frau <strong>und</strong> spätmittelalterlicher Alltag (Wien 1986) ; spez . Nr . 2<br />

- Das Leben in der Stadt des Spätmittelalters (Wien 1977) .

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